Wo ich den folgenden Bericht aufgeschnappt habe und ob er sich so oder ähnlich tatsächlich abgespielt hat, weiß ich nicht. Aber er veranschaulicht wunderbar, was Jakobus im Sinn gehabt haben mach, als er diese Verse schrieb (Jakobus 2:1-9):
Liebe Brüder, wie könnt ihr behaupten, an Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, zu glauben, wenn ihr bestimmte Menschen bevorzugt? 2 Nehmen wir zum Beispiel an, in eure Gemeinde kommen ein teuer gekleideter Mann mit kostbarem Schmuck und ein armer Mann in schäbiger Kleidung. 3 Und ihr würdet dem Reichen besondere Aufmerksamkeit schenken und ihm einen guten Platz anbieten, zu dem Armen aber sagen: »Du kannst stehen bleiben oder dich da drüben auf den Boden setzen.« 4 Zeigt diese unterschiedliche Behandlung nicht, dass ihr euch von falschen Motiven leiten lasst? 5 Hört mir zu, meine lieben Brüder! Hat Gott nicht besonders die Armen in dieser Welt dazu erwählt, im Glauben reich zu sein? Sie werden das Reich Gottes erben, das er denen versprochen hat, die ihn lieben. 6 Und doch beleidigt ihr den Armen. Dabei sind es die Reichen, die euch unterdrücken und in Rechtsstreitigkeiten verwickeln. 7 Sind sie es nicht, die Jesus Christus verspotten, dessen ehrenvollen Namen ihr tragt? 8 Wirklich gut handelt ihr, wenn ihr dem königlichen Gebot unseres Herrn gehorcht, wie es in der Schrift steht: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.« 9 Wenn ihr aber einen Menschen bevorzugt, werdet ihr schuldig, denn ihr missachtet dieses Gesetz.
In einer stattlichen Kirche besuchte ein auffallend unordentlich gekleideter Mann zum ersten Mal die Kirche. Er wurde von einem der elegant gekleideten Platzanweiser empfangen, der ihn sofort in eine hintere Bank führte, damit sein ungepflegtes Aussehen und sein übler Geruch den Ruf der Kirche nicht störten.
Ein weiterer Erstbesucher stand im Foyer. Er war gepflegt und machte in seinem dunklen, Nadelstreifenanzug einen guten Eindruck. Einer der Platzanweiser schritt stolz mit ihm den Gang entlang und wies ihm einen Platz vorne in der Kirche zu.
Nach dem Gottesdienst lud der Leiter der Gemeinde den Mann zum Abendessen ein. Als sie um den Tisch saßen, wurde das Essen herumgereicht. Der Besucher nahm sich die köstlich aussehenden Kartoffeln und legte sie auf seinen Teller. Doch dann tat er etwas Seltsames: Er schaufelte die Kartoffeln in die Jackentasche seines Anzugs. Die Anderen beobachteten, wie er dasselbe mit den Karotten und dem Fleisch tat.
Unfähig, länger zu schweigen, fragte der Leiter: „Warum schüttest du das Essen in deine Jackentasche?“ Der Besucher lächelte und antwortete höflich: „Nach dem Platz zu urteilen, an dem Sie den Gottesdienstbesucher platziert haben, der vor mir hereinkam, schließe ich, dass Sie meinen Anzug zum Mittagessen eingeladen haben, also füttere ich ihn.“
Krass! Aber vielleicht doch was dran? Wenn sich nun ein Bettler in unsere Gemeinden „verirren“ würde, oder ein dunkler, bärtiger Fremder mit einer verschleierten Frau, oder ein angetrunkener Unrasierter, der in der Nacht zuvor scheinbar kaum geschlafen hatte, oder eine Person – offensichtlich aus dem Rotlichtmilieu ...
Mir gehen die Verse des Jakobus unter die Haut – ebenso wie Erinnerungen an Situationen, in denen ich selbst versagt habe. Darum möchte ich mir ganz neu Jesus zum Vorbild nehmen, der Huren, Zöllner und Halsabschneider ebenso einlud und willkommen hieß wie ehrbare Väter und Mütter. An Jesus möchte ich mich orientieren!