Schon im späten
Mittelalter hat Thomas von Kempen einmal gesagt:
Wird ein Mensch nicht mehr gesehen,
wirr er auch bald vergessen sein.
Heute formulieren
wir es etwas anders: „Aus den Augen aus dem Sinn“ Thomas von Kempen hat recht
gehabt und wir sehen Beispiele dafür in der Bibel. In 2 Mose 1:8 lesen wir:
Da trat ein neuer König die Herrschaft über
Ägypten an,
der Josef nicht mehr kannte.
Wenn man bedenkt,
dass Josef der Lebensretter Ägyptens und seiner Zeit zweite Gewalt im Staat gewesen
war, und wenn man bedenkt, dass ein König die Geschichte seines Landes
eigentlich hätte kennen sollen, dann verwundert es schon, dass Josef so schnell
vergessen wurde. Aber ähnliches war Jahre zuvor bereits einmal geschehen.
Josef hatte im
Gefängnis einem Mundschenk und einem Bäcker durch Gottes Geist ihre Zukunft
prophetisch erklärt. Den Mundschenk bat er, nach dessen Freilassung ein gutes
Wort beim Pharao für ihn, Josef, einzulegen, da er grundlos inhaftiert war.
Natürlich willigte der Mundschenk ein. Aber nachdem er nicht mehr im Gefängnis
war und Josef folglich nicht mehr sah, vergaß er ihn. In 1 Mose 40:23 lesen
wir:
Aber der oberste Mundschenk
dachte nicht an Joseph,
sondern vergaß ihn.
„Wird ein Mensch
nicht mehr gesehen, wird er auch bald vergessen sein.“ So geht es uns im
Alltag. Bei Gott ist das anders.
Zwar ist Gott
bereit, unsere Sünden zu vergessen und sie nie wieder gegen uns als Anklage
zuzulassen, aber damit hat sich Sein „Vergessen“ auch schon erschöpft. In
Hebräer 8:12 verspricht Er:
„Denn ich werde gegenüber ihren Ungerechtigkeiten
gnädig sein,
und ihrer Sünden werde ich nie mehr
gedenken."
Ansonsten haben
wir einen Gott, der anders ist als wir. Immer wieder bezeugt Er uns, dass Er
eben nicht vergisst.
Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen,
dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres
Leibes?
Und ob sie seiner vergäße,
so will ich doch deiner nicht vergessen. (Jesaja 49:15)
Gott kann und
will Seine Kinder nicht vergessen. Undenkbar, dass dies einer Mutter passiert.
Unmöglich, dass es Gott passiert. Der verlorene Sohn war außerhalb der
Reichweite seines Vaters. Der aber konnte seinen Sohn nicht vergessen. Er
wartete und nahm ihn schließlich wieder mit Gnade an.
Wie oft haben wir
uns von Gott entfernt! Wie oft haben wir uns versteckt und sind auf unseren
eigenen Wegen gegangen. WIR haben Gott aus den Augen verloren und vergessen - aber Er uns nicht. Er hat Seine verlorenen Söhne und Töchter zwar nicht mit
Gewalt zurück geholt. Aber Er hat sich auch in der Ferne in Erinnerung gebracht
und sie eingeladen, zu Ihm zurück zu kommen. Wer gekommen ist, den hat Er nicht
wieder fortgeschickt. So handelt Jesus bis heute! Er vergisst uns nicht – nie!
Und wenn wir Ihn vergessen, lädt Er uns ein:
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ (Johannes
6:37)