„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Samstag, 16. Mai 2020

Kalt & Dankbar!

Ich erinnere mich an einen Mittwochabend vor einigen Jahren in unserer Gemeinde. Es war kalt in unserem Gemeindehaus. Ich merkte gar nichts davon. Am Ende des Abends hatte ich den Eindruck: Die Temperatur war heute Abend genau richtig: nicht zu kalt und nicht zu warm. Dann sah ich die verfrorenen Gesichter der anderen. Die einen froren am ganzen Körper, etliche hatten kalte Füße – und so ziemlich jeder meinte: „Heute Abend wars aber kalt!“  Das Schöne war: Keiner klagte oder beschwerte sich. Und dann fanden wir heraus, dass die Heizung streikte.

Am darauffolgenden Samstag die erlösende Nachricht per SMS: „Heizung geht wieder“. Allerdings nur bis in die Nacht. Am Sonntagmorgen war es wieder kalt. 

Wenn ich an jenen kalten Mittwochabend und den relativ kalten Sonntagmorgen denke, werde ich dankbar. Dankbar? – Ja, dankbar! 

Mir kommen Berichte in den Sinn von chinesischen Geschwistern, die sich im Wald treffen mussten, im tiefen Schnee, weil sie kein warmes – und nicht einmal ein kaltes – Gemeindehaus hatten. Mir kamen Geschwister aus Nordkorea in den Sinn, die keinen Schutz haben gegen die bittere Kälte des Winters, kein Material zum Heizen, keine gescheite Kleidung und auch nichts zum Essen. Mir kamen Geschwister aus den früheren Republiken der Sowjetunion in den Sinn, die ihre Gottesdienste regelmäßig draußen in der Kälte abhalten mussten – Taufen eingeschlossen. 

Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, wie treu mein Gemeindebesuch und meine Nachfolge unter solchen Umständen gewesen wäre. Aber meine Überlegungen vergangene Woche stimmten mich dankbar. Dankbar für ein Gebäude, das uns Schutz vor Regen und Kälte gewährt; dankbar dafür, dass der Ausfall der Heizung eine Ausnahme sein wird und nicht regelmäßig. Dankbar, dass wir selbst in Zeiten kaputter Heizungen immer noch Plustemperaturen verzeichneten (+15°C?) und nicht unter dem Gefrierpunkt waren. Und, um nochmal ehrlich zu sein: Ich war dankbar, dass sich niemand beschwert hat. Das ist ein gutes Zeichen! 

Wie stark relativiert sich doch alles, was wir so erleben, wenn wir versuchen, das etwas größere Gesamtbild zu sehen. 

Wir sind im Tal des Todesschattens – aber der Herr ist bei uns!
Wir stehen Feinden gegenüber – aber der Herr setzt uns erst mal an einen gedeckten Tisch! 
 
Was versucht heute, Dich runterzuziehen? Was trübt Deinen Blick für Gottes Güte? Was frisst heute Deine Dankbarkeit. Halte Deine Augen auf Jesus – und Du wirst immer etwas erkennen, für das Du dankbar sein kannst. Und Dankbarkeit wird Dein Herz erheben! (Wiederholung)
 
Sei dabei! CCFG Live(stream) Gottesdienst
Sonntag: 10:30 Uhr 
www.ccfg.de

Freitag, 15. Mai 2020

Bayram, Du und ich!

Folgendes Anliegen war gestern zum Gebet in die Gebetsapp von Open Doors eingestellt: Es ging um Bayram (Pseudoname), der als Christ aus muslimischem Hintergrund seinen Militärdienst in einem islamischen Land ableisten muss. Allerdings wurde er von anderen Mitsoldaten hart bedrängt, gedemütigt, schikaniert und geschlagen. Einmal verprügelten sie ihn so schlimm, dass er mit gebrochenem Kiefer ins Krankenhaus kam.

Der Gebetsaufruf für Bayram war, dass der Herr ihm beistehen würde, denn er hat noch ein halbes Jahr Militärdienst zu tun.

