Hier mein Bekenntnis (aber bitte nicht weitersagen): Meine Frau und ich
gestalten unser Abendessen oft in einer Art und Weise, die
jedem Eheberater die Totenblässe oder die Zornesröte ins Gesicht treiben
würde. Während wir unser Brot mampfen, schauen wir uns von 18 – 19 Uhr
die SOKO im Zweiten an. Dass es die SOKO ist, hängt vielleicht mit
unserem Alter zusammen. Aber die Sendung gefällt uns nun mal - obwohl wir in letzter Zeit auch immer wieder mal ausgestellt haben, weil Lobbythemen und heterophobe Propaganda uns nervt. Zur Beruhigung: unsere Ehe hat darunter noch nicht gelitten.
Nicht um unsere kommunikations-tötenden Abendessenspraktiken zu
rechtfertigen – aber mir kamen tatsächlich einige Gedanken während
einer SOKO, die (angewandt) auch unser Christsein betreffen.
Wenn immer Kommissar X oder Hauptkommissarin Y einen Besuch machen,
zücken sie ihren kleinen Ausweis und halten ihn als Identifikation den
Besuchten unter die Nase. Dieser Ausweis identifiziert sie als
Ordnungshüter. Daran sind sie erkennbar als Gesandte der Polizei oder,
im weiteren Sinne der Regierung. Ihre ID müssen sie immer dabei haben.
Sie ist wichtig und darf nicht verloren gehen.
Was ist eigentlich meine ID als Christ? Meine Kleidung? Meine Musik?
Mein Lebensstil? Meine Sprache? Meine Fähigkeit zu beten? Mein
Gemeindebesuch am Sonntagmorgen? Was soll ich den Menschen unter die
Nase halten, das mich als Nachfolger Jesu ausweist? Gibt es da
überhaupt etwas konkretes? Oder ist es vielleicht das christliche
Mischmasch aus den verschiedenen, oben erwähnten Dingen? In Johannes
13:34-35 sagt uns Jesus:
„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass
ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr
einander liebt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger
seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
So, das ist es also! Das ist unsere Christen – ID, unser
Christen-Personalausweis. Das ist alles? Nur „einander lieben“? Das
reicht? Nun, wenn das so einfach wäre, würden wir sicher schon lange
damit begonnen haben. Die Welt wäre von uns begeistert und wir würden
überall als Jünger Jesu identifiziert – was gleichzeitig bedeuten würde,
dass Jesus viel bekannter und beliebter wäre. Aber dem ist ja
offensichtlich nicht so. Viel Leid und – leider - auch Spott resultiert
daraus, dass wir unsere ID nicht immer mit uns herumtragen, sie
vielleicht sogar „verlegt“ oder „verloren“ haben. Da muss sich dann
keiner mehr wundern, wenn niemand erkennen wird, dass wir Jesu Jünger sind.
Und wie kann sich unsere Liebe zueinander ausdrücken? Nun, Liebe ist
natürlich zunächst einmal eine innere Einstellung, (1 Kor 13) die
grundsätzlich in jedem Christen vorhanden ist. (Römer 5:5) Und dann, ja,
das ist schon richtig, drückt sich Liebe aus. Nicht gezwungenermaßen,
sondern wie eine Quelle, die hervorbricht. Durch Werke der Liebe
verherrlichen wir unseren Vater im Himmel, der dadurch Menschen
errettet. (Matthäus 5:16) Durch Worte der Liebe (Epheser 4:15) heilen
und helfen wir in einer Welt, in der Worte eher zur Zerstörung
eingesetzt werden. Mit Sicherheit werden Werke der Liebe und Worte der
Liebe uns Christen so in der Welt präsentieren, dass Menschen stutzig
werden und bekennen müssen, wie in den ersten Jahrhunderten der Gemeinde
Jesu: "Seht wie sie einander lieb haben!"
Es war Liebe, diese Gott-gegebene ID für Jesu-Jünger, die der Gemeinde
Zulauf verschaffte. Die Liebe der Christen untereinander öffnete
Herzen und Ohren für das Evangelium. Wer in der SOKO Gottes dabei sein
möchte, sollte heute seine ID nicht vergessen. (w)
Freitag, 3. Februar 2017
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