Simei war ein Benjaminiter – wie auch Saul, der erste König Israels. Gut möglich, dass Simei darum David so abgrundtief hasste. David hatte ihm nichts getan. David hatte auch Saul nicht getötet. Im Gegenteil – er hatte sich immer für Saul eingesetzt und trauerte lang und tief um ihn und seinen Sohn, Jonathan. Jetzt war David auf der Flucht vor seinem eigenen Sohn, Absalom. Der hatte eine Revolte angezettelt und wollte seinen Vater umbringen. Auf der Flucht um sein Leben begegnet David Simei. Warum der David so höllisch hasste und ihn umbringen wollte – wer weiß. Es heißt über Simei (2 Samuel 16:5-13):
„Als aber der König David nach Bachurim kam, siehe, da trat von dort ein Mann von dem Geschlecht des Hauses Sauls heraus, der hieß Simei, ein Sohn Geras; der kam heraus und fluchte, 6 und er warf mit Steinen nach David und allen Knechten des Königs David; denn das ganze Volk und alle Helden waren zu seiner Rechten und zu seiner Linken. 7 So aber sprach Simei, indem er fluchte: Geh, geh, du Mann der Blutschuld, du Belialsmensch! 8 Der Herr hat alles Blut des Hauses Sauls, an dessen Stelle du König geworden bist, auf dich zurückgebracht, und der Herr hat das Königreich in die Hand deines Sohnes Absalom gegeben, und siehe, nun steckst du in deinem Unglück; denn du bist ein Mann der Blutschuld! 9 Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, sprach zum König: Warum soll dieser tote Hund meinem Herrn, dem König, fluchen? Lass mich doch hinübergehen und ihm den Kopf abhauen! 10 Aber der König sprach: Ihr Söhne der Zeruja, was habe ich mit euch zu tun? Lass ihn doch fluchen! Wenn der Herr zu ihm gesagt hat: Fluche dem David! — wer will dann sagen: Warum tust du dies? 11 Und David sprach zu Abisai und zu allen seinen Knechten: Siehe, mein Sohn, der von meinem Leib gekommen ist, trachtet mir nach dem Leben; warum nicht jetzt auch dieser Benjaminiter? Lasst ihn fluchen; denn der Herr hat es ihm geboten! 12 Vielleicht wird der Herr mein Elend ansehen, und der Herr wird mir sein heutiges Fluchen mit Gutem vergelten! 13 So ging David seines Weges mit seinen Leuten; Simei aber ging an der Seite des Berges ihm gegenüber und fluchte immerzu und warf mit Steinen nach ihm und schleuderte Staub empor.
Spürst Du den Hass, der von Simei ausgeht? Tödlich, krankhaft, mörderisch! Nur durch ein königliches Verbot kann David seine Leute davon abhalten, mit Simei kurzen Prozess zu machen.
Nach einiger Zeit kann David wieder nach Jerusalem auf seinen Thron zurückkehren. Dabei muss er wieder durch das Gebiet, in dem Simei lebt. In 2. Samuel 19:17-24 heißt es:
Auch Simei, der Sohn Geras, des Benjaminiters, der in Bachurim wohnte, eilte mit den Männern Judas hinab, dem König David entgegen, 18 und mit ihm 1000 Mann von Benjamin; dazu Ziba, der Knecht des Hauses Sauls, samt seinen 15 Söhnen und 20 Knechten — die bereiteten den Weg über den Jordan, vor dem König her. 19 Es fuhr nämlich eine Fähre hinüber, um das Haus des Königs überzusetzen und so dem König einen Gefallen zu erweisen. Da fiel Simei, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser gerade über den Jordan fahren wollte, 20 und er sprach zum König: Mein Herr, rechne mir die Missetat nicht zu und gedenke nicht an das Böse, was dein Knecht getan hat an dem Tag, als mein Herr, der König, Jerusalem verließ, sodass der König es sich zu Herzen nehme! 21 Denn dein Knecht weiß wohl, dass ich gesündigt habe; und siehe, ich bin heute zuerst gekommen, vor dem ganzen Haus Joseph, um hinabzugehen, meinem Herrn, dem König, entgegen! – 22 Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, antwortete und sprach: Sollte Simei nicht sterben, weil er dem Gesalbten des Herrn geflucht hat? 23 David aber sprach: Was habe ich mit euch zu tun, ihr Söhne der Zeruja, die ihr mir heute zum Widersacher werden wollt? Sollte heute jemand in Israel getötet werden? Weiß ich denn nicht, dass ich heute König über Israel geworden bin? 24 Und der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben! Und der König schwor ihm.
Wie ernst es Simei mit seiner Bitte um Vergebung war kann heute wohl niemand mehr beurteilen. Tatsache ist: David nahm die Bitte an. Wieder ist es Abisai, ein Vertrauter Davids, der den König rächen will. Wieder wehrt ihm David.
David war bereit, die Flüche, Beleidigungen, Erniedrigungen, Steinwürfe zu tragen und zu ertragen. Keine Rache – simples Gottvertrauen. Davids Einstellung ist (2 Samuel 16:12 und 19:24):
12 Vielleicht wird der Herr mein Elend ansehen, und der Herr wird mir sein heutiges Fluchen mit Gutem vergelten! 24 Und der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben!“
Starke Erinnerung an die Worte des Stephanus, der nicht so gut wegkam wie David. Im tödlichen Steinhagel betete er für seine Mörder (Apostelgeschichte 7:60):
Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!
Und natürlich Jesus, der für die betete, die Ihn kreuzigten, für deren Sünde Er aber am Kreuz hing (plus unserer) (Lukas 23:34):
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Der, der uns vergeben hat – und der Menschen zur Zeit des Alten und des Neuen Testaments und bis heute Kraft zum Vergeben geschenkt hat, der möchte, dass auch Du und ich vergeben. Wen legt der Herr Dir heute aufs Herz, dem Du im Namen Jesu vergeben sollst?
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Matthäus 6:14+15)
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