Vor einem
Dreivierteljahr saß ich am Bett einer Seniorin. Eine gläubige Frau. Sie war
krank, vielleicht lebensbedrohlich krank; ohne Kraft, aufzustehen, ohne Kraft
für irgendetwas. Gemeinsam mit ihrem Mann meisterte sie die Seniorenjahre.
Jetzt war ihr Ehepartner gebrechlich und auf ihre Hilfe angewiesen. Sie hatte
Angst. Pure Angst. Nicht Angst vor dem Sterben. Das war – aus der
Kraftlosigkeit geboren – fast ihr Wunsch. Nein, es war die Angst, ihrem
hilflosen Ehemann nicht helfen zu können und ihn im Todesfall zurücklassen zu
müssen. Und so saß ich am Bett, fischte nach Worten und versuchte, ein offenes
Ohr zu haben, wenn die Seniorin versuchte, etwas zu sagen. Irgendwann brach sie
in Weinen aus und meinte: „Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr die Bibel
lesen (das hätte ich in ihrem Zustand auch nicht mehr gekonnt) und ich
kann auch nicht mehr beten. Ich bin ohne jede Kraft. Bete Du!“
Diese Seniorin
ist nicht die Einzige, die durch Täler geht, zu dunkel, um den Weg zu sehen.
Sie ist nicht die Einzige, die durch Zeiten geht, in denen die Worte zum Gebet
fehlen und das lebendige Wort Gottes nicht mehr als Druckerschwärze zu sein
scheint. Erleichternd ist die Tatsache, dass Gott unsere Empfindungen kennt und
versteht. In der Schrift heißt es in Hebräer 4:15:
„Denn wir haben nicht
einen Hohenpriester,
der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten,
sondern einen, der in
allem versucht worden
ist
in ähnlicher Weise wie
wir, doch ohne Sünde.“
Jesus versteht
uns! Er leidet mit uns. Er nimmt uns nicht alles ab, was Er uns abnehmen
könnte. Aber er ist bei uns, trägt uns, erträgt uns und liebt uns ungebrochen!
Wichtig wurden
mir in diesem Zusammenhang 2 Verse. In meiner Stillen Zeit las
ich kürzlich in 2. Samuel. Hier wird von dem sehr alten Barsillai geschrieben,
der David entgegenkam, als dieser nach seiner Flucht wieder in Jerusalem
einzog. Barsillai hatte für den König gearbeitet und war ihm treu
geblieben. Jetzt wollte David ihm
Gutes tun und lud ihn ein, mit ihm an den königlichen Hof zu kommen. Barsillai
will aber lieber seinen Lebensabend in seinem vertrauten Heimatort verbringen
und antwortet David: (2. Samuel 19:37+40)
Dein Knecht würde nur auf kurze Zeit
mit dem König
über den Jordan gehen; ...
Und als das ganze Volk den Jordan überschritten hatte,
ging der König auch hinüber;
und der König küßte den Barsillai und segnete ihn.
Darauf kehrte dieser wieder an seinen Ort zurück.
Eigentlich
unauffällige Worte. Der Gedanke, der mir beim Lesen der Verse durch den Kopf
ging, war dieser: Manchmal ist es einfach genug, ein Stück Wegs an der Seite
des Herrn zu gehen. Nicht die fetten Speisen am Königshof, nicht die Ehre,
ständig einer der engsten Freunde zu sein - einfach still auf dem Weg des
Königs neben dem König herzugehen. Manchmal brauchen wir nicht mehr zu tun,
manchmal können wir gar nicht mehr tun. Aber das Ende davon, dass wir still
neben Ihm hergehen ist, dass ER uns am Ende küsst und segnet.
Halte Dich fest
an der Tatsache, dass Jesus Dich versteht, dass Er im Tal des Todesschattens
bei Dir bleibt und dass es manchmal reicht, einfach ein Stück unseres Weges
neben Ihm her zu gehen. Am Ende steht Sein Kuss und Sein Segen.
Der Herr segne
Dich!
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