„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Samstag, 13. Juni 2020

Treue und Geduld

Im Übrigen wird von einem Haushalter nur verlangt,
dass er treu erfunden wird.
(1 Korinther 4:2)

Geduldiges Warten und treue Verkündigungs- und Hilfsarbeit – oft über viele Jahre – waren Voraussetzungen in unzähligen Missionsbestrebungen.

Vor ca 225 Jahren reiste William Carey, Vater der modernen Missionsgeschichte, nach Indien. Aber er musste 7 Jahre warten, bis der erste Hindu sich Jesus zuwandte. Ebensolange oder länger arbeitete Adoniram Judson in Burma, bevor seine Arbeit Früchte trug. In Neuseeland waren es 9 Jahre und auf Tahiti dauerte es sogar 22 Jahre, bis die erste Ernte der Seelen begann.

Henry Nott wurde 1774 in Broomsgrove (England) geboren. Als einfacher Maurer bewarb er sich bei der Londoner Missionsgesellschaft und reiste mit ca 22 Jahren am 10. August 1796 auf dem Missionsschiff „Duff“ nach Tahiti aus. Mit ihm reisten 30 andere Missionare, sechs davon mit Ehefrau und mit insgesamt 3 Kindern. 7 Monate dauerte ihre Schiffsreise, bis sie Tahiti am 6. März 1997 im Südpazifik erreichten. Pomare, der regierende König auf Tahiti, kam, um die Neuankömmlinge zu mustern. Er trug einen Gürtel aus Baumrinde, Schmuck aus Haifischzähnen und Muscheln und einen Kopfschmuck aus Federn. Er „ritt“ auf einem Sklaven, der auf Händen und Knien kroch. 

Das Missionsschiff benötigte ein volles Jahr für die Rückkehr nach England. Auf der nächsten Reise, die den Missionaren Material und Nachschub nach Tahiti bringen sollte, fiel das Schiff den Franzosen in die Hände, die mit England im Krieg standen. Die 5 Jahre lange Wartezeit auf Nachschub ermüdete viele der Missionare. Einige wurden ermordet, andere verstarben, mehrere verließen ihren Dienst oder wurden psychisch krank.

Während seiner Zeit auf Tahiti erlernte Nott die Sprache der Einheimischen und übersetzte als Erster die Bibel in ihre Sprache. Im Juli 1812 heiratete er A. Turner, eine der Missionarinnen, die auf der Insel angekommen waren. Als König Pomare im Jahr 1803 starb, nahm sein Sohn den Titel Pomare II an. Er war noch boshafter und gewalttätiger als sein Vater. Henry Notts Leben und Dienst war nicht einfach. Aber geduldig tat er seine Arbeit und blieb seinem Ruf durch Gott treu. Nach jahrelanger, erfolgloser Arbeit und der Plünderung des Missionshauses verließen sechs weitere Missionare Tahiti. Wieder blieb Nott allein, um seinen Dienst treu fortzuführen. Wiederholt machte er lange und mühsame Predigtreisen durch die Insel.

Es dauerte geschlagene 22 Jahre bis Henry Nott den ersten Tahitianer sah, der die Entscheidung traf, Jesus zu folgen. Über Henry Notts unermüdliche Arbeit, Treue und Geduld heißt es: „Ohne die Beharrlichkeit von Henry Nott wäre die Arbeit in Tahiti zweifellos aufgegeben worden.“

Nur 2x während seiner 47jährigen Missionstätigkeit kehrte Henry Nott in seine Heimat nach England zurück. Am 2. May 1844 starb er in der Region Papara auf Tahiti.

Im Übrigen wird von einem Haushalter nur verlangt,
dass er treu erfunden wird.
(1 Korinther 4:2)
Missionsschiff "Duff" erreicht Tahiti


Freitag, 12. Juni 2020

Trotzdem!

Nicht alles, was Mutter Teresa gesagt oder geschrieben hat, findet meine uneingeschränkte Zustimmung. Aber sie hat schon einige nachdenkenswerte und wie ich meine biblische Gedanken geäußert. In einem von ihr gegründeten Kinderheim in Kalkutta findet sich folgender Wandtext

Menschen sind oft unvernünftig, unlogisch und egozentrisch;
Vergib ihnen trotzdem.
Bist du freundlich, könnten einige Leute dir selbstsüchtige und versteckte Motive vorwerfen;
Sei trotzdem freundlich.
Bist du erfolgreich, machst du Dir falsche Freunde und echte Feinde;
Sei trotzdem erfolgreich.
Bist du offen und ehrlich, betrügen Dich vielleicht manche Leute;
Sei trotzdem offen und ehrlich.
Was du in Jahren aufbaust, könnte jemand in einer Nacht zerstören;
Baue trotzdem.
Bist du froh und gelassen, werden die Leute vielleicht eifersüchtig;
Sei trotzdem fröhlich.
Das Gute, das Du heute tust, werden die Menschen morgen vielleicht schon vergessen;
Tue trotzdem Gutes.
Gib der Welt das Beste, was du hast – auch wenn es nicht genug ist;
Gib der Welt trotzdem das Beste, was du hast. 
 
