„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Samstag, 19. Dezember 2015

Vom Westen und vom Süden

Der Schwerpunkt christlicher Aktivität hat sich scheinbar von der westlichen Welt in die nicht-westliche Welt, den "globalen Süden" (Entwicklungs- und Schwellenländer) verlegt. Dort findet ein Großteil der Hinwendungen zu Jesus statt. Aber nicht nur Hinwendungen von Nichtchristen zu Jesus, auch die Hingabe von Christen an ihren Herrn scheint in Asien, Afrika und Latainamerika deutlich höher zu liegen. Um 1960 kamen 80% aller christlichen Missionare aus der westlichen Welt, 20% aus der nicht-westlichen. Heute haben sich die Zahlen umgekehrt. Der Westen sendet nur noch 20% aller Missionare weltweit aus.

Der höchste Anteil von ausgesandten Missionaren pro protestantischer Gemeinde liegt weder in den USA noch in England, Norwegen oder Deutschland. Die meisten Missionare (im Verhältnis zu Gemeinden im Land) kommen aus Singapur. Von dort werden mehr Missionare ausgesandt, als es Gemeinden gibt. In China braucht es etwa 2 Gemeinden, um einen Missionar zu senden. Sri Lanka benötigt 2½ Gemeinden, Nepal 3. Myanmar und Thailand brauchen knapp 5 Gemeinden für einen Missionar. Erst an 18. Stelle steht Deutschland, wo es 6½ Gemeinden braucht, um einen Missionar in die Mission zu senden.

Wenn man von den Christen im Land ausgeht, hieß es noch vor 2 Jahren (2013), dass es in der Mongolei die wenigsten Christen braucht (222), um einen Missionar zu senden. Im Vergleich zu Deutschland nur einen Bruchteil. 

Das mag verschiedene Gründe haben. Sicher ist ein Grund der, dass finanzielle Verpflichtungen im Westen höher liegen als in den Entwicklungsländern. Allerdings wird dieser Grund ausbalanciert durch die Tatsache, dass im Westen der Verdienst auch wesentlich höher ist. Prozentmäßig ist der „Zehnte“ im Westen genauso viel wie der „Zehnte“ in der Mongolei, Ghana oder Nepal: nämlich zehn Prozent (um ein unverbindliches Beispiel zu nennen). Dazu kommt, dass viele finanzielle Verpflichtungen Wahlverpflichtungen sind, mit denen Menschen sich freiwillig belasten.

Nicht nur die finanziellen Verpflichtungen, auch die täglichen Ablenkungen im Westen sind wesentlich größer und verlockender als in vielen Ländern des globalen Südens. Ich erinnere mich nur zu gut, wie das Leben am Abend, das Zusammensitzen und Reden der Erwachsenen, das Spielen der Kinder unter den Straßenlampen in unserer philippinischen Siedlung einschlief und verschwand, nachdem die Häuser mit Strom versorgt wurden und Videorecorder und Fernsehgeräte die Wohnzimmer eroberten. Geistliches Leben und missionarische Anliegen werden verdrängt von den verlockenden Ablenkungen und Entspannungen des Alltags.

Gesellschaftliche Entwicklungen lassen sich kaum umkehren, es sei denn durch nationale oder globale Ereignisse wie Kriege oder andere Katastrophen – oder geistliche Erweckungen. Während also gesellschaftliche Entwicklungen und die gewachsene Kultur eines Landes dem Einsatz für das Reich Gottes eher entgegenwirken, kann der Einzelne sich dem Trend entgegenstellen, Position beziehen und für Jesus leben. Jeder Einzelne entscheidet, wie viel Geld er monatlich braucht (im Gegensatz zu möchte) und wie viel er Gott zurückgeben kann. Jeder Einzelne entscheidet, wo er sein Leben lebt, im Heimatland oder im Missionsland. Jeder Einzelne entscheidet, wie treu er für Mission betet und Missionare unterstützt. Jeder Einzelne entscheidet, wie viel Zeit er am Computer, vor dem Fernseher, im Bett, oder im Ausüben seines Hobbys verbringt. Ich entscheide für mich und Du entscheidest für Dich. Aber lass uns beide eine Entscheidung für Jesus in all diesen Fragen treffen.

Dass der globale Süden dem Westen um Längen voraus ist, was die Ausbreitung des Evangeliums angeht, ist erstaunlich und nicht unbedingt schlecht. Aber lass uns doch einfach voll für Jesus leben, als gäbe es keine Statistiken. Unser beider Leben der Hingabe wird die Missionsstatistiken vielleicht nicht verändern, aber vielleicht die Menschen um uns herum oder unsere Gemeinden.

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