Ich bleibe in ihnen, und du bleibst in mir. Genauso sollen auch sie vollkommen eins sein. Dann wird die Welt erkennen, dass du mich gesandt hast und dass du meine Jünger liebst, wie du mich liebst. (Johannes 17:23)
Ich weiß nicht, wer die folgende, interessante Erfahrung über den Überraschungstest schrieb. Aber der Inhalt machte mich nachdenklich.
Im zweiten Monat meiner Krankenpflegeausbildung gab uns unser Lehrer einen Überraschungstest. Ich war eine gewissenhafte Schülerin und hatte die Fragen im Handumdrehen beantwortet, bis ich die letzte las:
„Wie heißt die Putzfrau in der Schule mit Vornamen?“
Das war bestimmt ein Scherz. Ich hatte die Putzfrau schon mehrmals gesehen. Sie war groß, dunkelhaarig und um die 50, aber woher sollte ich ihren Namen wissen? Ich gab meine Arbeit ab und ließ die letzte Frage unbeantwortet.
Bevor der Unterricht zu Ende war, fragte ein Schüler, ob die letzte Frage für unsere Testnote zählte. „Absolut“, sagte der Lehrer. „Im Laufe Ihrer Karriere werden Sie viele Menschen treffen. Alle sind wichtig. Sie verdienen Ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge, selbst wenn Sie nur lächeln und ‚Hallo‘ sagen.“
Diese Lektion habe ich nie vergessen. Ich erfuhr auch, dass die Putzfrau Dorothee hieß.
Ich habe eine gute Ausrede dafür, dass ich die Namen der Besucher unserer Gemeinde nicht kenne. Während meiner Pastorenzeit habe ich mich ordentlich angestrengt, alle Namen zu kennen. Wer sonntags regelmäßig kam, konnte erwarten, mit Namen begrüßt zu werden. Das ist heute anders. Oft bin ich sonntags unterwegs und komme nicht mehr mit dem Lernen der Namen von Besuchern nach. Wie gesagt: eine Ausrede. J
Dennoch macht mich das Schreiben der Schülerin nachdenklich. Kirche Jesu, Gemeinde Jesu – das bedeutet Familie (2 Korinther 6:18); es bedeutet ein zusammengefügter Tempel des Herrn (Epheser2:21), es bedeutet ein Leib, dessen Glieder miteinander verbunden sind und einander dienen (1 Korinther 12). Und ich frage mich: „Wie gut kenne ich eigentlich meine Brüder und Schwestern in Jesus, mit denen ich mich immer wieder treffe? Was weiß ich von ihrem Leben? Wie kann ich ihnen in ihren Nöten begegnen, mit ihnen lachen oder auch weinen?“ (Römer 12:15)
Viele Gottesdienste enden nach dem Schlusslied. Danach redet man vielleicht noch einen Satz oder zwei mit Freunden und geht anschließend nach Hause. Manche Gemeinden bieten unter der Woche Treffen an, an denen man teilnehmen kann. Aber meist sitzen wir zusammen mit denen, die wir bereits kennen. Das aber ist ein riesengroßes Hindernis für die Verbreitung des Evangeliums. Menschen kommen zu uns, um angesprochen zu werden, um Freunde zu finden und Gemeinschaft zu haben. Menschen kommen zu uns, um (von uns) über Jesus zu lernen. Kennst Du sie?
Andere mit hineinnehmen, auf jemanden zugehen, den wir noch nicht kennen, die Augen aufmachen für solche, die immer alleine stehen oder sitzen – und dann reagieren – das gefällt Jesus. So hat Er auch seine Jünger gesucht. Ja, Menschen sind zu Ihm gekommen, aber die Bibel zeigt auch viele Beispiele, in denen Er auf die Menschen zugegangen ist. Nicht umsonst heißt es in Markus 16:15 nicht: „Wartet bis jemand kommt und ihr angesprochen werdet.“ Nein! Jesus sagt: „Geht ihr hin zu ihnen und verkündigt das Evangelium!“
Gottes Wort macht uns allen Mut, Gemeinschaft miteinander zu pflegen, einander kennenzulernen, die Augen aufzumachen für die, die Sonntag für Sonntag isoliert scheinen, sie kennenzulernen, mit hineinzunehmen und ihnen zu zeigen (und zu sagen), dass sie willkommen sind.
Bist Du Sonntag (in Deiner Gemeinde) dabei?
Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens; sie lobten Gott und waren angesehen bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden. (Apostelgeschichte 2:46+47)
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