„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Montag, 29. Januar 2018

Hätte Gott ...

In unserem Gottesdienst lesen wir durch das erste Kapitel der Apostelgeschichte. 11 Namen von Jüngern werden uns in Vers 13 aufgelistet. Wir schauen uns die einzelnen Jünger näher an. Alles normale Menschen wie wir. Dann spulen wir vorwärts und schauen uns ihr Ende an (wie es Tradition, Überlieferung und Kirchengeschichte berichten). Alle werden mächtig von Gott gebraucht. Die meisten international. Fast alle sterben den Märtyrertod.

Nach dem Gottesdienst kommt eine junge Frau auf mich zu. Sie stellt eine interessante und berechtigte Frage: „Diese Jünger waren Gott so treu und gehorsam; Gott konnte sie so gut in aller Welt gebrauchen. Warum hat Gott ihren Märtyrertod zugelassen, anstatt ihr Leben zu beschützen, zu verlängern und sie bis ins hohe Alter zu gebrauchen?

Wir sprachen ein wenig über den Sinn des Leidens, das uns oft so sinnlos erscheint. Gott „tickt“ anders als wir.

So hoch der Himmel über der Erde ist,
so viel höher sind meine Wege als eure Wege
und meine Gedanken als eure Gedanken. 
(Jesaja 55:9)

Gottes Logik ist anders als unsere. Die geistliche Welt funktioniert anders als die Welt, in der wir körperlich leben. Und in allem dürfen wir wissen, dass Er nie einen Fehler macht und nie eine Fehlentscheidung trifft.

Mir fielen die Worte des Redners ein, den ich am Tag zuvor auf einer Männerfreizeit gehört hatte. Es ging um das Leben Josefs, der viel leiden musste, der ungerechterweise litt – nach dem Willen Gottes. Aber Gott verfolgte einen Plan. Hätte Gott anders gehandelt, hätte es zu einer geistlichen Katastrophe kommen können. Der Redner schloss ab mit den Worten:

-         Hätte Potiphars Frau Josef nicht fälschlicherweise der versuchten Vergewaltigung beschuldigt, wäre er nie ins Gefängnis gekommen.
-         Hätte Josef nicht im Gefängnis gesessen, hätte er nie die Bediensteten des Pharao kennengelernt.
-         Hätte Josef die Bediensteten des Pharao nie kennengelernt, hätte er nie ihre Träume interpretieren können.
-         Hätte Josef nicht die Träume der Bediensteten korrekt interpretiert, wäre er nie dem Pharao vorgestellt worden.
-         Wäre Josef nie dem Pharao vorgestellt worden, hätte er nie dessen Träume korrekt interpretieren können.
-         Hätte Josef nicht die Träume des Pharao interpretiert, wäre er nie Governeur von Ägypten geworden.
-         Hätte Josef die Governeursverantwortung nicht erhalten, hätte er das Land Ägypten nicht retten können.
-         Hätte er Ägypten nicht gerettet, wäre auch sein Vater Jakob mit seiner Großfamilie aus Kanaan nicht nach Ägypten gekommen und gerettet worden.
-         Hätte Jakobs Familie kein Getreide in Ägypten kaufen können, wären sie in Kanaan verhungert.
-         Wäre Jakobs Familie in Kanaan verhungert, wäre der Messias nie gekommen, der durch Jakobs Familie kommen sollte und musste.
-         Wäre der Messias nicht gekommen – die Welt wäre auf ewig ohne Hoffnung.

Wäre ... Hätte Gott ... alles Hypothesen. Aber sie zeigen uns hier im Fall von Josefs Leben, dass Gott Seine Hand in allem hat, dass Seine Gedanken und Wege tatsächlich immer höher und weiser sind als unsere Gedanken. Wir dürfen wissen, dass Gott NIE einen Fehler macht.

Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam rätselhaft und schwer
und gehn die Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer,
will traurig schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
dann will ich mich auf eins besinnen,
dass Gott nie einen Fehler macht.

Wenn mir zu hoch des Herrn Gedanken,
zu tief der Brunnen seiner Huld,
wenn alle Stützen haltlos wanken,
die Kraft mir fehlt und die Geduld,
wenn gar mein Blick kein Ziel mehr findet
bei banger tränenreicher Wacht,
ein Glaubensfünklein dennoch kündet,
dass Gott nie einen Fehler macht.

Wenn über ungelösten Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Hände legen sacht
und dieses sprechen unter Tränen,
dass Gott nie einen Fehler macht.

Drum still, mein Herz, und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heißt.
Im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die er weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen,
ja ging's durch kalte, finstre Nacht,
halt fest an diesem sel'gen Wissen,
dass Gott nie einen Fehler macht.
 
Herbert Sack (1902-1942/43)
Niedergeschrieben vermutlich im November 1942 in Stalingrad. 
Am 22. des Monats begann die Einkesselung durch die Rote Armee

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