„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 19. Juli 2021

Die Gemeinschaft der Heiligen

Am vergangenen Freitag fand wieder der Gebetskreis statt, an dem ich seit 18 Jahren teilnehme. Eine gesegnete Zeit in der wir für uns bekannte Missionare beten, für die vom Evangelium unerreichten Volksgruppen, für die verfolgte Gemeinde Jesu, für Krisengebiete dieser Erde und für unsere eigenen Gemeinden.

Corona hat in den vergangenen eineinhalb Jahren unsere Anliegen mitgeprägt. Wir beten für die vielen, die kaum Schutz oder Möglichkeiten zur Behandlung haben – Länder wie Indien, Brasilien oder Nordkorea. Wir beten für verfolgte Christen, die durch Corona ihre Arbeitsplätze verloren haben und nicht wissen, wie sie überleben sollen. Von Hilfsmaßnahmen werden sie aufgrund ihres Glaubens oft ausgeschlossen.

Und wir beten für die Gemeinde Jesu in unserem eigenen Land, die nicht so sehr durch das Coronavirus, sondern durch die Coronadiskussion gespalten und geschädigt wird. Satan hat es geschafft, Gemeinden zu entzweien, zu dezimieren – oder sogar auszulöschen. Er hat es geschafft, die Liebe Jesu in Vielen erkalten zu lassen. Er hat es geschafft, dass wir die Nase übereinander rümpfen, einander richten und verurteilen und damit genau das Gegenteil von dem praktizieren, zu dem uns Gott in Römer 14:12+13 verpflichtet.

Christi Leiden brechen erneut auf – diesmal nicht an Seinem physischen Leib, sondern an Seinem geistlichen Leib, Seiner Gemeinde. Christus leidet erneut!

Im Gespräch mit Predigern, Pastoren und Gemeindeleitern tritt immer wieder die Unsicherheit zu Tage, was von ihren Gemeinden nach Corona übriggeblieben sein wird. Zu gemütlich ist der Gottesdienst im Wohnzimmer übers Internet. Zu verlockend, die Fahrtzeit zu sparen, um zur Kirche/Gemeinde zu fahren – wird doch dieselbe Predigt ins Wohnzimmer geliefert. Und so ist die biblische Ekklesia (Versammlung) zum 40-minütigen Predigtkonsum in den eigenen 4 Wänden verkümmert.

Gemeindedienste innerhalb des Leibes Jesu (der Gemeinde) laufen auf Sparflamme oder sind eingestellt, da die Hand zum Rest des Körpers gesagt hat: „Ich komme auch ohne dich zurecht!“ und der Fuß sagt: „Ich brauche dich nicht!“ Die Coronadiskussion hat dem Leib Jesu weitaus mehr Opfer und Schmerzen zugefügt als der Coronavirus.

Es ist Zeit, Buße zu tun!

Inspiriert werden diese Zeilen durch ein Gebetsanliegen der Organisation „Open Doors“. Auf ihrer Internetseite ist zu lesen:

Alles begann vor etwa fünf Monaten an einem Sonntag. Die Christen des kleinen Ortes im Südwesten von Bangladesch waren gerade zum wöchentlichen Bibelkreis versammelt, als Rubina* zufällig an der Kirche vorbeikam. Beim Vorbeigehen konnte sie von draußen einige Gesprächsinhalte aufschnappen – und sie war fasziniert. Da sie sich scheute, die Kirche zu betreten, hörte sie durchs Fenster dem Bibelunterricht zu. Was sie gehört hatte, fesselte sie so sehr, dass sie an den nächsten Sonntagen wiederkam.

Eines Tages bemerkte der Pastor der Gemeinde die Zuhörerin vor dem Fenster und ging nach draußen, um sich ihr vorzustellen. Als er Rubina fragte, was sie vor dem Gebäude mache, antwortete sie begeistert: „Ich höre zu, denn ich liebe diesen Unterricht.“ Dann erklärte sie dem Pastor mit einem großen Lächeln auf dem Gesicht, dass sie gerne Jesus nachfolgen wolle.

Die Freude ihrer Rettung konnte Rubina nicht für sich behalten. Überglücklich rannte sie nach Hause und erzählte ihrem Mann von diesem wundervollen Gott namens Jesus, dem sie ihr Leben übergeben hatte. Die Entscheidung, den Islam zu verlassen und Christin zu werden, stieß bei ihrem Mann allerdings auf Widerstand: Wütend verprügelte er Rubina und befahl ihr, nicht mehr zur Kirche zu gehen. Rubinas Sehnsucht, noch mehr über Jesus zu erfahren, war jedoch größer als ihre Angst wegen der Drohungen. Heimlich schlich sie sich immer wieder davon, um den sonntäglichen Bibelkreisen beizuwohnen. Wann immer ihr Mann sie dabei erwischte, verprügelte und verwarnte er sie erneut. Vor einem Monat dann eskalierte die Situation. Rubinas Mann verstieß sie und jagte sie aus dem Haus. Sie dürfe es nie wieder betreten. Ihre gemeinsame älteste Tochter Shalma* (18) jagte er ebenfalls davon.

Hier sind 2 Menschen – zu Beginn nicht mal gläubig – die in einem Jesus-feindlichen Land alles riskieren, um in Gemeinschaft mit Christen Jesus kennenzulernen. Sie lernen Ihn kennen und werden Glieder am Leib Christi. Postwendend erfahren sie massive Verfolgung. Aber anstatt sich vom Leib Christi zurückzuziehen, können sie nicht anders als genau dort Hilfe, Stärkung und Gemeinschaft zu erfahren. Es kostet sie alles, aber sie sind bereit, den Preis zu zahlen.

Als ich vergangene Woche diese Zeilen las und für diese beiden Frauen betete, konnte ich nicht anders als mich zu fragen: Was ist der Unterschied zwischen Rubina und Shalma – und uns? Warum können sie auf die Gemeinschaft des Leibes Jesu nicht verzichten, ich aber schon?  Ich frage mich bis heute!

Und lasst uns unsere Zusammenkünfte nicht versäumen, wie einige es tun, sondern ermutigt und ermahnt einander, besonders jetzt, da der Tag seiner Wiederkehr näher rückt! (Hebräer 10:25)

* Namen geändert; den vollen Bericht HIER

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