„So wird also jeder von uns für sich selbst
Gott Rechenschaft geben.
Darum lasst uns nicht mehr einander richten,
sondern das richtet vielmehr,
dass dem Bruder weder ein Anstoß
noch ein Ärgernis in den Weg gestellt wird!“
Das sind schon starke Worte des Apostels – irgendwie befreiend
– und doch so selten umgesetzt. Das wurde mir neu bewusst, als ich in Michael L.
Browns Buch „Heiliges Feuer“ darüber las, wie heuchlerisch und richtend wir oft
gegenüber unseren Geschwistern reagieren.
Brown schreibt über Johannes den Täufer. Der lebte einen
enthaltsamen, prophetischen Lebensstil, mit Honig und Heuschrecken als Nahrung
und einem Kamelhaarmantel als Kleidung.
Er wurde wegen seinem asketischen Lebensstil kritisiert.
Jesus hingehen war ein Mann des Volkes und scheute sich nicht
vor der Berührung mit Zöllnern und Sündern. Ihm warf man vor, ein Fresser und Weinsäufer
zu sein.
Aber Gott segnete den einen wie den anderen! Natürlich tat
Er das. Jesus, Gottes Sohn, kam und wirkte ohne Sünde im Segen des Vaters. Aber
auch der ganz Andere, Johannes (der Täufer), war ein Riesensegen von Gott für
die Menschen seiner Zeit.
Dann erinnert Brown an den Kampf zwischen Kalvinisten und
Armenianisten. Die einen lehren, dass Gott alleine rettet, aufgrund souveräner
Vorherbestimmung zum Heil – selbst ohne die Einwilligung des Sünders. Die
anderen lehren, dass der Sünder, wenn von Gott angerührt, die Entscheidung „Ja
oder Nein zu Gott“ treffen muss. Wesley, Leiter der methodistischen
Heiligungsbewegung, bekannte sich zum Armenianismus, George Whitefield, Mitbegründer
der Methodistischen Kirche und Erweckungsprediger war Verfechter des
Kalvinismus. Aber Gott segnete den
einen, wie den anderen.
Wie viel Unstimmigkeiten haben wir in unseren Gemeinden heute
über Themen wie Gaben des Heiligen Geistes. Segnet der Herr nicht beide – die,
die an die Gaben glauben und sie praktizieren – wie auch die, die sie ablehnen?
Oder die Frage der Gemeindeform. Segnet der Herr nicht die ältestengeleiteten
Gemeinden, aber auch die pastorengeleiteten Gemeinden? Oder die Frage der
Musik. Wer möchte behaupten, dass moderner Lobpreis an Gottes Ohr und Herz
vorbeigeht … oder das von Herzen gesungene Kirchenchoräle bei Gott nicht
ankommen?
Wir Menschen! Was ist es bloß, dass wir immer meinen, Recht
zu haben? Brown schreibt:
„Wir müssen uns vor
Dogmatismus und Richtgeist und acht nehmen. Wir müssen uns davor hüten, die
Dinge, die nicht heils- oder lebensnotwendig sind, überzubetonen und zum
Mittelpunkt unserer Kritik und unserer Bewertung zu machen. Natürlich ist es
wichtig, mit Sorgfalt die grundlegenden Wahrheiten der Schrift zu predigen und
zu lehren (wobei jeder von sich denkt, dass seine Lehre biblisch ist. …).
Andererseits dürfen wir jedoch nie die Tatsache übersehen, dass jeder, der
errettet ist, trotz seiner eventuell unvollkommenen Lehrauffassung, ein Teil
der Familie Gottes ist, in den Himmel kommt und zur Herrlichkeit bestimmt ist.“
Möge Gott uns in Fragen nicht-heilsnotwendiger Natur das
Herz Jesu geben, der Seine Jünger geistliche Einheit lehrte. Jesu Jünger berichteten,
dass sie jemanden gesehen hatten, der im Namen Jesu Dämonen austrieb. Sie
wehrten Ihm, weil er Jesus nicht mit der Jüngerschar nachfolgte. Typisch! Aber
Jesus korrigiert sie mit den Worten:
„Wehrt ihm nicht! Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“
Das scheint auch Paulus verstanden zu haben, als er
schreibt:
„So wird also jeder von uns für sich selbst
Gott Rechenschaft geben.
Darum lasst uns nicht mehr einander richten,
sondern das richtet vielmehr,
dass dem Bruder weder ein Anstoß
noch ein Ärgernis in den Weg gestellt wird!“
Möge der Herr auch uns dazu Gelingen schenken!
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