Christen in den oben erwähnten Ländern berichten von
Zuständen, die für Menschen in der „freien“ Welt nur schwer nachvollziehbar
sind. Einen Monat (oder länger) leben, ohne zu duschen, in unbarmherzig
überfüllten Zellen, überfüllte Toilette, Läuse und kaum Sauerstoffzufuhr.
Unvorstellbar in unserem Teil der Welt, in dem man sich täglich duschen,
eincremen, parfümieren und das Zimmer lüften kann. Wer riecht, dem geht man aus
dem Weg. Wer riecht, gilt als ungepflegt. „Wie
kannst Du es nur neben ‚dem’ aushalten?“ wurde ich kürzlich von einer
Mitarbeiterin gefragt, als ich mich in einem besonderen Cafe neben einen
stadtbekannten Mann setzte, um mich mit ihm zu unterhalten. Eine Dusche hatte
er wohl seit Wochen nicht mehr gesehen. Die meisten machten einen Bogen um ihn
herum. So sind die Spielregeln unserer Kultur. Nicht aber die Spielregeln
Gottes. In Nehemia 4:15-17 heißt es:
„So arbeiteten wir an dem Werk,
während die eine Hälfte die Speere
hielt,
vom Aufgang der Morgenröte bis zum Hervorkommen der Sterne.
Auch sprach ich zu jener Zeit zum Volk:
Ein jeder bleibe mit seinem Diener
über Nacht
in Jerusalem, damit sie bei Nacht Wache halten
und bei Tag die Arbeit
verrichten!
Und weder ich noch meine Brüder
noch meine Diener noch die Männer der
Wache
in meinem Gefolge zogen unsere Kleider aus;
jeder hatte seine Waffe bei
sich und Wasser.“
Diese Verse, gepaart mit den Informationen aus den Büchern,
brachten mich ins Nachdenken. Von morgens bis abends wurde am Werk des Herrn
gearbeitet. Aber wenn die Nacht hereinbrach, ging man nicht nach Hause, um
Dreck und Schweiß abzuwaschen und den verdienten Schlaf zu suchen. Nein, man
blieb in Jerusalem. Wer sich schlafen legte, hatte seine Waffe griffbereit und
seine Kleider am Leib. Gestank, Dreck, Unannehmlichkeit und Unbequemlichkeit
nahm man in Kauf, um das Werk des Herrn zu tun.
Oft machen wir den Fehler, uns in fromme Arbeit und
Aktivismus zu stürzen, unsre Kräfte zu verschleudern und am Ende nur magere
Ergebnisse zu sehen. Viel öfter jedoch machen wir den Fehler, unseren Dienst
für Jesus als einen zeitlich begrenzten Dienst einzustufen. Fordert ausgelebter
Glaube unsere Zeit – oder gar Freizeit – Kraft, Mühe, Unannehmlichkeit, Dreck
und vielleicht sogar Schweiß – dann „kann das ja so nicht “Gott-gewollt“ sein.
Nach dem Bericht in Nehemia 5 und unzähligen anderen
Bibelstellen allerdings schon. Sicher waren die fleißigen Arbeiter, die Tag und
Nacht im praktischen und geistlichen Dienst standen, oft bis an ihre Grenzen (oder
darüber hinaus) gefordert. Sicher entsprach ihre Körperhygiene nicht immer dem
heutigen ‚europäischen Standard’. Aber
ihre Bereitschaft, auf Annehmlichkeiten zu verzichten und das Werk des Herrn
fertig zu stellen, war ihr größter Wunsch und einziges Ziel. Ich bin sicher,
dass Paulus und seine Teams, Jesus und seine Jünger, wie auch die Scharen von
Männern und Frauen Gottes nicht immer so sauber gerochen und ausgesehen haben,
wie es uns unsere Kultur heute vorschreibt. Viele von ihnen haben ihr Leben
konsequent für Jesus gelebt und zum Teil gegeben. Sie haben was in der Ewigkeit
bewegt, und ihr Leben war ein Wohlgeruch Gottes unter den Menschen.
Damit kein Missverständnis entsteht: Niemand soll durch
diese Zeilen ermutigt werden, seine Körperhygiene zu vernachlässigen oder
kulturelle Standards zu ignorieren. Aber wir alle sollten uns durch Gottes Wort
und das Vorbild unsrer Geschwister in aller Welt anspornen lassen, Gottes Werk
über alles zu stellen, auch über kulturelle Standards oder persönliche
Ansprüche. Gottes Werk fordert manchmal unfreiwillig, oft aber auch freiwillig
zu besonderem Einsatz heraus. „Stinken für Jesus“ – oder „Gerüche für Jesus
erdulden“ das können durchaus Opfer sein, die wir für Jesus bringen sollten. Er
ist mehr als das wert!
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