„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Mittwoch, 22. November 2017

Vergebung

Manchmal steht an dieser Stelle ein Rückblick auf unsere Jüngerschaftstunde der Vorwoche. Letzte Woche ging es um Gebet. Gebet war aber bereits das Thema der gestrigen Andacht. Daher eine kurze Vorschau auf unser Thema heute Abend.

John MacArthur sagt: "Du bist Gott nie ähnlicher wie wenn Du vergibst." Vergebung ist göttlich. Bitterkeit und Vergeltung menschlich - oder schlimmer. Darüber wollen wir heute Abend gemeinsam nachdenken. Komm doch mal vorbei!

Als Vorgeschmack hier ein Zeugnis von Corrie ten Boom. Corrie ten Boom war eine holländische Christin, die mit ihrer Familie ins KZ musste. Ihre Schwester starb, Corrie lebte. Das Zeugnis ist relativ bekannt - und trotzdem äußerst zeitgemäß und immer wieder lesenswert. 

VERGEBUNG
 
München im Jahre 1947: Ernste Gesichter starren mir entgegen. Ich habe gerade in einer Kirche gepredigt und über meine Zeit im Konzentrationslager gesprochen. Jetzt ist alles vorbei. Die Menschen verlassen wortlos den Raum. Ein Mann kommt mir entgegen. Er arbeitet sich gegen die Menge zu mir nach vorne.
In diesem Moment sehe ich den Mantel, den braunen Filzhut, dann die blaue Uniform und ein Barett mit Totenschädel und gekreuzten Knochen. Ich sehe den grossen Raum, in dem wir uns nackt ausziehen mussten. Die Schuhe und die Kleider am Boden. Wir mussten nackt an ihm vorbeigehen. Ich erinnere mich an die Scham, ich erinnere mich an meine ausgemergelte Schwester, deren Rippen deutlich unter der pergamentartigen Haut hervortraten.

WIE WEIT REICHT VERGEBUNG

Wir waren ins KZ gekommen, weil wir Juden in unserem Haus versteckt hatten. Meine Schwester überlebte das Konzentrationslager nicht. Ich erinnerte mich an diesen Mann und an seine Jagdpeitsche, die in seinem Gürtel steckte. Jetzt stand ich zum ersten Mal einem meiner Häscher gegenüber. Mein Blut schien zu gefrieren. Er sagte: «Sie sprachen von Ravensbrück. Ich war Wächter dort.» Er fuhr fort: «Ich bin Christ geworden.» Er steckte mir seine Hand entgegen und fragte: «Werden Sie mir vergeben?»
Sekunden stand ich wie gelähmt vor diesem Mann, doch es kam mir vor als wären es Stunden. Ich kämpfte in meinem Inneren: Meine Schwester war schliesslich im Konzentrationslager Ravensbrück elend und langsam gestorben. Doch dann erinnerte ich mich an eine Bibelstelle: «Wenn ihr den Menschen ihre Sünden nicht vergebt, dann wird der himmlische Vater im Himmel auch euch nicht vergeben» (Matthäus 6,15).

VERGEBEN ODER INVALID BLEIBEN

Nach dem Krieg hatte ich ein Heim für Naziopfer eröffnet. Ich erlebte dort, dass die, die vergeben konnten, innerlich frei wurden, egal welche körperlichen Schäden sie hatten. Die, die an ihrer Bitterkeit festhielten, blieben jedoch Invaliden. Ich stand immer noch vor dem Mann. Kälte umklammerte mein Herz. Doch Vergebung ist kein Gefühl, sondern in erster Linie ein Akt des Willens. Ich betete und hob die Hand. Ich betete darum, dass Gott mir das Gefühl der Vergebung schenken möge. Mit einer mechanischen Bewegung legte ich meine Hand in die Hand, die sich mir entgegenstreckte.
Dann geschah etwas Unglaubliches! Ein heisser Strom entsprang in meiner Schulter. Er lief meinen Arm entlang und sprang über in unsere beiden Hände. Mein ganzes Sein wurde von dieser heilenden Wärme durchflutet. Ich hatte plötzlich Tränen in den Augen und konnte sagen:

«Ich vergebe dir! Ich vergebe dir von ganzem Herzen.»

Ein langer Augenblick folgte, in dem wir beide die Hand des anderen umschlossen, der frühere Wärter und die frühere Gefangene. Ich hatte Gottes Liebe noch nie so intensiv erlebt wie damals.
(aus: Corrie ten Boom / "Mit Gott durch dick und dünn")

Soweit die kleine Vorschau auf heute Abend. Das kann für jeden von uns ein erfischender, bestätigender oder auch heilsamer Abend werden. Komm, und bring Freunde mit!
Jüngerschaftstreffen (Biblstunde) @ CCFG
Bitzegarten 5
57290 Neunkirchen
Beginn: 19:30 Uhr

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