„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 1. August 2013

Jesu, meine Freude

1618 wurde Johann Franck in Guben, einer Stadt an der polnischen Grenze, geboren. In seinem Geburtsjahr begann der 30jährige Krieg. Somit verbrachte Franck die ersten 30 Jahre seines Lebens in einem Land, das von fürchterlichen Kriegswirren heimgesucht wurde. Dreiviertel der deutschen Bevölkerung verlor ihr Leben. Sein Vater starb früh, ansonsten blieb seine Kindheit und Jugendzeit ohne besondere Vorkommnisse. Es war ihm möglich, zur Schule zu gehen und Jura zu studieren. Nach dem Krieg arbeitete er als Rechtsanwalt und Bürgermeister.

Franck war ein Poet. Ein Zeitgenosse, Heinrich Albert, Domorganist am Königsberger Dom, gab 1645 ein Liebeslied an eine „Flora“ heraus. Der Text lautete:

Flora, meine Freude, / meiner Seelen Weide, / meine ganze Ruh, / was mich so verzücket / und den Geist bestricket, / Flora, das bist du. / Deine Pracht glänzt Tag und Nacht / mir für Augen und im Herzen / zwischen Trost und Schmerzen.

Wer ein Gefühl für Versmass hat und mit einigen Kirchenliedern vertraut ist, wird ahnen, welches Kirchenlied an dieses Liebeslied angelehnt ist. Richtig: Johann Francks: „Jesu, meine Freude“

Psalm 73:28 soll ihm eine textliche Inspiration gewesen sein:

Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN,
dass ich verkündige all dein Tun.

Ein herrliches, altes Kirchenlied, geschrieben von einem Mann, der die ersten 30 Jahre viel Leid und Brutalität sehen musste, der aber seine Freude und seinen Trost in Jesus fand!

(Um den Eintrag kürzer zu gestalten, hatte ich angefangen, die wichtigsten Strophen hervorzuheben. Schließlich habe ich es aufgegeben. Jede Strophe ist es wert, gesungen oder gebetet zu werden!)

Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier.
Ach, wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange,
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
außer dir soll mir auf Erden
nichts sonst Liebers werden.

Unter deinem Schirmen
bin ich vor den Stürmen
aller Feinde frei.
Laß den Satan wittern,
laß den Feind erbittern,
mir steht Jesus bei!
Ob es itzt gleich kracht und blitzt,
ob gleich Sünd und Hölle schrecken;
Jesus will mich decken.

Trotz dem alten Drachen,
trotz es Todes Rachen,
trotz der Furcht darzu!
Tobe, Welt, und springe;
ich steh hier und singe
in gar sichrer Ruh!
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Macht muß verstummen,
ob sie noch so brummen.

Weg mit allen Schätzen,
du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust!
Weg, ihr eitlen Ehren,
ich mag euch nicht hören,
bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
soll mich, ob ich viel muß leiden,
nicht von Jesu scheiden.

Gute Nacht, o Wesen,
das die Welt erlesen,
mir gefällst du nicht!
Gute Nacht, ihr Sünden,
bleibet weit dahinten,
kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Dir sei ganz, du Lasterleben,
gute Nacht gegeben.

Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben
muß auch ihr Betrüben
lauter Sonne sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu meine Freude.

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