„Einer der größten Nutzen von Twitter und Facebook wird darin bestehen, am Jüngsten Tag zu beweisen, dass die Gebetslosigkeit nicht auf Zeitmangel zurückzuführen ist.“ (John Piper)

Dienstag, 3. Mai 2022

"Agnes" und die anderen 20.000+

Am 1 Mai rief die christliche Organisation „Open Doors“ zum Gebet auf für Nigeria. In der Veröffentlichung heißt es:

„In Nigeria werden mehr Christen wegen ihres Glaubens ermordet als in allen anderen Ländern der Welt zusammen. Seit 2010 starben mehr als 20.000 Christen den Märtyrertod.“

20.000 – das ist eine hohe Zahl! Aber eben „nur“ eine Zahl. Hinter dieser hohen Zahl stehen 20.000 Gesichter, die ihren Glauben mit ihrem Leben bezahlt haben. Mütter, die ihre Kinder – und Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Väter, die ihre Frauen und Frauen, die ihre Männer verloren haben – nicht selten auf eine Weise, die hier nicht beschrieben werden soll.

Über 20.000 in 11 Jahren – das sind im Schnitt 5 Christen am Tag. Und jeder Tod bringt eine ganze Familie, vielleicht Großfamilie, ein ganzes Dorf in Not.

Gedenkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und derer, die misshandelt werden, als solche, die selbst auch noch im Leib leben

fordert uns der Hebräerbrief auf (13:3). Und weil das geschieht finden Hinterbliebene Heilung ihrer verletzten Seelen, finden sie Hoffnung mitten in (scheinbarer) Hoffnungslosigkeit und neuen Lebensmut, wo alles genommen und zerbrochen scheint. Das geschieht nicht über Nacht, aber Schritt für Schritt – durch den Einsatz von Open Doors, ähnlichen Organisationen und den Gebeten der Heiligen. HIER veröffentlichte Open Doors kürzlich die Geschichte von ‚Agnes‘:

„Wir arbeiteten auf den Feldern, als bewaffnete Männer auf uns zukamen. Sie haben drei von uns entführt. Später töteten sie meine beiden Freunde. Ich bin die Einzige, die noch lebt“

Nach ihren eigenen Erfahrungen in den Händen von Boko Haram bittet Agnes: „Betet für alle, die noch gefangen sind!“

Eine unmögliche Entscheidung

Wenn die heute 21-Jährige ihre Geschichte erzählt, klingt es, als spräche sie von einer anderen Person. Beim Zuhören ist zu spüren, dass sie die Erlebnisse noch nicht verarbeitet hat. „Wir haben während unserer Gefangenschaft sehr gelitten. Sie zwangen uns, hart für sie zu arbeiten. Sie drängten uns immer wieder, Christus zu verleugnen ... Ich wurde einer Frau übergeben, die mit einem der Kämpfer verheiratet war. Insgeheim war die Frau immer noch Christin. Sie sagte mir, ich solle es vortäuschen. Wenn diese Leute mich zwingen würden, Christus zu verleugnen, sollte ich ja sagen, aber tief in meinem Inneren sollte ich an Christus festhalten. Und dann sollte ich während der muslimischen Gebetszeiten zu Christus beten und nicht zu ihrem ‚Allah‘.“

Es war eine unmögliche Entscheidung. „Die Frau warnte mich, wenn ich nicht wie meine beiden Freundinnen getötet werden wolle, solle ich einfach tun, was sie sagten. Also sagte ich ihnen, dass ich bereit sei, Muslima zu werden.“

Diese Entscheidung hat ihr möglicherweise das Leben gerettet, aber sie hat Agnes nicht vor Leid bewahrt. „Ich habe viel Gewalt durch sie erlitten. Vor allem, wenn ich manchmal noch den Namen Jesus erwähnte. Ein paar Mal schlugen sie mich zusammen, bis ich bewusstlos war.“

Das Lied des Vaters

Während dieser Zeit erinnerte sich Agnes oft an ein Lied, das ihr Vater ihr und ihren Geschwistern beigebracht hatte. „Als meine Geschwister und ich aufwuchsen, hatten wir manchmal große Angst, dass man uns angreifen könnte. In solchen Momenten hat mein Vater uns dieses Lied vorgesungen. ‚Gott wird uns nie verlassen. Gott wird uns nie im Stich lassen. Selbst wenn es Leid und Verfolgung gibt, wird Gott uns nie verlassen.‘“

Das Lied und die Verheißungen der Bibel gaben ihr Halt. „In den Psalmen gibt es einen Vers, in dem es heißt: Egal, welche Schwierigkeiten und welches Leid du durchmachst, halte dich an Gott. Er wird dich erlösen. Das hat mir wirklich geholfen, die Sorgen zu verringern. Ich hatte den festen Glauben, dass ich meine Familie eines Tages wiedersehen würde. Diese Verse haben mich sehr ermutigt. Und auch die Frau, bei der ich wohnte, war tief in Gottes Wort verwurzelt. Das hat mir sehr geholfen, durchzuhalten.“

Unerwartete Ablehnung

Nach zwei Jahren hatte Agnes die Möglichkeit zu fliehen. Doch wie schon andere junge Frauen in ähnlichen Situationen musste sie erleben, dass selbst ihre eigene Verwandtschaft ihr mit Ablehnung und Misstrauen begegnete – „weil sie mich für eine ‚Boko-Haram-Frau‘ hielten. Sie hatten mich bereits verurteilt ...“, erklärt Agnes. Für Außenstehende ist das Stigma schwer zu fassen, das diesen Frauen aus Sicht ihrer Gemeinschaft anhaftet; ein wesentlicher Teil davon beruht auf der Vorstellung, dass sie indoktriniert wurden und jedes Kind, das in Gefangenschaft geboren wird, den Samen von Boko Haram in sich trägt.

Bis heute werden Agnes’ Beziehungen nur langsam heil. Durch die Unterstützung vieler Christen konnten wir ihr professionelle Traumabegleitung und weitere Hilfen anbieten, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten. „Glücklicherweise wird es langsam besser, obwohl manche Leute mich immer noch verletzen“, sagt sie.

„Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde,
und betet für die, die euch verfolgen“
(Matthäus 5:44)

Bete mit! Materialien von Open Doors HIER, HIER oder HIER

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