Weißt Du, am Ende geht es nur um dich und Gott;
Es ging sowieso nie um dich und „andere“. 
 
Ich meine, dass diese Aussagen sehr wohl in der Kategorie „Jesus-ähnlich“ einzuordnen sind.
  • Jesus hat denen vergeben, die nicht darum baten.
  • Er hat sich finden lassen von denen, die nicht nach Ihm suchten.
  • Er ist uns in bedingungsloser Freundlichkeit begegnet.
  • Er geht offen und ehrlich mit uns um, selbst wenn wir Verstecken spielen.
  • Er will uns immer wieder aufbauen, auch wenn wir immer wieder niederreißen.
  • Er tut uns Gutes, auch wenn wir schandhaft oft vergessen, Ihm zu danken – oder Seine Güte  gar nicht erst bemerken.
Mir kommt die „Goldene Regel“ in den Sinn. Jesus sagt: 
 
Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen,
das tut auch ihr ihnen ebenso; 
denn dies ist das Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 7:12) 
 
Paulus schreibt ähnliches in Galater 5:14:
 
 Denn das ganze Gesetz ist in "einem" Wort erfüllt, in dem:
»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« 
 
Sicher gibt es auch in unserm Leben Gründe, die uns drängen, aufzugeben:
aufgeben zu lieben
aufgeben zu dienen
aufgeben freundlich zu sein
aufgeben zu bauen
aufgeben Gutes zu tun
aufgeben konsequent Jesus zu folgen
aufgeben zu glauben 
 
Gib nichts auf von all diesen guten Dingen! Tue sie trotzdem! 
 
Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich,
nehmt immer zu in dem Werk des Herrn,
weil ihr wißt, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn!
(1 Korinther 15:58

Donnerstag, 11. Juni 2020

Liebe


Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede,
Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,
Sanftmut, Selbstbeherrschung.
(Galater 5:22)

Gestern ging es an dieser Stelle um „Freude“ als Frucht des Heiligen Geistes. Zur Frucht des Geistes gehört nicht nur die Freude, sondern auch die Liebe. Über das griechische Wort „agapao“, das in Galater 5:22 mit „Liebe“ übersetzt wird, schreibt der Theologe W. Barclay:

Es ist eine Liebe, die mehr eine Entscheidung ist als eine spontane Reaktion des Herzens. Liebe, ebenso Sache des Verstandes wie des Herzens, weil diese Liebe sich dafür entscheidet, das zu lieben, was Liebe nicht verdient. „Agape“ hat mit dem Verstand zu tun: Es ist nicht einfach eine Emotion, die ungefragt in unseren Herzen aufsteigt. Agape Liebe ist ein Prinzip, nach dem wir bewusst leben.“

Natürlich bevorzugt jeder von uns die Liebe, die mit Gefühlen kommt. Jeder möchte sagen: ‚Ich habe die Frucht des Heiligen Geistes, denn in der Herzgegend habe ich ein warmes Gefühl für Jesus, für meine Geschwister und für die anderen Menschen.

Aber Liebe als Frucht des Heiligen Geistes drückt sich darin aus, dass der Heilige Geist in uns die Fähigkeit bewirkt, die zu lieben, die wir für unliebsam halten – die uns quer kommen.

Stuart Holden war vor 100 Jahren ein Pastor in England. In Ägypten traf er einmal einen gläubigen Unteroffizier der englischen Armee. "Wie wurdest du Christ?" fragte er ihn.

Der Unteroffizier antwortete: "Es gab einen normalen Soldaten in meiner Truppe, ein Schütze, der sich auf der Insel Malta bekehrt hatte. Ich machte ihm das Leben zur Qual. Ich erinnere mich besonders an eine Nacht, als es sehr regnerisch war. Er kam von seiner Wachschicht nass und müde zurück in die Kaserne. Aber wie immer kniete er sich vor dem Schlafengehen noch nieder, um zu beten. Meine Stiefel waren mit Schlamm bedeckt, und ich warf sie beide auf ihn und schlug ihm zweimal auf den Kopf. Er kniete weiter und betete.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich meine Stiefel an meinem Bett blitzblank gesäubert und poliert. Das war seine Antwort an mich. Es hat mir das Herz gebrochen. An diesem Tag habe ich Buße getan und mich bekehrt."

Das ist die Art Liebe, Agape-Liebe, die als Frucht des Heiligen Geistes in uns wächst. Jesus spricht darüber in Matthäus 5:44-48:

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, 45 damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Machen es nicht auch die Zöllner ebenso? 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!

