„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Samstag, 26. Oktober 2024

Der noch verlorenere Sohn

Gestern ging es um den verlorenen Sohn, der Schreckliches getan hatte. Seinen Vater hatte er wie tot behandelt, sich das Erbe auszahlen lassen, war dann auf den Hund gekommen – besser gesagt auf die Sau, denn die entschloss er sich, als Schweinehirt zu hüten. Er besann sich, ging zum Vater zurück und wurde herzlich aufgenommen. Der Bericht bis dahin endet mit einem Freudenfest. Leider hört die Geschichte da nicht auf, denn der wieder angenommene Sohn hatte einen älteren Bruder. Von dem heißt es (Lukas 15:25-32):

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25 Währenddessen war der ältere Sohn draußen auf den Feldern und arbeitete. Als er heimkam, hörte er Musik und Tanz im Haus 26 und fragte einen der Diener, was da los sei. 27 ›Dein Bruder ist wieder da‹, erfuhr er, ›und dein Vater hat das Kalb geschlachtet, das wir gemästet hatten, und gibt nun ein großes Fest. Wir feiern, dass er wohlbehalten zurückgekehrt ist.‹ 28 Da wurde der ältere Bruder zornig und wollte nicht ins Haus gehen. Sein Vater kam heraus und redete ihm zu, 29 aber er sagte: ›All die Jahre habe ich schwer für dich gearbeitet und dir nicht ein einziges Mal widersprochen, wenn du mir etwas aufgetragen hast. Und in dieser ganzen Zeit hast du mir nicht einmal eine junge Ziege gegeben, um mit meinen Freunden ein Fest zu feiern. 30 Doch jetzt, wenn dein Sohn daherkommt, nachdem er dein Geld mit Huren durchgebracht hat, feierst du und schlachtest unser bestes Kalb.‹ 31 Sein Vater sagte zu ihm: ›Sieh, mein lieber Sohn, du und ich, wir stehen uns sehr nahe, und alles, was ich habe, gehört dir. 32 Wir mussten diesen Freudentag feiern, denn dein Bruder war tot und ist ins Leben zurückgekehrt! Er war verloren, aber jetzt ist er wiedergefunden!‹«

Ganz tragisch! Die Heimkehr des anderen wird gefeiert und der Bruder hat keine Ahnung, was da los ist. Als ihm die frohe Kunde berichtet wird, stürzt er nicht etwa in die Party, fällt seinem Bruder um den Hals und freut sich mit allen. Nein! Er wird zornig und boykottiert die frohe Feier. Und das so offensichtlich, dass der Vater zu ihm hinausgeht und das Gespräch sucht. Aus den Worten des Bruders wird seine Herzenseinstellung deutlich:

Sein Gehorsam und seine Arbeit waren ihm eine Last geworden. Aber er hatte nie das Gespräch gesucht, sondern sich in sich selbst zurückgezogen. Seine Worte enthalten unbegründete Vorwürfe an den Vater. Seinen Bruder nennt er nicht „mein Bruder“, sondern „deinen Sohn“. Die ganze Beschreibung seines Bruders zeugt von Verachtung. Wie viel Bitterkeit, Selbstgerechtigkeit und Selbstmitleid spricht aus seinen Worten.

Dass die Umkehr und Heimkehr des in Sünde gefallenen Bruders gefeiert wird, vom älteren Sohn des Vaters aber wird keine Umkehr berichtet, kein Fest, keine Teilnahme an der Freude über die Umkehr des jüngeren Bruders, ist tragisch.

Wie hart kann Hass, Bitterkeit und Unversöhnlichkeit doch unsere Herzen werden lassen. Wie blind kann uns Selbstgerechtigkeit und Selbstmitleid machen. Manchmal macht die Not in unserem Wesen uns resistenter für Gottes Liebe als die äußeren Nöte, durch die wir mitunter gehen.

Unser himmlischer Vater hat Seine Arme offen für beide Söhne: den, der offensichtlich vor Dreck und Sünde stinkt und dessen Sünde für alle sichtbar an ihm klebt. Aber Er hat auch Sein Herz geöffnet für alle, deren Sünde gut versteckt im Inneren schlummert. Jesus unser Guter Hirte geht uns allen nach, die wir aus der Spur geraten sind. Er lädt uns alle ein. Er bringt uns alle wieder zurück zur Herde – wenn wir es nur zulassen!

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