John Doddridge - public domain |
Wenn der Richter sich einen
Fall anhörte, schloss er die Augen, sank tief in seinen Richterstuhl und legte
das Kinn auf die Brust und bewegte sich nicht mehr. Während er sich den Fall
anhörte, der präsentiert wurde, sah es ganz danach aus, als würde er schlafen.
Da waren manche zu Unrecht
Angeklagte, die damit rechneten, dass ihnen die gerechte Justiz Recht
zusprechen würde. Wenn sie aber den „schlafenden Richter“ sahen, sank ihnen das
Herz in die Hose. Andererseits gab es auch solche, die sich tatsächlich schuldig
gemacht hatten und drauf hofften, straffrei auszugehen. Wenn sie den ‚schlafenden
Richter’ sahen, rechneten sie sich gute Chancen aus für einen
Freispruch.
Allerdings schlief Richter
Doddridge nicht. Er hörte sich jeden Fall ganz genau an, wie er ihm präsentiert
wurde, analysierte die Fakten gemäß dem Gesetz und wägte das Recht ab. Seine
Urteile waren immer fundiert, denn der „schlafende Richter“ schlief eben nicht.
Zur alttestamentlichen Zeit
hatten die Juden in Israel den Eindruck, der gerechte Richter im Himmel würde
schlafen. Der Psalmist in Psalm 10:11 beschreibt die Einstellung der Gottlosen
mit den Worten: „Gott hat es vergessen, er sieht nicht hin und wird es nicht
merken!“ Man nahm Gottes Gericht
nicht ernst. „Er verschläft unsere Sünden!“ sagte man sich.
In der Zeit des Neuen
Testaments schreibt Petrus in 2 Petrus 3:9+10, dass es solche gab, die dachten,
Gott würde es nicht so genau halten:
„Es ist aber nicht so, dass
der Herr seine versprochene Wiederkehr hinauszögert, wie manche meinen. Nein, er wartet, weil er Geduld mit
uns hat. Denn er möchte nicht, dass auch nur ein Mensch verloren geht, sondern
dass alle Buße tun und zu ihm umkehren. Es wird aber der Tag des Herrn kommen
wie ein Dieb in der Nacht.“ Man nahm Gottes Gericht nicht ernst! „Er schläft!“ sagte man
sich.
Heute haben
sich die Menschen nicht geändert. Petrus schreibt: (2 Petrus 3:3+4):
„Ihr sollt vor allem
wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott
treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung
seines Kommens? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie
es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ Man nahm Gottes Gericht nicht ernst! „Der Richter schläft!“ ist
die gängige Meinung.
Aber damals im alten Israel galt,
was heute gilt. In Jeremia 25 lamentiert der Prophet, dass er schon 23 Jahre predigt
und warnt, aber das Volk Gottes reagierte nicht. Heute wissen unzählige
Christen, wie sie Gott gefallen und ein heiliges Leben führen können – aber sie
reagieren nicht. Ob es ums Dienen geht, ums Studieren des Wortes Gottes, ums
Beten, ums Geben, ums Bekennen oder um das Leben für Jesus im Alltag. Ohne es
so zu formulieren, glauben zu viele Christen, Gott sei ein schlafender Richter,
dem es irgendwie sicher entgeht, wenn die Nachfolge des Volkes Gottes sich nicht
am Wort Gottes orientiert. Sie rechnen nicht damit, dass Gott auf ihr Leben und
die Art ihrer Nachfolge reagieren wird. Sie irren. Petrus schreibt in 2 Petrus
3:9+10a:
Der Herr verzögert
nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist
langmütig euch gegenüber, da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen,
sondern dass alle zur Buße kommen. Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie
ein Dieb;
Gottes Geduld, Seine Langmut verziehen
sein gerichtliches oder erzieherisches Handeln mit uns. In Seiner Liebe hält er
zurück, und wir wollen uns ermutigen und anspornen lassen. Für Ihn zu leben
macht alles Gericht überflüssig und bringt Segen – mehr Segen, als wir
aufnehmen können.
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