„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Freitag, 10. Juli 2020

Mitgliederverlust

In den USA sind die „Southern Baptists“ (Südlichen Baptisten) die größte, protestantische Denomination. Allerdings verloren sie im vergangenen Jahr, 2019, fast 290 000 Mitglieder. Das ist ein Mitgliederschwund zum 13. Mal in Folge.

Das zuständige Forschungsunternehmen erklärte dazu, dass auch die Southern Baptists nicht immun sind gegen zunehmende Verweltlichung in Amerika und dass das Interesse, ein Leben mit Jesus zu leben, auch unter den Kindern dieser Gruppe schwindet. Sowohl die Zahl der Taufen (Glaubenstaufen), wie auch die Zahl der Teilnehmer an Gottesdiensten und Kleingruppen sank. All das muss nicht heißen, dass missionarische Bemühungen nachlassen. Aber gleichbleibende, missionarische Bemühungen bringen weniger Frucht.

Als ich diese Informationen dieser Tage in einem Infoblatt las, wurde ich unmittelbar an einen Abschnitt erinnert, den ich am Tag zuvor gelesen hatte. Im Buch von A. Sierszyn: „2000 Jahre Kirchengeschichte, Band 2“ wird die Frage gestellt, warum im 7. Jahrhundert die Germanen so schnell und willig das Evangelium angenommen haben. Die Antwort, die der Autor darauf gibt, lautet: „Als die Germanen mit der christlichen Botschaft in Berührung kommen, ist ihre Religion verbraucht und innerlich entleert. Man traut den eigenen Göttern nicht mehr. Ihre Kraft ist dahin. Auf der langen Reise der Völkerwanderung, diesem 200jährigen Krieg, musste man tausendfach erleben, dass das Schicksal stärker ist als der heidnische Glaube. (…) Hier bringt das Evangelium Erlösung und Freiheit.“

Der Vergleich ist interessant und erschreckend zugleich. Vor 1400 Jahren wandten sich unsere Vorväter vom tiefsten Heidentum, Menschenopfern und Dämonenkult ab, weil sie merkten, dass ihr Glaube leer und verbraucht war, dass die Götter, denen sie folgten, ihnen nicht helfen konnten. Heute, nach 1400 Jahren haben die vielen Generationen vor uns wiederum Schreckliches durchgemacht. Ihr Glaube hat sie getragen und sich verbreitet. Nicht nur Seuchen, Kriege und andere Nöte hat das Evangelium überlebt, sondern auch das Zeitalter der Aufklärung und der Wissenschaftsgläubigkeit. Jetzt, im Zeitalter der Moderne, scheint die Herausforderung für den Glauben noch einmal eine ganz neue Dimension anzunehmen. Und vollkommen unschuldig ist die christliche Gemeinde nicht daran.

Traditionen haben Leben ersetzt. Wissenschaftliche Theorien haben biblische Dogmen ersetzt, sexuelle Grenzenlosigkeit hat moralisches Leben ersetzt und gesellschaftlich geforderte Akzeptanz hat biblisch fundierte Toleranz abgelöst. Und wir alle – Jünger Jesu eingeschossen – sind Kinder unserer Zeit.

Kann es sein, dass uns die Lebendigkeit und Erfahrbarkeit Gottes abhandengekommen ist? Kann es sein, dass wir das Bewusstsein für die Realität Gottes verloren haben? Von den Germanen damals hieß es, dass sie ihren Glauben aufgaben, weil „ihre Religion verbraucht und innerlich entleert“ war und man den eigenen, kraftlosen Göttern nicht mehr traute.

Kann es sein, dass in zu vielen christlichen Leben kein Gespür mehr vorhanden ist für die Gegenwart, die Allmacht, die Frische und die Fülle Gottes? Wenn dem so ist, was haben wir einer Welt zu bringen, die Frische, Fülle und Erfüllung sucht; einer Welt, die Fragen hat – aber keine Antworten; einer Welt, die immer mehr Programm benötigt, um die innere Leere zu füllen und eine Lösung zu finden für den Schrei nach Sinn zu Zweck?

Als die Germanen im 7. Jahrhundert im Evangelium Erlösung und Befreiung fanden, war das Evangelium keine Addition zu ihrem heidnischen Leben. Götterglaube und Menschenopfer hörten auf. Angst wurde besiegt, Leere gefüllt – durch Jesus.

Was es heute ganz neu braucht, sind Menschen wir Du und ich, die den lebendigen Gott an erste Stelle in ihrem Leben haben, die täglich mit Jesus leben, Ihn erfahren, Ihn bezeugen, von Ihm reden und Ihm mutig und von Herzen dienen. Es braucht Menschen, die den leeren Angeboten der Welt um uns herum widerstehen und für die die Realität Gottes wieder zu einer neuen, täglichen Erfahrung wird. Menschen, die ihren alten, leeren „Glauben“ aufgaben, weil „ihre Religion verbraucht und innerlich entleert“ war und die sich neu und ganz auf die Seite Jesu stellen und der Welt zeigen, dass ein Leben mit und für Jesus das erfüllte Leben ist, das Gott für jeden Menschen bereit hält.

„Der ist kein Narr, der aufgibt,
was er nicht behalten kann,
um zu erhalten, was er nicht verlieren kann.“
(Jim Elliot)

Gebt mir hundert Menschen,
die Gott von ganzem Herzen lieben
und nichts fürchten außer der Sünde,
und ich will die Welt bewegen.
(John Wesley)

Und jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern
oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder
oder Äcker verlassen hat um meines Namens willen,
der wird es hundertfältig empfangen
und das ewige Leben erben.
(Jesus Christus in Matthäus 19:29)

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