„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Montag, 15. August 2016

490

Kürzlich hörte ich in einer Predigt eine Aussage, die mich erstaunte und mir völlig neu war. Ich beschloss, die Aussage zu prüfen.

Der Apostel Lukas errichtet in seinem Evangelium in Kapitel 23:34, dass Jesus als erstes von sieben Ausrufen betet und sagt:

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!

Es war nicht die Bitte um Wasser. Es war nicht der Ausspruch, durch den Er Seine Mutter der Obhut des Johannes anbefahl. Es war die Bitte an Seinen Vater, Seinen Peinigern und Mördern zu vergeben. Unglaublich.

Sie hatten Ihn roh und hart behandelt, Ihm die Kleider vom Leib gerissen und Ihn nackt ans Kreuz genagelt – sicher ohne alle Vorsicht. Um Sein Gewand hatten sie gewürfelt, während sie sich die ganze Zeit über Ihn lustig machten.

Jesu Gebet am Kreuz für Seine Feinde wird traditionell als erster der 7 Aussprüche am Kreuz gesehen. Soweit, so gut! Was ich nicht wusste ist die Tatsache, dass der griechische Text darauf hindeutet, dass Jesus dieses Gebet immer wieder neu ausgesprochen hat. Das war kein Einzeiler, das war ein Ringen – ein Ringen für die Seelen anderer. War es vielleicht auch ein Ringen gegen die letzten Versuchungen des Feindes, Sein Werk zunichte zu machen? Jesus wusste, Bitterkeit und Unversöhnlichkeit waren Werkzeuge des Feindes. Und so tat er genau das, was Er Seine Jünger zuvor gelehrt hatte: „Bittet für die, die euch verfolgen, segnet, die euch fluchen.“

Und durch die Wiederholung dieses Gebets lehrt uns der Herr eindrucksvoll, dass Vergebung nicht eine Willensentscheidung ist, die mit einem Klick unsere Gefühle in Leichtigkeit schwimmen lässt. Nein! Es mag sehr wohl sein, dass das erfahrene Unrecht derart schwer auf mir lastet – vielleicht sogar traumatische Folgen hinterlassen hat – und das Gefühl dem Willen gar nicht so schnell folgen kann. Aber zeigt uns nicht gerade die wiederholte Bitte Jesu, Seinen Feinden zu vergeben, dass es dem Vater wohl gefällt, wenn wir immer wieder zu Ihm kommen? Das ist es, was wir tun müssen, wenn unsere Gefühle hinter unserem Willen hinterher hinken. Wir müssen immer wieder aussprechen, was unser Wille (vielleicht) längst getan hat: vor Gott denen vergeben, die sich an uns versündigt haben.

Ich werde an Petrus erinnert. Ob sich je jemand an ihm so oft versündigt hatte? Jedenfalls schien er zu denken, dass es legitim sei, irgendwann mal einen Schlussstrich zu ziehen. Jesus korrigiert ihn und erklärt: „Petrus, nimm Dir mal die Zahl 490 zum Ziel.“ Damit wollte Jesus sagen: „Petrus, hör auf zu zählen! Vergib! Vergib immer wieder und fang immer wieder bei Null an!

Und so lehrt uns dieser erste Satz Jesu am Kreuz die Wichtigkeit der immerwährenden, anhaltenden und herzlichen Vergebung. Jesus hat uns ein Vorbild gegeben. Indem Er nicht aufhörte, für die Vergebung der Sünden Seiner Feinde zu beten.

Diese Woche wollen wir uns mehr mit dem befreienden Thema „Vergebung“ beschäftigen.

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