„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Samstag, 20. August 2016

Einseitig. Unbedingt. Umfassend.

In dieser Woche haben wir uns intensiv mit dem Thema „Vergebung“ auseinandergesetzt. Abschließen möchten wir diese kurze Themenreihe mit einem weiteren Artikel aus der DMG Monatszeitschrift (2/2016). Der Artikel stammt von Christen, die in einem islamischen Land arbeiten.

„Mara geht in die erste Klasse unserer christlichen Schule. Sie und ihre sunnitische Familie sind Flüchtlinge aus Syrien. Ihre Mutter S. hat auf der Flucht ein Kind verloren. Bombeneinschläge, Terror, alles hat die kleine Mara hautnah miterlebt. Jetzt lebt sie mit ihren Eltern und zwei jüngeren Geschwistern auf elf Quadratmetern in einem Zimmer. Anfangs sprach Mara ausschließlich Syrisch. Der Krieg hat Spuren in ihrem jungen Leben hinterlassen. Doch Mara lernt schnell. Und im Bibelunterricht ist ihr Jesus begegnet.

Hungrig hat sie die Geschichten aufgenommen und verinnerlicht. In der Schule, zu Hause und bei Nachbarn erzählt sie seither freudig von Jesus. Bei unseren Liedern singt sie laut mit, und ihre ganze Haltung spiegelt die Liebe Gottes wieder. Sogar ihre nächtlichen Alpträume sind weg. Sie hat ihre Last im Gebet Jesus abgegeben.

Da ihre Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können, hilft ihre Mutter S. in der Schule mit. Auch sie hat inzwischen Jesus angenommen und trägt ihr schweres Schicksal im Glauben. Sie sind Teil unserer Gemeinschaft geworden. Es vergeht kaum ein Sonntag, an dem Maras Mutter nicht für ihre von der IS eingeschlossene Familie betet.

Kürzlich hat eine Nachbarin diese Familie bei der Kleiderverteilung betrogen. Welche Lösung haben wir? Ihre Schamkultur kennt keine direkte Konfrontation, direktes Ansprechen ist also nicht möglich. Es folgen vorsichtige Gespräche mit beiden Frauen. Wir finden Beispiele aus der Bibel, wie Hananias und Safira, indirekt-direkt. Hier kann S. Vergebung persönlich anwenden, auch, wenn es ihr sichtbar weh tut. „Gnade reicht“, weil Gott auch ihr selbst vergeben hat. Das zu erkennen war nötig für Maras Mutter. So ist sie zum Beispiel für die andere Frau geworden. Vergebung: Einseitig. Unbedingt. Umfassend.“

Vergebung ist etwas, was im Alltag geschieht, was aber weder selbstverständlich noch einfach ist. Wer wenig zu vergeben hat kämpft manchmal nicht weniger mit sich selbst und seiner Bereitschaft als der, der viel zu vergeben hat. Das „Fleisch“ – unsere Unabhängigkeit von Gott - macht es uns schwer, den Weg Jesu zu gehen. Maras Mutter hatte die Gnade der Vergebung erkannt, die sie selbst erfahren hatte und die sie jetzt brauchte, um das Unrecht zu vergeben, das ihr angetan worden war. Aber sie erkannte den Wert und die Kraft der Gnade: „Gnade reicht“, waren ihre Worte und durch diese Gnade war sie in der Lage, zu vergeben.

Vielleicht hat Gott diese Woche mehrmals zum selben Thema zu uns reden müssen. Vergebung kommt nicht einfach und billig daher. Vergebung kostet. Die Vergebung unserer Schuld kostete Jesus Sein Leben. Der Unschuldige zahlte den Preis für die Schuld derer, die Vergebung brauchten. Damit gab Er uns die Vorlage, wie Vergebung funktioniert. Du zahlst den Preis für die Schuld derer, denen Du vergeben musst. Du verzichtest darauf, dass sie ihre Verschuldung Dir gegenüber in Ordnung bringen. Du zahlst, Du vergibst – Du wirst frei.

Möge der Herr, der den Preis für Deine und meine Schuld bezahlt hat, unsere Herzen bereit machen, dass auch wir im Namen und im Sinne Jesu denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind: Einseitig. Unbedingt. Umfassend.

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