Als Erika* begann, am Frühgebet teilzunehmen, empfand sie diese Zeit als großen Segen. Aber sie konnte einfach nicht laut beten. Im Herzen war sie dabei, aber laut zu beten, dazu hatte sie keinen Mut. Sie war kein Einzelfall. Heute wurde ich an Erika erinnert, als ich von einer Frau las, die zu einem kleinen Hauskreis gehörte.
Wöchentlich traf man sich im Wohnzimmer eines anderen Hauskreismitglieds. Der Gastgeber sorgte für einen kleinen Imbiss und sprach das Eröffnungsgebet. Eine junge Frau bereitete immer alles liebevoll vor, wenn sie an der Reihe war. Sie hatte das Haus sauber und einen leckeren Imbiss. Aber sie brachte es einfach nicht fertig, das Gebet zu Anfang zu sprechen. Dazu fehlte ihr der Mut. Bei dem Gedanken, vor anderen Menschen zu beten, überkam sie eine unbeschreibliche Angst. Es dauerte Jahre, aber eines Abends sagte sie ihrem Pastor: „Heute Abend ist der Abend. Ich werde beten!“ Die anderen Teilnehmer fanden sich bei ihr ein und begannen wie immer mit einem kleinen Imbiss. Als es Zeit war, mit dem Bibelgespräch zu beginnen, neigten alle den Kopf und warteten. Nach einer Weile wunderte sich der Pastor und schaute zu der jungen Frau hinüber. Sie war sichtlich aufgewühlt und ihr standen die Tränen in den Augen als sie leise betete: "Herr, hilf! Amen." Ein perfektes Gebet. Diese drei Worte beinhalteten alles, was es zu sagen gab: HERR – damit erkannte sie die Stellung und Souveränität Gottes an. HILF – damit anerkannte sie ihre Not und Bedürftigkeit. AMEN – ja, so soll es sein!
Das war ein Anfang – und auch Erika machte einen Anfang damit, im Kreis anderer zu beten. Es begann in unserem Frühgebet. Im Gespräch ermutigte ich sie, einfach nur einen kurzen Satz zu beten. Ja, es braucht Mut! Tatsächlich fing sie damit an, und es dauerte nicht lange und sie betete mit Freimut wie alle anderen.
Es erstaunt mich immer wieder, warum Christen – Gotteskinder – sich scheuen, in Gegenwart anderer mit ihrem himmlischen Vater zu reden. Wir reden mit allen möglichen Menschen. Wir fragen Fremde auf der Straße nach dem Weg oder der Uhrzeit, wir reden mit Lehrern oder Vorgesetzten, wir telefonieren mit Sekretären und Büroangestellten und wissen nicht mal, ob wir bei ihnen an der richtigen Adresse sind. Aber mit unserem himmlischen Papa zu reden, das fällt uns so schwer, besonders, wenn andere dabei sind. In fast allen Fällen ist es Menschenfurcht, die Angst, andere könnten das Gebet kritisieren oder belächeln.
Niemand muss sich schlecht fühlen, wenn er sich schämt, vor anderen zu beten! Ja, es braucht Mut! Aber jeder soll wissen, dass Menschenfurcht ungesund ist, eine geistliche Krankheit ist, die Gott heilen kann und möchte. Und sind wir erst mal geheilt, wird ein Hindernis aus unserem Leben entfernt, das geistlichen Segen zurückhalten kann.
Ich möchte jeden ermutigen – besonders die, die Gebetsgemeinschaften oder das Gebet vor anderen scheuen: Fangt an, mit anderen zu beten. Unbedingt! Jesus verspricht:
„Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen
über irgend eine Sache, für die sie bitten wollen,
so soll sie ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel.
Denn wo zwei oder
drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich in ihrer Mitte.“
(Matthäus 18,19+20)
Das Resultat wird Freude, Freiheit und Segen sein.
PS.: Ich lade Dich herzlich ein zu unserem Frühgebet, morgen um 6-7 Uhr. Anschließend gemeinsames Frühstück für die, die Zeit haben.
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