Mit Leitern aus der chinesischen Untergrundkirche saß Nik
Ripken zusammen und interviewte etliche von ihnen. Es gab nicht nur Geschichten
über Siege, Mut und Wunder Gottes. Es gab ebenso Berichte über Niederlagen,
Angst und Versagen, wie er in seinem Buch „Gottes unfassbare Wege“ schreibt.
Es waren drei Männer, die verzweifelt darüber waren, wie „still“
sie sich im Gefängnis verhalten hatten, wie wenig sie ihren Glauben ausgelebt hatten
und wie verzagt sie in ihrer Gefangenschaft gewesen waren. Als sie das vor
versammelter Mannschaft bekannten, brachten sie ihr Problem auf den Punkt mit
den Worten:
„Ihr könnt im
Gefängnis nur das austeilen,
was ihr dorthin mitgenommen habt.
Ihr könnt in der
Verfolgung nur das vermehren,
was ihr dorthin mitgenommen habt.“
Zwei einfache Sätze mit erstaunlicher Tiefe. Da waren drei
Christen, jung im Glauben, ungeschult, ohne viel Bibelwissen. Dann kommen sie
in eine beengende Situation, werden weggesperrt und können nur auf wenig zurückgreifen.
Wo nichts ist, da ist nichts. Von nichts kommt nichts! Vermehren kann sich nur, was bereits im Ansatz
vorhanden ist.
Die Erkenntnis der drei Brüder in China trifft uns ebenso. Es
muss nicht unbedingt das Gefängnis sein. Auch am Arbeitsplatz gilt: „Du kannst nur das austeilen, was Du dorthin mitgenommen hast.“ Auf der Familienfeier gilt: „Du kannst nur das austeilen, was Du dorthin mitgenommen hast.“ Auf der Party
am Samstagabend, auf der Einkaufstour im Supermarkt – wo immer ich hingehe gilt
diese Aussage: „Du kannst nur das austeilen, was Du dorthin
mitgenommen hast.“
Nun, ich will ehrlich sein: Wenn ich einkaufen gehe, habe
ich meist das im Kopf, was ich kaufen will – und je älter man wird, umso mehr
bedarf es der Konzentration, diese Liste im Kopf zu behalten. Leider!
Tatsache ist jedoch: ein konstantes Leben mit Jesus baut etwas in unser Herz
hinein, das wir mitnehmen, überall, wohin wir gehen. Je konstanter unser Leben
mit Jesus, umso solider das, was wir überall mitnehmen, wohin wir auch gehen.
Es gibt allerdings auch die umgekehrte Situation: Wir können
nichts austeilen, weil wir nichts mitgenommen haben. Wir können nichts
vermehren, weil kein Grundstock da ist. Das ist eine gefährliche Situation. Durch
Petrus fordert uns Gott auf:
„Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann,
der Rechenschaft fordert
über die Hoffnung, die in euch ist,
und zwar mit Sanftmut und Ehrerbietung.“
Nicht jeder muss predigen, nicht
jeder singen und nicht jeder auf der Straße Traktate verteilen. Aber jeder
Christ soll bereit sein, seinen Glauben schlicht und einfach zu formulieren. Jeder
Christ soll bereit sein, zu bezeugen, wie und warum Jesus ihm Hoffnung schenkt.
Die Fähigkeit, das zu tun kommt nicht von ungefähr. Nur was wir mitnehmen,
können wir austeilen. Die tägliche Gemeinschaft mit Jesus bereichert uns und gibt
uns etwas, das wir später austeilen können. In der Gemeinschaft mit anderen
lebendigen Christen werden wir durch das gegenseitige Zeugnis ermutigt, erleben
Vorbilder und Hilfestellung.
Die Unfähigkeit, nicht austeilen zu
können, liegt nicht an „unserer Unfähigkeit“. Gottes Wort sagt:
„Ich vermag alles
durch den, der mich stark macht, Christus.“
(Philipper
4:13)
Die Unfähigkeit, nicht austeilen zu können, liegt daran, dass wir nichts
mitgenommen haben; dass wir an der Tankstelle vorbeigefahren sind,
statt anzuhalten und zu tanken.
Lasst uns von unseren Brüdern in
der Verfolgung diese wichtige Lektion lernen. Lasst uns immer genug und
im Überfluss tanken, damit wir genug und im Überfluss austeilen können.