Die ganze Zeit meiner Fremdlingschaft beträgt 130
Jahre;
wenig und böse sind meine Lebensjahre
gewesen,
und sie erreichen nicht die Zahl der Lebensjahre meiner Väter
in den Tagen ihrer Fremdlingschaft.
(1 Mose
47:9)
Siebzehn Jahre
lebte Jakob im Alter in Ägypten. Aber nicht nur dort war er ein Fremdling. Auch
als junger Mann bei Laban in Mesopotamien war er ein Fremdling. Eigentlich war
sein ganzes Leben ein Leben der Fremdlingschaft. Dennoch wusste er, was ihm und
seinen Nachkommen verheißen war. Darum gebietet er seinen Kindern vor seinem
Tod:
“Ich werde zu meinem Volk versammelt
werden;
begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf
dem Acker Ephrons,
des Hetiters, in der Höhle auf dem Acker
Machpelah,
Mamre gegenüber, im Land Kanaan,
wo Abraham den Acker als Erbbegräbnis gekauft hat
von Ephron, dem Hetiter.“ (1 Mose 47:29-30)
Sein
zerbrechlicher, alter Leib war in Ägypten, aber sein Herz war in Kanaan. Was
hatte er nun davon, dass seine sterblichen Überreste in Kanaan begraben werden
sollten? Nichts. Er würde es nicht miterleben und sich nicht drüber freuen
können. Aber Jakobs Wunsch war es, selbst über den Tod hinaus mit Kanaan, dem
verheißenen Land, identifiziert zu werden. Er wollte Bürger des verheißenen
Landes sein, im Leben und im Sterben. Welche Identität! – Welche Sehnsucht!
Jakob war nicht
immer ein guter, vorbildlicher Papa und Erzieher. Kann man vielleicht sogar
sagen: ‚Im Gegenteil’? ABER: Diese Identität, diese Sehnsucht – die vermittelte
er weiter – und das nicht zu knapp.
Josef war noch
jung, als seine Brüder ihn als Sklaven verkauften. Aber bis dahin war bereits die
Grundlage gelegt. Josef war fortan für Jahrzehnte abgeschnitten von
Gemeinschaft mit anderen Gläubigen oder mit anderen Juden. Er kam in ein
heidnisches Land, in einen unmoralischen Haushalt, in eine götzendienerische
Umgebung. Aber Papa Jakob hatte – bei allen seinen Fehlern – eine
unerschütterliche geistliche Grundlage gelegt. Josef wusste, dass er ein
Fremdling war. Nicht so sehr äußerlich. Es gibt Hinweise, dass er sich
äußerlich der ägyptischen Kultur anpasste. Er heiratete sogar die Tochter eines
heidnischen Priesters. Aber seine geistliche Grundlage war unerschütterlich die
eines Fremdlings, der außerhalb des verheißenen Landes lebte, sich aber nach
der Heimat sehnte. Jahrzehnte vergehen. Als es Josefs Zeit ist, zu sterben,
gebietet er seiner Familie (1 Mo 50:25):
„Gewißlich wird Gott euch nach Kanaan
zurückführen,
und ihr
sollt dann meine Gebeine von hier hinaufbringen!“
Das Verlangen
Jakobs fand sich auch im Sohn. Die Grundlage dazu war gelegt worden in den
ersten Jahren von Josefs Kindheit. Es blieb ihm erhalten durch die Jahre im
Land Ägypten. Die Hoffnung, der Glaube und das Verlangen nach der verheißenen
Heimat, das in der Kindheit in Josefs Herz gesät worden war, war ein starker
Baum geworden, der durch nichts zu brechen war.
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