In unserem
Gottesdienst lesen wir durch das erste Kapitel der Apostelgeschichte. 11 Namen
von Jüngern werden uns in Vers 13 aufgelistet. Wir schauen uns die einzelnen
Jünger näher an. Alles normale Menschen wie wir. Dann spulen wir vorwärts und
schauen uns ihr Ende an (wie es Tradition, Überlieferung und
Kirchengeschichte berichten). Alle werden mächtig von Gott gebraucht. Die
meisten international. Fast alle sterben den Märtyrertod.
Nach dem
Gottesdienst kommt eine junge Frau auf mich zu. Sie stellt eine interessante
und berechtigte Frage: „Diese Jünger waren Gott so treu und gehorsam; Gott
konnte sie so gut in aller Welt gebrauchen. Warum hat Gott ihren Märtyrertod
zugelassen, anstatt ihr Leben zu beschützen, zu verlängern und sie bis ins hohe
Alter zu gebrauchen?“
Wir sprachen ein
wenig über den Sinn des Leidens, das uns oft so sinnlos erscheint. Gott „tickt“
anders als wir.
So hoch der Himmel über der Erde ist,
so viel höher sind
meine Wege als eure Wege
und meine Gedanken als eure Gedanken.
(Jesaja 55:9)
Gottes Logik ist
anders als unsere. Die geistliche Welt funktioniert anders als die Welt, in der
wir körperlich leben. Und in allem dürfen wir wissen, dass Er nie einen Fehler
macht und nie eine Fehlentscheidung trifft.
Mir fielen die
Worte des Redners ein, den ich am Tag zuvor auf einer Männerfreizeit gehört
hatte. Es ging um das Leben Josefs, der viel leiden musste, der
ungerechterweise litt – nach dem Willen Gottes. Aber Gott verfolgte einen Plan.
Hätte Gott anders gehandelt, hätte es zu einer geistlichen Katastrophe kommen
können. Der Redner schloss ab mit den Worten:
-
Hätte
Potiphars Frau Josef nicht fälschlicherweise der versuchten Vergewaltigung
beschuldigt, wäre er nie ins Gefängnis gekommen.
-
Hätte Josef
nicht im Gefängnis gesessen, hätte er nie die Bediensteten des Pharao
kennengelernt.
-
Hätte Josef
die Bediensteten des Pharao nie kennengelernt, hätte er nie ihre Träume
interpretieren können.
-
Hätte Josef
nicht die Träume der Bediensteten korrekt interpretiert, wäre er nie dem Pharao
vorgestellt worden.
-
Wäre Josef
nie dem Pharao vorgestellt worden, hätte er nie dessen Träume korrekt
interpretieren können.
-
Hätte Josef
nicht die Träume des Pharao interpretiert, wäre er nie Governeur von Ägypten
geworden.
-
Hätte Josef
die Governeursverantwortung nicht erhalten, hätte er das Land Ägypten nicht
retten können.
-
Hätte er
Ägypten nicht gerettet, wäre auch sein Vater Jakob mit seiner Großfamilie aus
Kanaan nicht nach Ägypten gekommen und gerettet worden.
-
Hätte Jakobs
Familie kein Getreide in Ägypten kaufen können, wären sie in Kanaan verhungert.
-
Wäre Jakobs
Familie in Kanaan verhungert, wäre der Messias nie gekommen, der durch Jakobs
Familie kommen sollte und musste.
-
Wäre der
Messias nicht gekommen – die Welt wäre auf ewig ohne Hoffnung.
Wäre ... Hätte
Gott ... alles Hypothesen. Aber sie zeigen uns hier im Fall von Josefs Leben,
dass Gott Seine Hand in allem hat, dass Seine Gedanken und Wege tatsächlich
immer höher und weiser sind als unsere Gedanken. Wir dürfen wissen, dass Gott
NIE einen Fehler macht.
Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam rätselhaft und schwer
und gehn die Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer,
will traurig schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
dann will ich mich auf eins besinnen,
dass Gott nie einen Fehler macht.
Wenn mir zu hoch des Herrn Gedanken,
zu tief der Brunnen seiner Huld,
wenn alle Stützen haltlos wanken,
die Kraft mir fehlt und die Geduld,
wenn gar mein Blick kein Ziel mehr findet
bei banger tränenreicher Wacht,
ein Glaubensfünklein dennoch kündet,
dass Gott nie einen Fehler macht.
Wenn über ungelösten Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Hände legen sacht
und dieses sprechen unter Tränen,
dass Gott nie einen Fehler macht.
Drum still, mein Herz, und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heißt.
Im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die er weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen,
ja ging's durch kalte, finstre Nacht,
halt fest an diesem sel'gen Wissen,
dass Gott nie einen Fehler macht.
Herbert Sack
(1902-1942/43)
Niedergeschrieben vermutlich im November 1942 in Stalingrad.
Am 22. des
Monats begann die Einkesselung durch die Rote Armee