„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Mittwoch, 27. Februar 2013

Wenn man nicht mal mehr beten kann ...

Vor einem Dreivierteljahr saß ich am Bett einer Seniorin. Eine gläubige Frau. Sie war krank, vielleicht lebensbedrohlich krank; ohne Kraft, aufzustehen, ohne Kraft für irgendetwas. Gemeinsam mit ihrem Mann meisterte sie die Seniorenjahre. Jetzt war ihr Ehepartner gebrechlich und auf ihre Hilfe angewiesen. Sie hatte Angst. Pure Angst. Nicht Angst vor dem Sterben. Das war – aus der Kraftlosigkeit geboren – fast ihr Wunsch. Nein, es war die Angst, ihrem hilflosen Ehemann nicht helfen zu können und ihn im Todesfall zurücklassen zu müssen. Und so saß ich am Bett, fischte nach Worten und versuchte, ein offenes Ohr zu haben, wenn die Seniorin versuchte, etwas zu sagen. Irgendwann brach sie in Weinen aus und meinte: „Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr die Bibel lesen (das hätte ich in ihrem Zustand auch nicht mehr gekonnt) und ich kann auch nicht mehr beten. Ich bin ohne jede Kraft. Bete Du!“

Diese Seniorin ist nicht die Einzige, die durch Täler geht, zu dunkel, um den Weg zu sehen. Sie ist nicht die Einzige, die durch Zeiten geht, in denen die Worte zum Gebet fehlen und das lebendige Wort Gottes nicht mehr als Druckerschwärze zu sein scheint. Erleichternd ist die Tatsache, dass Gott unsere Empfindungen kennt und versteht. In der Schrift heißt es in Hebräer 4:15:

„Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, 
der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, 
sondern einen, der in allem versucht worden ist
in ähnlicher Weise wie wir, doch ohne Sünde.“

Jesus versteht uns! Er leidet mit uns. Er nimmt uns nicht alles ab, was Er uns abnehmen könnte. Aber er ist bei uns, trägt uns, erträgt uns und liebt uns ungebrochen!

Wichtig wurden mir in diesem Zusammenhang 2 Verse. In meiner Stillen Zeit las ich kürzlich in 2. Samuel. Hier wird von dem sehr alten Barsillai geschrieben, der David entgegenkam, als dieser nach seiner Flucht wieder in Jerusalem einzog. Barsillai hatte für den König gearbeitet und war ihm treu geblieben. Jetzt wollte David ihm Gutes tun und lud ihn ein, mit ihm an den königlichen Hof zu kommen. Barsillai will aber lieber seinen Lebensabend in seinem vertrauten Heimatort verbringen und antwortet David:  (2. Samuel 19:37+40)

Dein Knecht würde nur auf kurze Zeit 
mit dem König über den Jordan gehen; ...
Und als das ganze Volk den Jordan überschritten hatte, 
ging der König auch hinüber;
und der König küßte den Barsillai und segnete ihn.
Darauf kehrte dieser wieder an seinen Ort zurück. 

Eigentlich unauffällige Worte. Der Gedanke, der mir beim Lesen der Verse durch den Kopf ging, war dieser: Manchmal ist es einfach genug, ein Stück Wegs an der Seite des Herrn zu gehen. Nicht die fetten Speisen am Königshof, nicht die Ehre, ständig einer der engsten Freunde zu sein - einfach still auf dem Weg des Königs neben dem König herzugehen. Manchmal brauchen wir nicht mehr zu tun, manchmal können wir gar nicht mehr tun. Aber das Ende davon, dass wir still neben Ihm hergehen ist, dass ER uns am Ende küsst und segnet.

Halte Dich fest an der Tatsache, dass Jesus Dich versteht, dass Er im Tal des Todesschattens bei Dir bleibt und dass es manchmal reicht, einfach ein Stück unseres Weges neben Ihm her zu gehen. Am Ende steht Sein Kuss und Sein Segen.

Der Herr segne Dich!

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