Meine Gebete für Bayram gingen zu Gott – meine Gedanken zu dem jungen Mann. Was hält einen Menschen in solch einer ausweglosen Situation bei Jesus? Abgefallen und vogelfrei lebt er jetzt als Jünger Jesu ein Minderheitendasein – nicht zu Hause, sondern in einer Kompanie von Soldaten, deren Religion ihnen gebietet, Bayram zu ihrem Glauben zurück zu zwingen.

Die schmerzhaften Tage allein im Krankenhaus dürften für ihn vielleicht wie eine Erholung gewesen sein. Er konnte abends (vermutlich) die Augen schließen, ohne sich vor Angriffen fürchten zu müssen. Aber immer schwebte über ihm der Gedanke: Ich muss zurück zur Kaserne.  Ob er sich wohl manchmal gefragt hat, ob Jesus – ob sein Glaube an Ihn – die ganze Tortur wert sei? Ich frage mich, wie viel Jesus mir wert ist – wie viel Leiden, wie viel Kosten, wie viel Rechte, wie viel Verlust, wie viel Kraft oder Lebensqualität. Ich möchte natürlich antworten: „Herr, Du bist mir alles wert! Und wenn ich mit Dir sterben müsste …“ – Muss ich aber nicht! Darum kommt mir das mit dem „sterben“ relativ einfach über die Lippen; das mit dem „alles“ – darüber muss ich noch mal nüchtern nachdenken.

Als meine Gebete für Bayram zu Gott stiegen und meine Gedanken zu Bayram wanderten, habe ich die bewundert, die dem Druck der Verfolgung standhalten. Und ich vermute, es ist nicht die Angst vor der Ewigkeit, die sie an Jesus festhalten lässt. Es ist die Freude auf die Ewigkeit und die Liebe zu Jesus. Sie haben etwas in Jesus gefunden, was uns – zumindest zum Teil – verborgen zu sein scheint. Eine Genügsamkeit, einen Frieden, der all das übersteigt, was uns ein Leben ohne Jesus anbietet. „Gib mir Jesus! Gib mir Jesus! Du kannst die ganze Welt behalten, aber gib mir Jesus!“ – so heißt es in einem herrlichen Lied (siehe Seitenfenster). Wer sich Tag und Nacht schikanieren und sich den Kiefer brechen lässt für seinen Glauben, der scheint das Lied ernst zu nehmen.
  • Ich bin ermutigt durch Bayram, seine treue Nachfolge und seine Konzentration auf Jesus.  
  • Ich bin gedrängt, meine scheinbaren Verluste, Leiden und Opfer neu unter die Lupe zu nehmen.
  • Ich bin herausgefordert, neu zu meditieren über die Erfahrung des Petrus und des Johannes, von denen es nach Verhör und Schlägen heißt (Apostelgeschichte 5:41):
 Sie nun gingen voll Freude vom Hohen Rat hinweg,
weil sie gewürdigt worden waren,
Schmach zu leiden um Seines Namens willen;

Möge Jesus, der Herr, Bayram die gleiche Erfahrung schenken … und Dir … und mir … und vielen anderen … jedem nach dem Maß, wie er mit des Herrn Hilfe zu tragen vermag.

Donnerstag, 14. Mai 2020

Warum, Gott? Was willst Du von mir?

Warum starb ich nicht gleich bei der Geburt, kam nicht um,
sobald ich aus dem Mutterschoß hervorging? (Hiob 3:11)

Warum lässt Er den Mühseligen das Licht sehen
und gibt Leben den Verbitterten? (Hiob 3:20)

Warum schaust du immer noch nicht von mir weg
und lässt mir nicht einmal so viel Ruhe,
dass ich meinen Speichel herunterschlucken kann?
Habe ich gesündigt? Was tue ich dir an, du Menschenhüter?
Warum hast du mich zu deiner Zielscheibe gemacht,
sodass ich mir selbst zur Last bin? (Hiob 7:19+20)

Kennt Ihr die Fragen des Hiob? Kennt Ihr die Qualen seines Herzens, den Neid auf die, die Sterben durften? Kennt Ihr seine Suche nach dem „Warum, Gott?“ und das ständige Gefühl, Gott verfolge Euch und sei Euch auf den Versen?

