Allein eine Aussage muss ich korrigieren. In seiner Predigt
sagte der Pastor, dass Ostdeutschland eins der vom Evangelium unerreichtesten
Gebiete der Welt ist. Diese Aussage ist schlichtweg falsch – oder der
missiologische Begriff „unerreicht“ ist missverstanden und dadurch irreführend
gebraucht.
Tatsache ist, dass der christliche Glaube in den ostdeutschen
Bundesländer sogar vor der Maueröffnung präsent und lebbar war, wenn auch mit
Nachteilen und unter Druck. Nach der Maueröffnung war (und ist) der Osten weit
atheistischer geprägt als die alten Bundesländer im Westen. Aber unerreicht? Richtig ist, dass die Menschen im Osten
Deutschlands weit weniger Informationen über den christlichen Glauben besitzen
als im Rest Deutschlands. „Unerreicht“ im missiologischen Sinn bedeutet aber
nicht nur, dass viele Menschen in einem Gebiet noch nicht den Weg des Heils durch
Jesus gehört haben. „Unerreicht“ bedeutet, dass es in einer „unerreichten“ Volksgruppe
so wenig wiedergeborene Christen und so wenige Ressourcen in ihrer eigenen
Kultur gibt, dass sie (missionarische) Hilfe von außerhalb benötigen.
Die ostdeutschen Gebiete qualifizieren sich aus
verschiedenen Gründen nicht als „eins der unerreichtesten Gebiete der Welt“,
bei aller tatsächlichen geistlichen Not dort. In allen (zumindest) größeren Städten
und vielen kleinen gibt es Gemeinden, in denen Jesus gepredigt wird. In jedem
Buchhandel können Bibeln bestellt werden. Christliche Radio- und
Fernsehprogramme werden in der deutschen Sprache ausgestrahlt und jeder – JEDER
– Deutsche irgendwo in Deutschland, Ost oder West, kann ohne Probleme mit
Christen, Gemeinden oder Werken in Verbindung kommen. Jeder in Deutschland hat
leichten Zugang zu reichhaltigen Informationen über den Weg des Heils in seiner
Sprache – und sogar Seinem Dialekt.
Dem gegenüber stehen über 6700 Volksgruppen, die im
oben erwähnten Sinn als „unerreicht“ gelten. In vielen dieser Gruppen gibt es 0%
(Null Prozent) wiedergeborene Christen. An christliche Literatur zu kommen ist oft
nahezu unmöglich. Radio oder Fernsehsendungen gibt es entweder nicht oder sind
nicht in ihrer Muttersprache. Oft ist es lebensgefährlich, sich überhaupt über
Jesus zu informieren oder eine Bibel zu besitzen. Vielfach ist der Name „Jesus“
unbekannt – nicht nur die Person, sondern der Name an sich. Nie gehört! Gemeinden
sind weit weg und nicht zu erreichen. Für die meisten dieser Völker beten
zumindest irgendwo auf der Welt Menschen namentlich dafür, dass sie erreicht
werden. Aber 1371 Volksgruppen sind nicht mal fürs Gebet adoptiert. Ohne eine
einzige Gemeinde, ohne einen einzigen Missionar, ohne einen einzigen
(bekannten) Gläubigen, ohne Literatur oder Ressourcen, ohne jemanden, der für
diese Völker namentlich betet. Das bedeutet „unerreicht!“ Da tut sich nichts,
absolut nichts, wenn Christen nicht beginnen zu beten, zu senden, zu geben, zu gehen, zu
übersetzen und dergleichen. Da gehen Menschen tagtäglich verloren – hinein in
eine Christus-lose Ewigkeit – ohne je vom Weg des Heils gehört zu haben. Für diese
6700 Volksgruppen bedeutet „unerreicht“ schon etwas anderes als für uns, die
wir hier in Deutschland leben, mitten in aller Freiheit, uns zu informieren –
wenn wir es nur wollen.
Niemand verstehe mich falsch!!! Das Leben eines Deutschen,
dem noch niemand das Evangelium verkündigt hat, ist für Gott ebenso wertvoll
wie das Leben eines Hindu, Moslem oder Atheisten, der nie eine Möglichkeit
hatte, von Ihm zu hören. Jesus ist für den einen - genauso und nicht weniger, als für
den anderen - gestorben und auferstanden. Nur der eine kann etwas tun, um von Jesus zu hören, der andere
kann’s nicht. Der eine hat einen Nachbarn (DICH!), der nur gehorsam sein muss
und das Evangelium in der Nachbarschaft weitergeben muss. Der andere hat keinen
christlichen Nachbarn im Umkreis von hunderten von Kilometern.
Die Verlorenheit der Menschen ist dieselbe. Ihre
Möglichkeiten sind unterschiedlich. Während wir hier treu für Jesus leuchten und Ihn
im Alltag bezeugen, sollten wir die geistlichen Notstandsgebiete der
Welt, die geistlichen Katastrophengebiete nicht übersehen und alles dransetzen,
Helfer zu senden, die ihnen Gottes Licht und Heilung bringen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare, die nur Werbung zum Inhalt haben oder zu Werbezwecken verlinkt sind, werden gelöscht!
Sie haben die Möglichkeit, anonym zu kommentieren. Dann wird Ihr Name nicht unter Ihrem Kommntar erscheinen. Mit dem Absenden Ihres Kommentars wird Ihre IP-Adresse allerdings im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert. Natürlich werden keinerlei Daten veröffentlicht oder weitergegeben, es sei denn, Sie treffen diese Wahl selbst, indem Sie nicht anonym kommentieren.