Der Apostel Lukas errichtet in seinem Evangelium in Kapitel
23:34, dass Jesus als erstes von sieben Ausrufen betet und sagt:
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Es war nicht die Bitte um Wasser. Es war nicht der
Ausspruch, durch den Er Seine Mutter der Obhut des Johannes anbefahl. Es war
die Bitte an Seinen Vater, Seinen Peinigern und Mördern zu vergeben.
Unglaublich.
Sie hatten Ihn roh und hart behandelt, Ihm die Kleider vom
Leib gerissen und Ihn nackt ans Kreuz genagelt – sicher ohne alle Vorsicht. Um
Sein Gewand hatten sie gewürfelt, während sie sich die ganze Zeit über Ihn
lustig machten.
Jesu Gebet am Kreuz für Seine Feinde wird traditionell als erster der 7 Aussprüche am Kreuz gesehen. Soweit, so
gut! Was ich nicht wusste ist die Tatsache, dass der griechische Text darauf
hindeutet, dass Jesus dieses Gebet immer wieder neu ausgesprochen hat. Das war
kein Einzeiler, das war ein Ringen – ein Ringen für die Seelen anderer. War es
vielleicht auch ein Ringen gegen die letzten Versuchungen des Feindes, Sein
Werk zunichte zu machen? Jesus wusste, Bitterkeit und Unversöhnlichkeit waren
Werkzeuge des Feindes. Und so tat er genau das, was Er Seine Jünger zuvor
gelehrt hatte: „Bittet für die, die euch verfolgen, segnet, die euch fluchen.“
Und durch die Wiederholung dieses Gebets lehrt uns der Herr
eindrucksvoll, dass Vergebung nicht eine Willensentscheidung ist, die mit einem
Klick unsere Gefühle in Leichtigkeit schwimmen lässt. Nein! Es mag sehr wohl
sein, dass das erfahrene Unrecht derart schwer auf mir lastet – vielleicht
sogar traumatische Folgen hinterlassen hat – und das Gefühl dem Willen gar
nicht so schnell folgen kann. Aber zeigt uns nicht gerade die wiederholte Bitte
Jesu, Seinen Feinden zu vergeben, dass es dem Vater wohl gefällt, wenn wir
immer wieder zu Ihm kommen? Das ist es, was wir tun müssen, wenn unsere Gefühle
hinter unserem Willen hinterher hinken. Wir müssen immer wieder aussprechen,
was unser Wille (vielleicht) längst getan hat: vor Gott denen vergeben, die
sich an uns versündigt haben.
Ich werde an Petrus erinnert. Ob sich je jemand an ihm so
oft versündigt hatte? Jedenfalls schien er zu denken, dass es legitim sei,
irgendwann mal einen Schlussstrich zu ziehen. Jesus korrigiert ihn und erklärt:
„Petrus, nimm Dir mal die Zahl 490 zum
Ziel.“ Damit wollte Jesus sagen: „Petrus,
hör auf zu zählen! Vergib! Vergib immer wieder und fang immer wieder bei Null
an!“
Und so lehrt uns dieser erste Satz Jesu am Kreuz die
Wichtigkeit der immerwährenden, anhaltenden und herzlichen Vergebung. Jesus hat
uns ein Vorbild gegeben. Indem Er nicht aufhörte, für die Vergebung der Sünden
Seiner Feinde zu beten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare, die nur Werbung zum Inhalt haben oder zu Werbezwecken verlinkt sind, werden gelöscht!
Sie haben die Möglichkeit, anonym zu kommentieren. Dann wird Ihr Name nicht unter Ihrem Kommntar erscheinen. Mit dem Absenden Ihres Kommentars wird Ihre IP-Adresse allerdings im Zusammenhang mit Ihrem Kommentar gespeichert. Natürlich werden keinerlei Daten veröffentlicht oder weitergegeben, es sei denn, Sie treffen diese Wahl selbst, indem Sie nicht anonym kommentieren.