1981 berichtete ein Radiosender in den USA über ein gestohlenes Auto in Kalifornien. Die Polizei verfolgte den Dieb und suchte intensive nach Fahrzeug und dem Fahrerbis hin zu Ankündigungen über lokale Radiosender. Sie taten ALLES, um den Dieb zu finden. Warum?

Auf dem Beifahrersitz des gestohlenen Autos stand eine Schachtel mit Keksen. Der Besitzer des Autos hatte vorgehabt, die Kekse als Rattenköder zu verwenden und hatte sie mit Gift präpariert – was dem Dieb natürlich unbekannt war.

Jetzt waren Polizei und Autobesitzer mehr daran interessiert, den Dieb zu kriegen, um sein Leben zu retten, als um das gestohlene Auto zu finden. Der Dieb wusste natürlich nichts von alledem und fühlte sich verfolgt und gejagt.

Wie oft laufen wir weg vor Gott, weil wir meinen, Er wolle uns was. Vielleicht haben wir uns tatsächlich schuldig gemacht – haben gefühlt den Kontakt verloren und wollen durch keinen schmerzhaften Prozess der Umkehr (wie der verlorene Sohn). Vielleicht laufen wir auch bewusst vor Gott weg – bewusst in die falsche Richtung (wie Jona). Aber vielleicht sind wir uns auch keiner Schuld bewusst, weil keine zu bekennende Schuld vorliegt (wie Hiob). So oder so fühlen wir uns verfolgt und von Gott gejagt. Und da wir nicht hinter die Kulissen blicken können, haben wir keine Antworten. “Warum, Gott? Was willst Du von mir?“ ist die Frage, die bleibt.

Tatsächlich ist Gott kein Polizist, der Dich jagt um Dich zu kriegen. Gott ist viel mehr daran interessiert, Dir zu helfen, Dich zu retten und vor Schlimmerem zu bewahren.

Der verlorene Sohn kam zum Vater zurück, wurde mit Sehnsucht erwartet, rehabilitiert und beschenkt.
Jona wurde ruhig (an einem recht unbequemen Ort!), fand zurück in die Spur und sein Auftrag wurde erneuert.
Hiob, konnte nach seinem sicher längere Zeit andauernden Leiden ausrufen (Hiob 42:5):

Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen;
aber nun hat mein Auge dich gesehen.

Krass! Hiob, der die ausgeprägtesten „Warum“ Fragen hatte, die stärksten Todeswünsche und die größte Verwirrung – der wollte hinterher gar nicht mehr vermissen, was er gefunden hatte.

Wenn Gott uns „jagt“, dann lasst uns nicht ignorant sein über Seine Gründe. Sie sind immer gut, immer zur Rettung und immer zum Segen. Als Guter Hirte geht Er dem verlorenen Schaf nach und holt es heim. Gott jagt Dich nicht! Er sucht Dich!

Wo sollte ich hingehen vor deinem Geist,
und wo sollte ich hinfliehen vor deinem Angesicht?
Stiege ich hinauf zum Himmel, so bist du da;
machte ich das Totenreich zu meinem Lager,
siehe, so bist du auch da!
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten!
Spräche ich: »Finsternis soll mich bedecken
und das Licht zur Nacht werden um mich her!«,
so wäre auch die Finsternis nicht finster für dich,
und die Nacht leuchtete wie der Tag,
die Finsternis wäre für dich wie das Licht.

Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne, wie ich es meine;
und sieh, ob ich auf bösem Weg bin,
und leite mich auf dem ewigen Weg!
(Psalm 139:7-12 / 23+24)

Mittwoch, 13. Mai 2020

Jesus im 1. Korintherbrief


Etwa 5 Jahre bevor Paulus diesen Brief an die Gemeinde in Korinth schrieb, war er in Korinth und hatte evangelisiert. Die Gemeinde war daraus entstanden. Sie kannten das Evangelium des Paulus. Darum dreht sich der Korintherbrief auch weniger um die Botschaft des Heils, sondern um viele Fragen, die die junge Gemeinde betreffs eines gesunden Gemeindelebens hatte. Es geht um Einheit untereinander (im Gegensatz zu Parteiungen und Spaltungen). Es geht um Leben und Dienst eines Christen und seine Heiligung – sowohl des Einzelnen als auch der Gemeinde. Es geht um den Umgang der Gemeinde mit solchen, die bewusst in Sünde leben. Praktische Hinweise haben mit Moral und Ehe zu tun. Dann geht es ums Abendmahl gefolgt von langen Erklärungen über das wichtige Thema des „Leibes Christi“, der Gemeinde, der Liebe untereinander und der Ausübung von Geistesgaben. Das Thema Auferstehung, um das es einige Unsicherheiten in Korinth gab, füllt ein ganzes Kapitel gegen Ende des Briefes.

Jetzt könnte man fragen: Hat Paulus bei den vielen Themen noch Zeit für etwas ‚Christologie‘ – der Lehre von Jesus gefunden? Oh ja!

Die Begriffe Christus / Christi kommen 58x, der Name Jesus / Jesu 24x in den 16 Kapiteln des Briefes vor. Würde man sie gleichmäßig verteilen, wären das (82:16) über 5x pro Kapitel. Jesus steckt überall drin – in jedem Thema des Korintherbriefes – in jedem Thema der Bibel.

Das könnte man vielleicht noch verstehen, wenn es um´s Abendmahl oder die Auferstehung geht – das hängt natürlich beides mit Jesus zusammen. Aber die Einheit der Geschwister innerhalb der Gemeinde … der Umgang der Gemeinde mit Sündern oder sogar Fragen der Ehe – sind das nicht eher Themen, mit denen wir untereinander zurechtkommen müssen?  

In 1 Korinther 2:2 erinnert Paulus an die Zeit und die Predigten, die er bei seinem Aufenthalt in Korinth verkündigt hatte. Paulus erinnert:

Denn ich hatte mir vorgenommen,
unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus,
und zwar als Gekreuzigten.

Im 1 Korintherbrief erinnert uns der Herr, dass Jesus das zentrale Thema unseres gesamten Christenlebens ist. Seine Botschaft durchdringt und formt unser Leben, unseren Arbeitsalltag, unsere freie Zeit, unsere Pläne, unseren Umgang miteinander, unseren Umgang mit Sündern, unsere Moralvorstellungen, unser Verhalten in der Ehe, unsere ewige Hoffnung und … und … und. Alles! Gibt es einen Bereich im Leben eines Jüngers, von dem man sagen könnte – der hat mit meinem Glauben nichts zu tun? Irgendeinen Bereich? Nein, es gibt keinen! Der erste Korintherbrief mit der Vielfalt seiner Themen und der hohen Zahl an Erwähnungen Jesu zeigt uns deutlich: Ohne Jesus geht es nicht.

In einer 20 minütigen Predigt, die ich mir am vergangenen Sonntag anhörte, kam nicht einmal der Name Jesu vor oder Seine Bezeichnung als Christus. Nicht 1x! (ohne Gewähr) Ohne Jesus geht es aber nicht, wie uns der Korintherbrief zeigt. Paulus beschreibt die Gemeinde Jesu mit den Worten: (1 Korinther 12:27):

Ihr aber seid der Leib des Christus,
und jeder ist ein Glied daran nach seinem Teil.

Wir sind untrennbar mit Jesus verbunden. Er das (steuernde) Haupt, wir die (ausführenden) Glieder. Der erste Korintherbrief bringt Jesus in alle Bereiche unseres Lebens und ruft uns zu: Klammer Jesus nicht aus?

Gibt es einen Bereich in Deinem Leben, in dem es einfach nicht weitergeht? Gibt es einen Bereich, in dem Du Jesus bisher bewusst oder unbewusst ausgeklammert hast? Lass Ihn rein – in alle Bereiche Deines Lebens. So etwas ist NIE Verlust – aber IMMER Gewinn!