Das lateinische Wort „tradere“ beinhaltet den
Gedanken der Überlieferung oder Weitergabe – in sich selbst nichts
Negatives. Der Apostel Paulus schreibt in 1 Thessalonicher 5:21:
Prüft alles, das Gute behaltet!
Hier haben wir nicht nur einen Vorschlag,
sondern einen Auftrag. Was Gut ist, das sollen wir festhalten. Bei
diesem Festhalten geht es nicht darum, „Asche zu bewahren“, sondern „das
Feuer weiterzureichen“. Überlieferungen, die nicht im Konflikt zum
geoffenbarten Willen Gottes stehen, müssen wir prüfen. Schlechte
Traditionen zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass sie Gottes Macht im
Leben Seiner Kinder hindern oder dass sie Leben ersetzen sollen, wo
wahres Leben fehlt.
Wir alle leben mit Traditionen. Unsere
Treffen am Sonntagmorgen gründen sich nicht auf ein explizites Gebot der
Schrift, sondern auf eine Tradition, die es seit 2000 Jahren gibt und
die es - so lange wie möglich - festzuhalten gilt. Die meisten
christlichen Gemeinden oder Kirchen haben eine Gottesdienstform oder
Liturgie, die in sich selbst nicht unbedingt falsch ist. Vielleicht wird
sie von Anhängern anderer Gemeinden abgelehnt, aber selbst diese
Kritiker kommen in der Regel aus Gemeinden, deren Gottesdienstablauf ein
Maß an Tradition entwickelt hat.
Viele Traditionen bewahren Gutes,
überliefern den angesammelten Erfahrungsreichtum vieler Generationen und
vermitteln ein Maß an Sicherheit. Das ist durchaus positiv. Solche
Traditionen liebe ich und plädiere für sie. Erst wenn sie zu „totem
Holz“ werden, das ohne Sinn und Zweck am Baum hängt – dann ist es Zeit,
neuem Leben Raum zu machen. Die Gefahr liegt in der subjektiven
Beurteilung der Frage: Was ist "totes Holz" und was ist lediglich "Holz,
das ich ganz gerne tot sehen würde, weil es mir persönlich nicht
gefällt"?
Jesus hatte bestimmte Gewohnheiten, die
manchen Religiösen nicht gefielen. Er hielt dennoch daran fest. Paulus
folgte Jesu Fußstapfen. Bestimmte Handlungen waren nicht vorgeschrieben,
aber sie waren gut und wurden zu Gewohnheiten, die fortan regelmäßig
praktiziert wurden.
Wir laden herzlich ein zu unserem Gottesdienst, morgen um 10:30 Uhr, Bitzegarten 5 Neunkirchen. Natürlich haben auch wir ein paar Traditionen. Aber auf "totes Holz" versuchen wir zu verzichten. Herzlich willkommen!
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