Nicht, als ob ich mit letzterem sagen wollte, dass das Gebet
eine Veränderung in Gottes Gesinnung, Seinem Wesen oder Charakter
hervorbrächte; sondern das Gebet bewirkt eine Veränderung in uns, die es Gott
ermöglicht, so zu handeln, wie Er sonst konsequenterweise nicht hätte handeln
können. Tut ein Sünder Buße, so befindet er sich in einem Gemütszustande, der
Gott in die Lage versetzt, ihm zu vergeben. Gott ist von jeher bereit gewesen,
ihm unter dieser Bedingung zu vergeben, so dass es, wenn der Sünder seinen Sinn
ändert und Buße tut, keiner Sinnesänderung seitens Gottes bedarf, um ihm zu
verzeihen. Es ist des Sünders Buße, die es Gott ermöglicht, ihm zu vergeben,
und Ihm Gelegenheit gibt, so zu handeln, wie Er es tut.
So auch, wenn die Kinder Gottes inbrünstig beten, sind sie
in der richtigen inneren Verfassung, die es Gott ermöglicht, sie zu erhören. Er
war von jeher bereit, diejenigen zu segnen, die in der richtigen
Herzenseinstellung sind und in der richtigen Weise beten.
Das Gebet ist die Kette von Ursachen, welche zu einer
Erweckung führen, ein ebenso unbedingt notwendiges Glied wie die Verkündigung
der Wahrheit. Viele haben eifrig das Evangelium gepredigt, um die Leute zur
Umkehr zu veranlassen, haben aber dabei zu wenig Gewicht auf das Gebet gelegt.
Sie haben eifrigst gepredigt, mit den einzelnen geredet und Traktate verteilt,
doch zu ihrem nicht geringen Erstaunen mit wenig Erfolg. Der Grund, weshalb sie
nicht mehr ausrichten, war, dass sie das andere Hilfsmittel, das inbrünstige
Gebet, außer acht ließen. Sie vergaßen, dass die Wahrheit an sich nie ihre
Wirkung tun wird ohne den Geist Gottes.
Zuweilen kommt es vor, dass diejenigen, die am meisten für
die Verbreitung der Wahrheit tun, sich nicht in demselben Verhältnis dem Gebete
widmen. Das ist schlimm; es sei denn, dass sie selbst den Geist des Gebets
haben oder dass ein anderer ihn hat, so wird die Wahrheit an sich die Leute nur
in ihrer Unbußfertigkeit bestärken.
In dieser Erweckung war, wie in den vorausgegangenen, ein
sehr ernstlicher Gebetsgeist vorhanden. Wir hielten eine Gebetsversammlung von
Haus zu Haus ab, jeden Tag um 11.00 Uhr.
Ich entsinne mich, dass bei einem dieser Treffen ein Herr
S., Kassierer einer Bank in dieser Stadt, derart durch den Geist des Gebets
niedergedrückt wurde, dass er bei Auflösen der Versammlung außerstande war, -
wir alle hatten gerade beim Beten gekniet -, sich von seinen Knien zu erheben.
Er blieb auf seinen Knien, krümmte sich und seufzte im
Seelenschmerz. Er sagte: "Betet für Herrn ...", den Direktor der
Bank, deren Kassierer er war. Dieser Direktor war ein wohlhabender, unbekehrter
Mann.
Als man sah, dass seine Seele Geburtsschmerzen für diesen
Mann litt, knieten die Beter nieder und rangen im Gebet um seine Bekehrung.
Sobald das Gemüt vom Herrn S. so erleichtert war, dass er nach Hause gehen
konnte, zogen wir alle uns zurück, und bald danach gab der Bankdirektor, für
den wir gebetet hatten, seiner Hoffnung in Christus Ausdruck. Bis dahin, glaube
ich, hatte er keiner der Versammlungen beigewohnt, und es war nicht bekannt, dass
er um seine Errettung besorgt gewesen wäre.
Aber Gebet gewann die Oberhand, und Gott nahm bald seinen
Fall in die Hand.
Diese Bemerkungen machte
Finney im Zusammenhang seiner Darstellung der Erweckung in Troy, welche 1826
begann, in seinen "Memoirs" (London, 1876, Seiten 104/05). QUELLE:
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