„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 17. Januar 2022

Die Kabinenpredigt

Vorgestern habe ich kurz erklärt, was ein Fußballderby ist. Wenn Mannschaften aus Nachbarstädten oder dem gleichen Gebiet gegeneinander spielen, spricht man von einem Derby. Vorgestern fand ein solches Derby statt – das Rheinlandderby Mönchengladbach gegen Leverkusen. Spannend!

An einem Samstagnachmittag im Nov 2017 fand „die Mutter aller Derbys“ im Ruhrgebiet statt. Als Gemeinde hatten wir an dem Samstag die Türen für Kaffee, Kuchen und einen Weihnachtsbazar geöffnet. Ich hatte glücklicherweise keine Verantwortung an jenem Nachmittag. So konnte ich immer wieder mal aufs Handy schauen, um den Zwischenstand im Derby zu erfahren.

Für die Anhänger der Gastmannschaft war es eine einzige Katastrophe. Nach 25 Minuten lagen sie 4:0 zurück. Das gilt allgemein als unaufholbar. Aber nach 90 Minuten (genauer gesagt nach 90 +4 Minuten Nachspielzeit) ertönte der Schlusspfiff und es stand 4:4 unentschieden. Für die Gäste war es wie ein Sieg, für die Heimmannschaft wie eine Niederlage.

Wiki Commons / Urheberrecht: Steffen Prößdorf
Wie kommt es, dass sich ein Spiel so dreht? Das geschieht u.a. durch eine „Kabinenpredigt.“  So nennt man die emotionale, feurige Ansprache des Trainers während der Halbzeit. Kabinenpredigten können gefürchtet oder motivierend sein. Der Trainer kann zornig seine Mannschaft zurechtweisen oder er kann sie ermutigen und aufbauen. Durch beides kann ein ganzes Spiel gedreht werden.

Als Christen „spielen“ wir auch nicht immer gut. Manchmal geht uns die Puste aus, wir schlagen laufend Fehlpässe oder wir produzieren ein Foul nach dem anderen und schaden uns und unserer Mannschaft. Ein andermal liegen wir hoffnungslos zurück, überlassen resigniert dem Gegner die Regie und agieren nur noch passiv, um größeres Übel zu vermeiden.

Als Israel aus dem babylonischen Asyl in ihr Land zurückgekommen war, um den Tempel Gottes wieder aufzurichten, waren genau das ihre Probleme. 520 v. Chr. sah alles nach einer Niederlage aus. Furcht vor dem Gegner, Angriffe von außen und Gleichgültigkeit von innen hatten alles lahmgelegt. Israel benötigte eine Kabinenpredigteine Motivationsspritze die ihnen vor Augen stellte: da geht noch was. Durch 3 Propheten, Haggai, Sacharja und Maleachi predigt Gott zu Seiner Mannschaft. Feurige, emotionale Worte hatte Gott für Sein Volk damals – und für uns heute.

Durch Haggai ruft er das Volk auf (1:2+7; 2:3-4):

So spricht der Herr der Heerscharen: Dieses Volk sagt: »Es ist noch nicht die Zeit, zu kommen, die Zeit, um das Haus des Herrn zu bauen!« (…) 7 So spricht der Herr der Heerscharen: Achtet doch aufmerksam auf eure Wege! (…) 2:3 Wer ist unter euch übriggeblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es nicht so viel wie nichts in euren Augen? 4 Aber nun sei stark, Serubbabel, (…) und alles Volk des Landes, seid stark, spricht der Herr, und arbeitet! Denn ich bin mit euch, spricht der Herr der Heerscharen.

Durch Sacharja motiviert der Herr (4:6):

Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist!, spricht der Herr der Heerscharen.

Und durch Maleachi verheißt Er (3:10):

Bringt den Zehnten ganz in das Vorratshaus, damit Speise in meinem Haus sei, und prüft mich doch dadurch, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen in überreicher Fülle herabschütten werde!

Durch drei Propheten verurteilt Gott bestimmte Schwächen (Sünden) Seiner „Mannschaft“. Klare Worte, die niemand missverstehen kann. Gleichzeitig aber motiviert Gott in Seiner Kabinenpredigt und gibt zu erkennen: Achtet auf Eure Wege! (Spielt so, wie ich es vorgebe!) Nicht Eure Kraft, Strategien oder Fähigkeiten führen zum Sieg, sondern mein Geist. Und den lasse ich wirken in allen und durch alle, die darauf achten, auf meinen Wege zu gehen.

Gottes Kabinenpredigten sind heute inhaltlich so aktuell wie damals. Nicht immer brauchen wir alle zur selben Zeit dieselbe Korrektur oder denselben Zuspruch. Aber wenn wir auf die Stimme Gottes hören (Sein Wort, Seinen Geist, Gespräche, Predigten …) dann wird Er sich ganz gewiss verständlich machen und uns zusprechen, was wir brauchen.

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