„Heute vor einer Woche war ich auf dem Westerwald und habe
ein paar Hühner geholt, unsere ersten Hühner. ‚Eine gute Sache,’ haben wir gedacht. ‚Aus mindestens drei Gründen’:
- Man bekommt täglich frische Eier.
- Man muss die Böschung nicht mehr mähen. (Da kümmern sich die Hühner drum)
- Wenn die Hühner alt und lebensmüde sind, kann man noch Suppe daraus kochen.
Das Ganze ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, denn die
Hühner haben es gut bei uns. Sie haben einen gemütlichen Stall zum Schlafen,
schöne Legenester, eine große Voliere, Futter, alles was sie sonst noch
brauchen und dazu einen großen Auslauf zum bewegen. Aber eines der Hühner war
trotzdem nicht so glücklich damit.
Es hatte einen sehr großen Freiheitsdrang, fühlte sich in
dem Freilauf offenbar eingesperrt und
wollte unbedingt raus. Warum eigentlich? Innerhalb des Zaunes gab es
alles, was das Huhn für ein glückliches Leben brauchte. Futter, Salat, frisches
Wasser – und mehr. Aber dieses Huhn hatte den Drang in sich drin, auszubrechen.
Am Abend um 19:30 Uhr war es noch da. Die ersten Hühner
waren schon im Stall. Den anderen haben wir dann den Weg rein gezeigt, ohne zu
merken, dass das eine Huhn tatsächlich in die „Freiheit“ entwischt war. Wäre es
in den Stall gegangen, dann hätte ich die Tür hinter ihm zugemacht, es
eingesperrt und es bis zum nächsten Morgen sicher verwahrt. Aber damit hätte
ich natürlich auch Fuchs und Marder ausgesperrt. Es wäre zum Besten des Huhns
gewesen. So hat es die erste Nacht in Freiheit gleich mit dem Leben bezahlt. Am
Morgen fand ich nur noch ein paar Federn im Hof. Tragisch.
Ich glaube, wir Menschen ticken manchmal genauso wie dieses
Huhn. Wir sehen Regeln und Einschränkungen und denken sofort drüber nach,
wie wir sie umgehen und ausbrechen können. Wir lassen uns nicht gerne irgendwas
vorschreiben. Wir kommen auch gar nicht auf die Idee, dass das vielleicht zu
unserem Besten sein könnte. Verbote und Gesetze scheinen nur den Spaß zu verderben.
Viele Menschen haben beim Gedanken an Jesus und die Christen
genau diese Vorstellung. Sie denken, das Leben eines Christen wird durch
Verbote und Gesetze bestimmt, die ihm den Spaß verderben. Es gab eine Zeit in
meinem Leben, da habe ich genauso gedacht. „Einen
echten Christen erkennst Du da dran, dass er nichts mehr darf. Entsprechend
bekümmert und traurig sieht der dann auch aus.“
Mittlerweile lebe ich seit vielen Jahren als Christ und ich
habe gelernt, dass Christsein meine Freiheit und Freude nicht einschränkt. Gott
sagt (Jakobus 1:25)
Wer sich in das vollkommene Gesetz vertieft,
in das Gesetz der
Freiheit,
wer es immer vor Augen hat
und nicht vergisst was er wahrnimmt, sondern danach handelt,
der wird dabei glücklich und gesegnet sein.
Heißt: „Wer sich mit Gottes Wort beschäftigt und sein Leben
daran orientiert, der verzichtet nicht auf ein fröhliches Leben. Im Gegenteil:
Der wird befreit und dann erst wahre Freude kennenlernen.
Warum sperre ich meine Hühner nachts ein? Doch nicht, weil
ich denen den Spaß einer Nachtwanderung verderben will. Nein! Ich möchte alles
tun, damit die Hühner sicher und fruchtbar leben. Aber auch aus eigenem
Interesse. Damit sie als glückliche Hühner gesunde Eier legen. Dafür muss ich
Schaden von ihnen abwenden. Auch wenn das bedeutet, dass ich ihnen Vorschriften
mache, die ihnen erst mal nicht gefallen.
Gott möchte genau das für uns. Wir sollen ein sicheres und fruchtbares
Leben für Ihn leben, wobei die Art der Frucht in Galater 5:22-23 beschrieben
wird: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und
Keuschheit.
Vielleicht klingt das für manche so langweilig, wie die
Aussicht neben anderen auf einer Hühnerstange eingesperrt zu sein. Aber wenn
wir es ausprobieren, dann erleben wir, dass uns genau dieses Leben nach Gottes
Plan erfüllt und glücklich macht." (Andacht von Stefan Sauer am 28.4.17)