„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 5. Juli 2018

Viel Vergebung - viel Liebe

In einem Missionsblatt las ich den Bericht eines 37-jährigen Mannes, der knapp die Hälfte seines Lebens wegen diverser Verbrechen im Gefängnis verbracht hatte. Weit über ein Drittel seines Lebens lebte er im Heim. Er wuchs ohne all das auf, was ein Mensch für eine gesunde körperliche, soziale und emotionale Entwicklung braucht. Kein Wunder, dass er eines Tages an Drogen geriet und in die Kriminalität abglitt. Beim Ausbruch aus einem bewachten Krankenhaus entschied er sich, statt der Pistole eines Wächters die Bibel mitzunehmen, die ihm Christen zuvor geschenkt hatten. Auf der Flucht fand er Zeit, sich in die Lektüre der Heiligen Schrift zu vertiefen. Auch nach seiner erneuten Gefangennahme las er weiter in Gottes Wort und kam zum Glauben. Nach seiner Freilassung schloss er sich einer Gemeinde an und ließ er sich taufen. Auch seine Familie kam zum Glauben. Heute ist er evangelistisch tätig.

Einer meiner guten Freunde erzählt eine prinzipiell ähnliche Lebensgeschichte. Heim, Drogen, Kriminalität, Gefängnis, Bekehrung und Dienst. Heute ist er Missionar im europäischen Ausland. Wie viel Vergebung haben diese Männer erfahren! Wie groß ist ihre Hingabe an ihren Retter, Jesus! Warum fehlt diese Hingabe in so manchem Christenleben? Unweigerlich kommt mir der Vers aus Lukas 7:47 in den Sinn. Dort heißt es am Ende:

"Welchem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig."

Im vorangehenden Gespräch bestätigt Jesus die Antwort eines Pharisäers, der zum Ausdruck brachte: Je mehr Schulden erlassen werden, desto größer die Liebe und Dankbarkeit des Begünstigten.  Die Frage an Dich und mich ist diese: "Wie viel hat Gott uns  vergeben?"

Was vielen Jesusjüngern heute fehlt, ist die Erkenntnis der Größe ihrer Schuld, die Gott ihnen vergeben hat. Solange diese Erkenntnis fehlt, solange wir unsere absolute Verdorbenheit nicht erkennen, solange wird unsere Liebe zu unserem Retter, Jesus, auf Sparflamme brennen.

Sicher, nicht jeder von uns ist im strafrechtlichen Sinn kriminell geworden. Nicht jeder hat Drogen genommen oder schon mal "gesessen." Was uns aber fehlt, ist die Erkenntnis, dass uns diese Tatsachen vor Gott keinen Deut besser dastehen lassen, als solche, die in all diese Dinge verstrickt waren. Nackte Tatsache ist, dass wir verloren waren in Sünden, dass wir nichts, aber auch absolut gar nichts in unseren Händen hielten, dass wir in die Waagschale hätten werfen können. Da war nichts Gutes an oder in uns. Nicht nur "wenig Gutes," sondern "NICHTS Gutes."

Wem diese Erkenntnis unter die Haut geht, dessen Liebe zu Jesus wird wachsen. Oder, um es mit den Worten des Liedes zu sagen: Wem die Augen geöffnet werden, und wer sich selbst plötzlich in der Gruppe der Spötter unter dem Kreuz erkennt, dessen Liebe, Dankbarkeit und Hingabe an den Retter wird sprunghaft steigen.

Jesu Aussage: "Welchem wenig vergeben wird, der liebt wenig" war an die Pharisäer gerichtet. Ihr Problem war nicht, dass sie weniger Sünde hatten als die von ihnen verurteilte Ehebrecherin. Ihr Problem war vielmehr, dass sie sich für besser hielten. Und das Ergebnis ist schockierend: Die Ehebrecherin, die ihre Sünde erkannte, bekannte und Vergebung erfuhr - diente Jesus aufopferungsvoll mit Liebe und mit allem, was sie hatte. Diejenigen aber, die das Maß ihrer Sünde nicht erkannten und sich besser als andere einstuften - sie waren es, die Jesus schließlich ans Kreuz brachten.

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