Ich war sehr entmutigt durch meine Krankheit, durch die
Ablehnung der anderen, durch meine Unfähigkeit, wegen der Sprachbarriere nicht
einmal Zeugnis geben zu können – und niemand wollte wenigstens mal ein Traktat
oder ein Johannesevangelium annehmen.
In den ersten Nächten wachte ich immer gegen 2 Uhr nachts
auf und musste husten. An einem Morgen erlebte ich gerade meinen Hustenanfall
und sah auf der anderen Seite des Ganges einen der Patienten, die älter und mit
Sicherheit kränker waren als ich. Er versuchte, aus dem Bett zu kommen. Er
setzte sich an die Bettkante und versuchte, aufzustehen, aber wegen seiner
Schwäche fiel er zurück ins Bett. Ich hatte keine Ahnung, was da geschah oder
was er wollte. Schließlich fiel er völlig erschöpft zurück ins Bett. Ich hörte,
wie er leise weinte.
Am nächsten Morgen verstand ich, was der Mann zu tun
versucht hatte. Er hatte einfach nur versucht, aufzustehen und zur Toilette zu
gehen. Wegen seiner Krankheit und seiner extremen Schwachheit war ihm das nicht
gelungen und so ließ er alles im Bett „passieren“.
Am nächsten Morgen war der Gestank auf der Station
unerträglich. Die meisten anderen Patienten schrien dem Mann Beleidigungen
entgegen wegen dem Gestank. Die Krankenschwestern waren äußerst genervt, weil
sie das „Unglück“ beseitigen mussten. Sie rollten ihn grob von einer Seite auf
die andere, während sie sein Bett neu überzogen. Eine der Krankenschwestern
ließ ihrem Ärger freien Lauf und schlug ihn. Der Mann schämte sich ganz
furchtbar, rollte sich im Bett zusammen wie ein Ball und weinte.
In der nächsten Nacht um 2:00 Uhr wurde ich wieder durch
einen Hustenanfall geweckt. Ich sah, wie sich der Mann auf der anderen Seite
des Ganges wieder bemühte, aufzustehen und den Weg zur Toilette anzutreten.
Allerdings war er so schwach, dass er, wie in der Nacht zuvor, weinend auf sein
Bett zurück fiel.
Mir geht es wie den meisten von Euch. Ich mag keinen Gestank
– und ich wollte mich da in nichts einmischen. Ich war ja selbst krank – aber
bevor ich wusste, was geschah und was ich tat, stieg ich aus meinem Bett und
ging hinüber zu dem Bett des alten Mannes. Er weinte immer noch und hörte mich
nicht kommen. Als ich mich über ihn beugte und seine Schulter berührte,
öffneten sich seine Augen mit Schrecken und fragendem Blick.
Ich lächelte ihn einfach an, legte meinen Arm unter seinen
Hals und seinen Kopf, den anderen Arm unter seine Beine, und hob ihn hoch.
Obwohl ich selbst schwach und krank war, war ich dennoch
deutlich stärker als er. Durch sein Alter und die fortgeschrittene Tuberkulose
war er superleicht. Und so ging ich durch die Halle zum Bad, was in
Wirklichkeit nicht mehr war als ein stinkender, schmutziger Raum mit einem Loch
im Boden. Ich stand hinter dem Mann, meine Arme unter seinen Armen und hielt
ihn so, dass er tun konnte, was er tun musste. Nachdem er fertig war, hob ich
ihn hoch und trug ihn zurück in sein Bett.
Als ich mich beugte, ihn hinzulegen und mein Gesicht seinem
nahe kam, küsste er meine Wange, lächelte und sagte etwas, was vermutlich
„Danke!“ bedeutete.
Es war unglaublich, was am nächsten Morgen geschah. Einer
der anderen, mir unbekannten Patienten, weckte mich um 4:00 Uhr mit einer
leckeren Tasse heißen, indischen Tees. Dann deutete er mit seinen Händen an (er
konnte kein Englisch), dass er ein Traktat wollte.
Als die Sonne aufging, kamen einige der anderen Patienten
und zeigten an, dass sie auch eine der Broschüren wollten, die ich zuvor
versucht hatte zu verteilen. Während des ganzen Tages kamen Leute zu mir und
baten mich um Evangeliumsliteratur, einschließlich den Krankenschwestern, den
Praktikanten, Doktoren – bis jeder im ganzen Krankenhaus ein Traktat, Buch oder
ein Johannesevangelium erhalten hatte. In den nächsten Tagen gaben einige an, aufgrund der Literatur Jesus als
Retter angenommen zu haben
Was brauchte es, diese Menschen mit der Frohen Botschaft von
Jesus zu erreichen? Mit Sicherheit keine Gesundheit! Definitiv war es nicht die
Fähigkeit, reden – oder einen bewegenden, intellektuellen Vortrag halten zu
können. Gesundheit und die Fähigkeit, in angemessener Weise zu anderen Kulturen
und Völkern zu kommunizieren, ist alles sehr wichtig. Aber was gebrauchte Gott,
um ihre Herzen für das Evangelium zu öffnen? Ich habe schlicht und einfach
einem alten Mann zur Toilette geholfen. Jeder hätte das tun können.
(*Quelle: Doug Nichols WORLD, March 12, 1994, S. 26; Eigenübersetzung)
Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid,
wenn ihr Liebe untereinander habt.
(Johannes 13:35)
So soll euer Licht leuchten vor den Leuten,
dass sie eure guten Werke
sehen
und euren Vater im Himmel preisen.
(Matthäus 5:16)
Meine Kinder, lasst uns nicht mit Worten lieben
noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!
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