„So wird also jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.“ (Römer 14:12)

Freitag, 5. Juli 2024

Verleumdung … Verfolgung … Verachtung … Vergebung

Immer wieder trifft man Menschen, die durch schwere Zeiten gegangen sind und für die das Thema „Vergebung“ einer Dissertation gleichkommt. Eine christliche Bekannte im Mittleren Osten reichte ihre Masterarbeit ein, die ihre Lehrerin dann als für ihren eigenen höheren Abschluss einreichte. Zahllose Christen haben aufgrund ihres Glaubens Arbeitsplatz, Haus und Hof und oft sogar ihre Verwandtschaft verloren.

Ganz so schlimm geht es bei uns nicht unbedingt zu. Aber Verleumdungen, üble Nachrede, Verachtung haben schon manch einem die Beförderung gekostet. Andere wurden ungerecht behandelt oder tragen im Herzen Bitterkeit umher, die sich wie schwere Ketten um ihre Seele legen und ihr geistliches Leben blockieren. Manche haben die Einstellung wie Siegmund Freud, der gesagt haben soll: Man muss seinen Feinden vergeben, aber nicht bevor sie gehängt wurden.  Eine ähnliche Einstellung hatte wohl der spanische Patriot, Narvaez, der im Sterben lag. Als sein Beichtvater ihn fragte, ob er all seinen Feinden vergeben habe, sah ihn Narvaez erstaunt aus und antwortete: „Vater, ich habe keine Feinde, ich habe sie alle erschossen.

Leider ist es ein Fehlschluss zu meinen, dass mit dem Tod des „Feindes“ Vergebung überflüssig sei. Jesusnachfolger wissen das auch und möchten vergeben, aber ihre Gefühle sind in einem Chaos. Trotzdem kämpfen viele mit Bitterkeit und Unversöhnlichkeit.

Wenn irgendjemand „Grund“ hat, an Bitterkeit festzuhalten – wenn irgendjemand verständlicherweise damit kämpft, zu vergeben, dann sind es Menschen wie Corrie ten Boom, die Tod und Horror im Konzentrationslager erleben musste und nach ihrer Befreiung einigen ihrer Peiniger im Leben begegnete.

Corrie erzählt, dass sie ein Unrecht, das ihr angetan worden war, nicht vergessen konnte. Sie hatte der Person vergeben, aber sie musste immer wieder an den Vorfall denken und konnte deshalb nicht schlafen. Schließlich flehte sie Gott um Hilfe an, das Problem zu lösen. Sie schreibt:

„Seine Hilfe kam in Form eines freundlichen lutherischen Pastors, dem ich nach zwei schlaflosen Wochen mein Versagen gestand.“ „Oben im Kirchturm“, sagte er und nickte aus dem Fenster, „hängt eine Glocke, die man läutet, indem man an einem Seil zieht. Aber wissen Sie was? Nachdem der Küster das Seil losgelassen hat, schwingt die Glocke weiter. Erst ding, dann dong. Langsamer und langsamer, bis es ein letztes dong gibt und sie aufhört.

Ich glaube, dasselbe gilt für Vergebung. Wenn wir vergeben, nehmen wir unsere Hand vom Seil. Aber wenn wir schon lange an unseren Beschwerden herumgezerrt haben, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die alten wütenden Gedanken noch eine Weile kommen. Es sind nur die Ding-Dongs der alten Glocke, die langsamer werden.“

„Und so war es auch,“ schreibt Corrie.Es gab noch ein paar nächtliche Nachhallgeräusche, ein paar Ding-dongs, wenn das Thema in meinen Gesprächen zur Sprache kam, aber die Kraft – meine feste Bereitschaft in dieser Sache – war aus ihnen gewichen. Sie kamen immer seltener und hörten schließlich ganz auf: Wir können Gott nicht nur betreffs unserer Gefühle, sondern auch betreffs unserer Gedanken vertrauen.“

Und wenn ihr dasteht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt. (Markus 11:25)

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