Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung. (1 Petrus 3:15)
Ich bin nicht der geborene Evangelist. Ich bezeuge meinen Glauben – am liebsten, wenn ich gefragt werde, aber auch, wenn ich eine offene Tür sehe. Aber leicht fällt es mir nicht – zumindest nicht immer. Anderen geht es ähnlich.
Viele Menschen bezeugen nie ihren Glauben, weil sie befürchten, nicht genug Kenntnisse der Bibel zu haben. Keine akzeptable Ausrede! Wir haben alle Zugang zur Bibel und zu vielen Materialien. Wir müssen das Wort Gottes einfach nur mehr studieren.
Ein gläubiger Friseur besuchte eines Abends eine Erweckungsversammlung. Nach der Predigt fühlte sich der Mann zutiefst verpflichtet, sein Zeugnis für Christus zu vertiefen. Ab dem nächsten Abend besuchte er zwei Wochen lang treu einen „Kurs für Seelengewinner“ in seiner Gemeinde. Er ging immer wieder über die ausgeteilten Materialien, machte sich ausführliche Notizen und lernte die vorgegebenen Bibelverse auswendig. Am Ende der zwei Wochen erhielt er eine offizielle Teilnahmebescheinigung.
Am nächsten Morgen hängte er im Friseursalon die gerahmte Bescheinigung auf, senkte den Kopf und betete „Herr, bitte hilf mir, dem ersten Mann, der heute Morgen durch diese Tür kommt, Zeugnis abzulegen.“
In dem Moment kam der größte, bulligste und widerlichste Mann herein, den der Friseur je gesehen hatte. Offenbar hatte dieser Mann kürzlich eine Wette mit seinen Biker-Kumpels verloren und musste sich nun den Kopf rasieren lassen. Natürlich fühlte sich der Friseur nicht sehr wohl dabei, einem Mann mit seinem Tattoo am Hals die „Römerstraße“ (Weg des Heils) zu erklären.
Der Rest des Tages verlief nicht besser. Um 17:00 Uhr schluchzte er vor Scham. Er hatte noch keinem Kunden Zeugnis abgelegt. Erneut senkte er den Kopf zum Gebet. Diesmal betete er: „Herr, wenn du mir noch eine Gelegenheit gibst, verspreche ich, dass ich meinen Teil dazu beitragen werde.“
Da öffnete sich die Tür und ein freundlich aussehender Herr trat ein. Der Mann lächelte den Friseur an, entschuldigte sich für sein spätes Erscheinen, setzte sich, um seinen Bart trimmen zu lassen. Während der Friseur den Mann in seinen Friseurumhang hüllte, versuchte er sich zu erinnern, was er sagen sollte. Er geriet völlig in Verwirrung. Während er dann dem Mann Rasierschaum ins Gesicht schmierte, versuchte er, sich an die Antworten zu erinnern, die er auf möglichen Einwände gelernt hatte. Als der Friseur begann, sein Rasiermesser zu säubern und abzustreifen, wurde ihm klar, dass er sich einfach an nichts von dem Gelernten erinnern konnte. Das machte den Friseur noch nervöser, und bald stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Schließlich schüttelte er verzweifelt das Rasiermesser vor dem Gesicht des Mannes und schrie: „BIST DU BEREIT ZU STERBEN??!!!“
Vielen geht es nicht ganz so dramatisch wie dem Friseur in der Anekdote. Aber sie kennen die Nervosität, den plötzlichen, mentalen Verlust aller Bibelverse und Antworten – und sagen dann lieber gar nichts.
Als ich heute Morgen zum Handy-Reparaturladen ging, wollte ich eigentlich ein Traktat mitnehmen. Als ich vor dem Verkäufer stand, merkte ich, dass ich es vergessen hatte. Aber ich sah ein schönes, tätowiertes Kreuz an seinem rechten Unterarm. Nach dem geschäftlichen Teil nahm ich Bezug auf sein Kreuztattoo und fragte ihn, ob er in irgendeine Gemeinde gehe. Er verneinte und erklärte mir, dass das Kreuz keine symbolische Bedeutung für ihn habe. Ich habe ihm daraufhin nicht den Weg des Heils erklärt, ihn aber froh und herzlich in unseren Sonntagsgottesdienst eingeladen. Ein begabter Evangelist hätte vermutlich mehr gesagt. Für mich war es eine schöne Erfahrung einer offenen Tür zum kleinen Zeugnis.
Wen kannst Du zum morgigen Gottesdienst einladen?
Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. (2 Timotheus 4:2)