Und es begab sich, dass er [Petrus] viele Tage
in Joppe
bei einem gewissen Simon, einem Gerber, blieb.
Ein unscheinbarer
Vers, der Berichte über zwei gewaltige Wunder abschließt: Der Heilung eines
langjährig Gelähmten und der Auferweckung einer verstorbenen Wohltäterin. Diese
Wunder führten wiederum zu noch gewaltigeren Wundern, nämlich der Errettung
vieler Menschen zum ewigen Heil. Und dann dieser schlichte Schlusssatz zum
Bericht.
Und es begab sich, dass er [Petrus] viele Tage
in Joppe
bei einem gewissen Simon, einem Gerber, blieb.
Das Petrus bei
Simon dem Gerber Quartier bezog, wird ungewöhnlich, ja, vielleicht schockierend
für viele seiner Zeitgenossen gewesen sein. Viele Juden verstanden das Gesetz
so, dass es absolut unzulässig war, mit jemandem Umgang zu haben, der
regelmäßig mit Tierkadavern zu tun hatte. Das wird bei Simon, dem Gerber,
zweifellos der Fall gewesen sein.
Nach den Gesetzen
jener Zeit mussten Gerber mit ihren Häusern einen Mindestabstand von 25 Metern außerhalb der
Stadtmauern einhalten, da sie sich unaufhörlich verunreinigten. Ihre Arbeit war
so verachtet, dass eine Verlobung aufgelöst werden konnte, wenn die Braut nicht
wusste, dass ihr Zukünftiger die Arbeit als Gerber ausführte.
Dass Petrus nach
Apostelgschichte 9:43 viele Tage bei Simon, dem Gerber, Unterkunft fand, deutet
an, dass er immer mehr den Unterschied von Gesetz und Gnade verstand und
auslebte. Er war mittlerweile bereit, sich mit denen zu verbinden, mit denen
andere sich nicht verbinden wollten; mit denen, die man lieber außerhalb der
Stadtmauern sah, oder – noch besser – gar nicht!
Diese Einstellung
hat sich bei uns Menschen nicht geändert. Bis heute gibt es überall auf der
Welt Menschen, mit denen man weder gerne gesehen wird noch sieht man sie selbst
gerne. Menschen, die man lieber außerhalb der Stadt haben würde.
Immer noch
brandaktuell in ganz Europa ist die Thematik der Flüchtlinge. Für (zu) viele
sind sie Gerber, die keinen Kontakt verdient haben und die man lieber außerhalb
der Stadtmauern sehen würde. Andere verachten nicht die Flüchtlingsmassen
sondern wesentlich kleinere Menschengruppen. Kürzlich erzählte mir ein Freund,
wie er neben einem Bettler auf der Straße gehockt hatte, um mit ihm über Jesus
zu reden. Andere kamen vorbei, beschimpften, verfluchten und bespuckten die
Beiden. Sie waren „Gerber“!
Petrus aber
machte es genau richtig. Er wusste von der Abscheu der Juden gegenüber den
Gerbern. Darum setzte er ein Zeichen und blieb viele Tage bei einem Gerber.
Damit tat er nichts anderes, als dem Beispiel Jesu zu folgen.
Jesus aß mit den
Zöllnern.
Jesus vergab der
Ehebrecherin und schützte sie vor Unrecht.
Jesus schickte
die Prostituierten nicht fort.
Jesus berührte
die Unberührbaren.
Jesus lobte die
Ärmsten.
Jesus besuchte
die Reichsten.
Jesus kümmerte
sich um die Vergessenen.
Jesus teilte die
Einsamkeit der Hoffnungslosen.
Jesus hatte
Gemeinschaft mit den Unreinen.
Und Petrus folgte
Seinem Beispiel. Und weil es keinen Menschen auf Erden gibt, den Gott nicht
liebt, keinen, der zu unrein ist für Jesus, darum darf es auch keinen Menschen
geben für uns, den wir nicht lieben oder der uns zu unrein ist – Gerber oder
nicht!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare, die nur Werbung zum Inhalt haben oder zu Werbezwecken verlinkt sind, werden gelöscht!
Sie haben die Möglichkeit, anonym zu kommentieren. Dann wird Ihr Name nicht unter Ihrem Kommntar erscheinen. Mit dem Absenden Ihres Kommentars wird Ihre IP-Adresse allerdings im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert. Natürlich werden keinerlei Daten veröffentlicht oder weitergegeben, es sei denn, Sie treffen diese Wahl selbst, indem Sie nicht anonym kommentieren.