Kürzlich stieß ich auf eine interessante Webseite zum Thema: „Dürfen Christen richten?“ Eine berechtigte Frage, scheint die Bibel doch hier im Widerspruch zu sich selbst zu stehen:
Richtet nicht, damit ihr
nicht gerichtet werdet! (Matthäus 7:1)
Urteilt (Richtet) bei euch selbst … (1 Korinther
11:13)
Vielen Gemeinden und noch mehr Nachfolgern Jesu wird der Vorwurf gemacht, dass sie gesetzlich sind und andere richten und verurteilen. Leider ist dieser Vorwurf oft berechtigt und bringt Unehre statt Ehre für den Namen Jesu. Leider versperren rechthaberische, gesetzliche Christen viel zu oft den Blick auf Jesus, anstatt auf Ihn hinzuweisen. „Weg-weiser statt Wegweiser“ – wie es ein Freund von mir auszudrücken pflegt.
Was aber möchte Gott von uns? Möchte Er wirklich eine Toleranz, die jegliches Richten / Urteilen vermeidet. Unsere Zeit scheint das so zu fordern. Dabei richten / urteilen wir Tag für Tag – und müssen es tun. Wir urteilen über „Richtig & Falsch“, „Gut & Böse“, „Wahrheit & Lüge“. Dabei lassen wir uns von unterschiedlichen Richtlinien leiten. Unsere Richtlinien als Christen sind fest im Wort Gottes verankert. Gottes Wort ist der Maßstab, nach dem wir richten / urteilen. Und das sollen wir auch, nicht unfair oder voreingenommen oder nach unserer eigenen Überzeugung. Christen sollen urteilen – mit Liebe – aufgrund von den Maßstäben, die Gott uns gegeben hat.
Gottes Wort fordert uns
auf, gerecht zu richten.
Denkt darüber nach und richtet nicht nach dem äußeren Schein, sondern
richtet gerecht! (Johannes 7:24)
Gottes Wort fordert uns
auf zu tadeln, zurechtweisen und zu ermahnen.
Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen;
überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! (2. Timotheus 4:2)
Gottes Wort fordert uns
auf, mit aller Autorität zu ermahnen und zurechtweisen.
Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck! Niemand soll dich
verachten! (Titus 2:15)
Gottes Wort fordert den
geistlichen Mensch auf, alle Dinge zu richten.
Der geistliche
<Mensch> aber richtet alles, und wird von niemand gerichtet. (1. Korinther 2:15)
Gottes Wort fordert uns
auf, dass wir das Böse entlarven sollen.
Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern
stellt sie vielmehr bloß (straft sie vielmehr)! (Epheser 5:11)
Gottes Wort fordert uns
auf, diejenigen abzulehnen, die die Wahrheit nicht annehmen
wollen.
Einen sektiererischen Menschen weise nach ein- und zweimaliger
Zurechtweisung ab, 11 da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt
und sich selbst verurteilt hat. (Titus 3:10+11)
Gottes Wort fordert uns
auf, Irrlehrer nicht aufzunehmen.
Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, den nehmt nicht auf
ins Haus und grüßt ihn nicht! (2. Johannes 1:10-11)
Das alles hört sich streng, gesetzlich und lieblos an. Allem geht ein gesundes, auf der Bibel gegründetes „Richten“ voraus. Dem allen kann man streng, gesetzlich und lieblos nachkommen. Man kann aber auch mit der Liebe von – und der Liebe für – Jesus dem Wort Gottes gehorsam sein. Unsere Beziehung zu Ihm steht über jeder anderen Beziehung. Unsere Liebe zu Ihm steht über jeder anderen Liebe.
Nicht zu richten, ist unbiblisch. Nach Gottes Wort zu urteilen, zu handeln, zu leben und zu lehren ist biblisch. Biblisch ist auch die Aussage (1 Korinther 16:14): „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“
Liebe bedeutet dabei nicht, im Sinne falsch verstandener Toleranz auf alles Richten zu verzichten. Es bedeutet vielmehr, Gottes Wort als Grundlage zu haben und Sein Wort in Liebe für sich selbst reden zu lassen.