„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Montag, 18. Oktober 2021

Der gute Mensch am Höllentor

Ob der spanische Dramatiker und Dichter Pedro Calderon de la Barca, der von 1600 – 1681 n. Chr. lebte, den Vers aus Jakobus 4:17 kannte? De la Barca wurde mit 10 Jahren zum Halb- und mit 15 Jahren zum Vollwaisen. Er besuchte 5 Jahre lang ein Jesuiteninternat in Madrid. Das dürfte ihn geprägt haben, ebenso die Literatur, die ihn seit seiner Kindheit faszinierte. Dramatisch waren nicht nur verschiedene Episoden seines Lebens, sondern auch einige seiner Schriftstücke. In einem geht es (theologisch nicht ganz korrekt) um die Begegnung des Teufels mit einem Menschen am Höllentor.

Die Hölle war total überfüllt, und noch immer stand eine lange Schlange am Eingang. Schließlich musste sich der Teufel selbst herausbegeben, um die Leute fortzuschicken. "Bei mir ist nur noch ein einziger Platz frei", sagte er, "den muss der größte Sünder bekommen."

Der Teufel hörte sich die Verfehlungen der einzelnen an. Aber was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug, als dass er dafür den letzten Platz in der Hölle hergeben mochte. Doch da stand noch ein Mann ganz für sich allein, den er noch nicht befragt hatte. , "Was haben Sie denn getan?" fragte ihn der Teufel. "Nichts", sagte der Mann, "ich bin ein guter Mensch und nur aus Versehen hier. "
"Aber Sie müssen doch etwas getan haben", sagte der Teufel, "jeder Mensch stellt etwas an."

"Ich sah es wohl", sagte der "gute Mensch", "aber ich hielt mich davon fern. Ich sah, wie Menschen ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich niemals daran. Sie haben Kinder hungern lassen und in die Sklaverei verkauft; sie haben auf den Schwachen herumgetrampelt. Überall um mich herum haben Menschen Übeltaten jeder Art begangen. Ich allein widerstand der Versuchung und tat nichts."
"Absolut nichts?" fragte der Teufel ungläubig, "sind Sie sich völlig sicher, dass Sie das alles mitangesehen haben?"
"Vor meiner eigenen Tür", sagt der "gute Mensch".

"Und nichts haben Sie getan?" wiederholte der Teufel. "Nein! " "Komm herein, mein Sohn, der Platz gehört dir!"

Die ganze Geschichte lässt den Leser zunächst denken, dass Satan mit einem unschuldigen Menschen im Gespräch ist … bis deutlich wird: nicht nur Taten, sondern auch Unterlassungen können Sünde sein. Somit noch einmal die Frage, ob De la Barca wohl Jakobus 4:17 kannte? Da lesen wir:

Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.

Viele „gute“ Menschen, die nie etwas „großartig Böses“ getan haben, haben sich der Sünde schuldig gemacht, das Gute unterlassen zu haben. Und gerade die Sünde der Unterlassung drängt sich unserer Zeit auf. Wir haben so viel mit uns selbst zu tun, dass wir keine Zeit haben, uns mit andern zu beschäftigen. Dabei vergessen wir, dass ein Lächeln, ein Gruß, ein  freundliches Wort oder ein Becher kalten Wassers (Matthäus 10:42) bereits die Verheißung himmlischen Lohnes hat. Selbst kleine Segnungen, die wir an andere weitergeben, sind von Gott gesehen.

Manchmal entmutigt uns der Gedanke, dass unsere einzelne gute Handlung im Namen Jesu keine Delle macht in den Berg der Ungerechtigkeiten dieser Welt. Die folgende Begebenheit belehrt uns eines Besseren:

Früh am Morgen lief ein Kind am Strand entlang und sah hunderte von Seesternen, die das Meer in der Nacht am Strand angespült hatte. Fleißig begann er, einen Seestern nach dem anderen aufzuheben und ins Meer zurück zu werfen.

Ein Besucher beobachtete das Kind, ging auf es zu meinte etwas spöttisch: "Junge, denk doch mal nach! Du hast hier einen kilometerlangen Strand, der mit Seesternen übersät ist. Du bemühst Dich vergebens. Es macht keinen Unterschied, ob Du die Seesterne zurückwirfst oder nicht.

Ohne aufzublicken, bückte sich der Junge erneut, nahm einen Seestern in seine Hand und warf ihn zurück ins Wasser. "Für diesen macht es schon einen Unterschied!" sagte er und bückte sich, einen weiteren Seestern aufzusammeln.

Unsere Worte, Taten oder unser Verhalten im Namen Jesu werden die Welt nicht retten. Aber sie können himmlischen Segen unseres himmlischen Vaters in einzelne Leben hineintragen. „Denkt daran: Wer das Gute kennt und es nicht tut, der macht sich schuldig.(Jakobus 4:17)

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