„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 5. November 2020

Bloß nicht zu vollkommen werden …

Dieser Tage bin ich im Buch Hiob unterwegs. Hiob ist uns ja bekannt. Ähm – für was eigentlich? Eigentlich kommt einem nur Leiden, Trauer und Krankheit in den Sinn, wenn man den Namen „Hiob“ hört. Nicht umsonst sprechen wir von „Hiobsbotschaften“ oder von Menschen, die „arm wie Hiob“ sind. Aber eigentlich fängt das Buch Hiob ganz anders an.

Es war ein Mann im Land Uz, der hieß Hiob; der war ein vollkommener und rechtschaffener Mann, der Gott fürchtete und das Böse mied. Und ihm wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren, und an Herden besaß er 7 000 Schafe, 3 000 Kamele, 500 Joch Rinder und 500 Eselinnen; und seine Dienerschaft war sehr groß, so dass der Mann größer war als alle Söhne des Ostens. (Hiob 1:1-3)
 
Gott selbst bezeichnet Hiob als meinen Knecht … seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“ (Hiob 1:8)

Das hört sich nicht sehr arm, ungesegnet, leidvoll und traurig an, oder? – Aber wer Hiobs Geschichte kennt, der weiß, dass es nicht so blieb. Zunächst wird Hiob berichtet, wie sein gesamtes Vieh durch verschiedene kriminelle Banden etc. gestohlen wird. Von heute auf morgen wird er zum armen Mann. Denn das Vieh war Hiobs Bankkonto. Aber zumindest hat er den Rückhalt seiner Familie … bis dass ihm berichtet wird, dass seine zehn Kinder in einer Nacht durch Unwetter mit einem Schlag ums Leben kommen. So bleibt ihm nur seine Kraft und seine Frau. Dann wird er krank – sehr krank. Aber statt von seiner Frau Ermutigung und Trost zu erfahren, rät sie ihm, sich von Gott loszusagen und zu sterben.

Besuch meldet sich an. Hiobs Freunde kommen, stehen ihm bei in der Not und lindern sein Leid … aber nur für eine Woche. Denn so lange halten sie ihren Mund und leisten ihm einfach nur still Gesellschaft, brechen den Schmerz seiner Einsamkeit. Dann beginnen sie zu blabbern und dadurch seinen Schmerz zu vertiefen. Gibt es eine Schmerz-Steigerungsstufe?

Vorhang auf für den Blick hinter die Kulissen! Die Geschichte spielt sich in Abschnitten ab. Gott ist verherrlicht und geehrt durch das rechtschaffene, gottesfürchtige Leben Hiobs. Dann kommt Satan und schwärzt Hiob bei Gott an: „Der ist nur gläubig, weil es ihm gut geht und er gesund ist.“ Gott erlaubt die Prüfung Hiobs und Satan bringt all das Leid in sein Leben. WIR dürfen hinter den Vorhang blicken. HIOB durfte das seinerzeit nicht. Darum hatte er auch so viele Fragen.

Wenn wir heute mit unserem Wissen das erste Kapitel im Buch Hiob lesen, kann man zu dem Entschluss kommen: „Bloß nicht zu vollkommen werden!“ Hiobs Vollkommenheit brachte ihm sein Leiden, seine Not und seine Fragen. Ist es also ein Wagnis, ein Leben für Gott in Vollkommenheit und hingegebenem Glauben zu leben? Was hätte Hiob am Ende seines Lebens geantwortet? Nun, Hiob hätte die Frage beantwortet mit: „Ich würde meinen Glauben mit gleicher Ernsthaftigkeit und Treue leben, denn ich habe unendlich viel gewonnen!“ Hiob formuliert das mit seinen eigenen Worten in einem Gebet in Hiob 42:5:

„Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; 
aber nun hat mein Auge dich gesehen.“

Obwohl er im Leid nur blind vertrauen konnte, so gut es eben ging, erfuhr er Wachstum. Wachstum, das er freilich erst feststellte, als das Leid vorüber war. Er erwähnt gar nicht den  Kindersegen und materiellen Wohlstand, der ihm mehr als ersetzt wurde. Was er erwähnt ist der geistliche Segen, den er durch das erfahrene Leid erhalten hat. Sein vorher gelebtes „vollkommenes Leben in Gottesfurcht“ empfindet er jetzt als Gotteserkenntnis aus zweiter Hand. Seine neue Gotteserkenntnis beschreibt er als Leben in Gottes unmittelbarer Gegenwart.

„Bloß nicht zu vollkommen werde …“ das wäre nie im Leben Hiobs Fazit gewesen. Sein Fazit ist: Es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Gottesfurcht und Leben in Vollkommenheit mögen eine Zeit des Leides, auch des schweren Leides, beinhalten. Die Herrlichkeit des Segens Gottes aber und das spürbare Erfahren Seiner Nähe ist es in jedem Fall wert – das ganze Programm

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