„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 10. Juni 2010

Die Frage des weinenden Propheten …

Der "weinende Prophet" wird Jeremia auch genannt. Immer wieder hatte er ernste Botschaften Gottes an ein Volk, das nicht hören wollte. In Kapitel 2 lässt Gott das abtrünnige Volk fragen:

"Was haben eure Väter denn Unrechtes an mir gefunden, dass sie sich von mir entfernt haben und dem Nichtigen nachgegangen und zunichte geworden sind? Und sie haben nicht gefragt: Wo ist der Herr, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt und uns durch die Wüste geleitet hat, durch ein wildes und zerklüftetes Land, durch ein dürres und totes Land, durch ein Land, das niemand durchwandert und kein Mensch bewohnt?" (Jeremia 2:5-6)

Hatte Israel etwa Unrecht an Gott gefunden? Hatte Gott sie belogen, hinters Licht geführt? War er der Erfüllung Seiner Prophezeiungen nicht nachgekommen? Hatte Er den Gnadenhahn zugedreht oder sie ungerecht behandelt? Irgendwas musste doch schief gelaufen sein, denn jetzt liefen sie Nichtigem nach (5), waren zunichte geworden (5) und fragten nicht mehr nach Gott (6). Was hatte Gott ihnen denn getan, dass sie diesen Weg eingeschlagen hatten?

Offensichtlich haben sie kein Unrecht an Ihm gefunden, denn ihre Antwort bleibt aus. Und Du? Und ich? Lasst uns mal versuchen, etwas zu finden, wofür wir Gott anklagen könnten. (Verschwende aber nicht zuviel Zeit damit!)

Wenn weder Israel, noch Du, noch ich Gott wegen irgendeinem Unrecht auf die Anklagebank bringen können, warum? - WARUM? … entfernen wir uns dann immer wieder von Ihm und laufen Nichtigem nach? Hat Gott uns belogen, hinters Licht geführt? Kommt er der Erfüllung Seiner Prophezeiungen nicht nach? Hat Er den Gnadenhahn zugedreht oder uns ungerecht behandelt? Warum laufe ich Nichtigem nach, fülle mein Leben mit dem, was wertlos, sinnlos und freudlos ist?

Vielleicht ist die Antwort in Jeremia 2:6 zu finden. Da heißt es:

"Und sie haben nicht gefragt: Wo ist der Herr…?"

Man wirft Gott vielleicht gar kein Unrecht vor. Man ignoriert Ihn einfach eine Weile, dann wird Er vernachlässigt, dann vergessen.  Bereits in 5 Mose gibt es Hinweise auf diese Gefahr:

"Als aber Jeshurun (Israel) fett ward, wurde er übermütig. Er ist fett und dick und feist geworden und hat den Gott verworfen, der ihn gemacht hat. Er hat den Fels seines Heils gering geachtet" (5 Mose 32:15) "Niemand ist gleich dem Gott Jeschuruns, der zu deiner Hilfe am Himmel einherfährt und auf den Wolken in seiner Majestät." (5 Mose 33:26)

Gottes Volk hat einen unvergleichlichen Gott, dem niemand in der sichtbaren und unsichtbaren Welt das Wasser reichen kann, der Seinem Volk hilft, es nährt, pflegt und hütet. Das ist kein Unrecht, für dass man Gott anklagen könnte. Aber Gottes Hirtenarbeit führt immer wieder dazu, dass Seine Schafe "dick und fett" werden, sich was auf sich selbst einbilden, ihren Hirten gering achten und schließlich verwerfen. Nicht Unrecht Gottes, sondern Desinteresse an Gott, weil es Seinem Volk plötzlich durch die Hand des Hirten so gut geht. Desinteresse führt Gottes Volk ins Unglück.

Nicht zu vergessen, dass ER es war und ist, der uns (alles nach Jeremia 2:6): aus der Sklaverei der Sünde befreit hat, der uns in den Wüsten des Lebens versorgt(e), der uns in wilden und zerklüfteten Abschnitten unseres Lebensweges begleitet(e), der uns in toten und dürren Zeiten mit lebendigem Wasser belebt(e)  - all das nicht zu vergessen, sondern Ihm in Demut dafür zu danken heute, morgen und in der Zeit danach - das wird unsere Augen auf Jesus fesseln, in unseren Herzen die Dankbarkeit bewahren und uns nahe beim Hirten halten.

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