„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Donnerstag, 1. März 2012

Von Gott und ausgerenkten Schultern

Halford Lucock berichtet über den Dirigenten Eugene Ormandy und schreibt: “Vor einigen Jahren war ich von ihm beeindruckt, als ich las, dass er sich, während er das Philadelphia Orchester dirigierte, seine Schulter ausgerenkte.“ Was dirigiert und gespielt wurde, weiß Lucock nicht mehr zu sagen. Aber er stellt fest, dass der Dirigent sich ganz in seine Verantwortung hineingegeben hat. Lucock selbst fragte sich dann trübsinnig, ob er sich je etwas ausgerenkt oder verdreht habe – und sei es nur seine Krawatte gewesen.

Das ist so eine Sache mit dem Eifer. Einerseits sollen wir eifrig bei der Sache sein, andererseits sollen wir es nicht übertreiben. Einserseits heißt es „ganz oder gar nicht“ – andererseits sagt man „allzuviel ist ungesund“. Im Alten Testamen war Elijah mit Volldampf für Gott unterwegs. Nach einem gewaltigen Sieg aber hatte er sich „die Schulter ausgerenkt“. In 1 Könige 19:10 heißt es:

Eliah sprach: Ich habe heftig geeifert für den Herrn,
den Gott der Heerscharen,
denn die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen
und deine Altäre niedergerissen
und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht,
und ich allein bin übriggeblieben;
und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen!

Interessant ist, dass Gott Eliahs Eifer weder kritisiert noch korrigiert. Was Eliah getan hatte, war gut und richtig gewesen. Allerdings kostet der Eifer für Gott Kraft, die nicht immer durch übernatürliche Erfahrungen ersetzt wird, sondern oft durch die normalen, menschlichen Schritte der Regeneration. Gott führte Eliah mal weg von allem Trubel, ließ ihn ordentlich ausschlafen, gab ihm was Vernünftiges zu Essen und begegnete ihm in der Stille. Auf diese Weise – ein gutes Gemisch von vernünftigem Verhalten und Gottesbegegnung – wurde Eliah neu gestärkt und sein Eifer für Gott neu entfacht. Seine „geistliche Schulter“ wurde ihm wieder eingerenkt und er konnte Gott weiterhin dienen.

Viele Jesusjünger, die Jesus eifrig dienen möchten, vergessen, dass der Eifer für Gott zwar gut und biblisch ist (und sicher wünschenswerter als Gleichgültigkeit), dass es aber auch der Regeneration bedarf, für die Gott nicht selten ganz gewöhnliche Mittel nutzt. Ausgebranntsein für Gott (eine gesteigerte, anhaltende Form extremer Erschöpfung) muss / sollte nicht sein. Gott schenkt uns auch immer Zeiten der Erholung und Erfrischung, ja, Er fordert uns buchstäblich dazu auf. In Jesaja 40:29-31 heißt es:

Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Knaben werden müde und matt, und junge Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen
und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Eiferst Du für Gott? Das ist gut, gesund und biblisch! Wartest Du auf den Herrn? Auch das ist gut, biblisch und absolut notwendig! Geh keine Abkürzungen, wenn es darum geht, den „Tank neu füllen“ zu lassen, sonst bleibst Du irgendwann auf offener Strecke liegen. Das sind nun mal die bestehenden Gesetze: mit leerem Tank läuft sichs schlecht. Selbst eine „ausgerenkte Schulter für den Herrn“ ist nicht fatal. Das passiert gelegentlich im Eifer des Gefechts. Jesaja hat uns gerade erinnert, dass „junge Männer straucheln und fallen“ Aber er hat uns auch gezeigt, wie man eine ausgerenkte Schulter wieder hinkriegt: indem ich mal „raus komme“ aus dem Alltag, mal ausschlafe, mal Essen gehe, indem ich zur Ruhe komme und auf den Herrn harre. Das wird uns wiederherstellen und den gesunden Eifer neu entfachen!

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