Wir alle haben Menschen um uns herum, die anders sind als wir, gewöhnungsbedürftig, zu laut, zu schüchtern, zu forsch; Menschen, die anders denken, anders handeln, anders wählen, anders entscheiden, andere Vorzüge haben. Menschen, die wir nicht mit der „Liebe“ lieben können, die uns die Natur mitgegeben hat. Es braucht die „Agape“ Liebe, die Frucht des Geistes Gottes, um diese Liebe zu besitzen und zu verbreiten. Aber wer das tut, wer sich erfüllen lässt von Gottes Geist und Frucht bringt für Jesus, in dem wird auch diese Liebe wachsen.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Freude

Freut euch im Herrn allezeit;
abermals sage ich: Freut euch!
(Philipper 4:4)

Wenn ich an Freude denke, denke ich an Geburtstage, Geselligkeit mit Freunden, ein gutes Essen, einen superguten Urlaubstag, Ausgelassenheit und Sorglosigkeit, an Singen, Tanzen oder Jubeln. Und mit Recht. Solche Events schaffen Freude. Aber es gibt auch Freude, die nicht tanzt und nicht singt.

Der Autor Max Lucado schreibt über Robert Reed, einen Menschen, den er getroffen hat:
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"Ich habe alles was ich zur Freude brauche!" sagt Robert. Seine Hände sind verdreht, seine Füße sind nutzlos. Er kann sich nicht selbst baden. Er kann sich nicht selbst ernähren. Er kann sich nicht die Zähne putzen, nicht die Haare kämmen und sich nicht anziehen. Klettbänder halten seine Hemden zusammen. Sein Reden hört sich an wie eine leiernde Audiokassette. Robert hat Zerebralparese – eine Bewegungsstörung aufgrund frühkindlicher Hirnschädigung.

Die Krankheit hält Robert davon ab, Auto zu fahren, Fahrrad zu fahren oder spazieren zu gehen. Es hinderte ihn allerdings nicht daran, die High School zu beenden und die Abilene Christian University zu besuchen, die er mit einem Abschluss in Latein absolvierte.

Zerebralparese hinderte Robert nicht daran, am St. Louis Junior College zu unterrichten oder sich auf fünf Missionsreisen nach Übersee zu wagen. Und Roberts Krankheit hinderte ihn nicht daran, Missionar in Portugal zu werden.

1972 zog er alleine nach Lissabon, mietete ein Hotelzimmer und begann Portugiesisch zu lernen. Er fand einen Restaurantbesitzer, der ihn nach der Hauptverkehrszeit fütterte, und einen Lehrer, der ihn in der Sprache unterrichtete.

Dann stellte er sich täglich in einen Park, wo er Broschüren über Jesus verteilte. Innerhalb von sechs Jahren führte er siebzig Menschen zum Herrn, von denen eine seine Frau Rosa wurde.

Max Lucado schreibt weiter: Ich habe Robert kürzlich sprechen hören. Ich sah, wie andere Männer ihn in seinem Rollstuhl auf die Plattform trugen. Ich sah zu, wie sie ihm eine Bibel in den Schoß legten. Ich sah, wie seine steifen Finger die Seiten aufdrückten. Und ich sah, wie die Leute im Publikum Tränen der Bewunderung von ihren Gesichtern wischten. Robert hätte um Sympathie oder Mitleid bitten können, aber er tat genau das Gegenteil. Er hielt seine gebogene Hand in die Luft und prahlte: "Ich habe alles, was ich zur Freude brauche."

Seine Hemden werden vom Klettverschluss zusammengehalten, aber sein Leben wird von der Freude zusammengehalten.

Soweit Max Lucado. Freude – ein mysteriöses Wort! Und doch erfahrbar – selbst unter widrigen Umständen. In einer Veröffentlichung des Moody Bible Institute wird von einem Mann aus dem 3 Jahrhundert nach Christus berichtet. Der Mann stand kurz dem Tod und er schrieb letzte Worte an einen Freund. Er schrieb:

"Es ist eine schlechte Welt, eine unglaublich schlechte Welt. Aber ich habe mittendrin ein ruhiges und heiliges Volk entdeckt, das ein großes Geheimnis gelernt hat. Sie haben eine Freude gefunden, die tausendmal besser ist als jede Freude an unserem sündigen Leben. Sie werden verachtet und verfolgt, aber es interessiert sie nicht. Sie sind Meister ihrer Seelen. Sie haben die Welt überwunden. Diese Leute sind: die Christen - und ich bin einer von ihnen.“

Ein mysteriöses Ding – diese Freude. Diese Freude, die Robert Reed kannte, trotz seiner Krankheit … die der Mann aus dem 3. Jahrhundert kannte, obwohl er verachtet und verfolgt war und dem Tod ins Auge sah.

Diese Freude ist nicht irdisch, sie ist himmlisch. Sie wächst als Frucht des Heiligen Geistes in denen, die Schritt halten mit Jesus, die „im Geist wandeln“.

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede,
Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue,
Sanftmut, Selbstbeherrschung.
(Galater 5:22)

Wir laden ein zu unserem Jüngerschaftsabend, heute, um 19:30 Uhr, live im Gemeindesaal und live
im Stream. Herzlich Willkommen!