„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Würde mich das aufregen?

Während unserem Sommerurlaub besuchen wir immer die Gottesdienste einer kleinen freikirchlichen Gemeinde in Nesselwang. In diesem Sommer erzählte der Gottesdienstleiter die Geschichte eines Schuhmachers aus Witzhelden. Ich fand sie so interessant, dass ich nachgeforscht und sie hier gefunden habe:

Um 1820 lebte in Witzhelden (den Ort gibt’s wirklich!)  der Schuhmacher Breidenbach mit seiner Familie. Sie waren bitter arm, aber fröhlich im Glauben. Als das dritte Kind unterwegs war, brauchten sie dringend ein Bett. So traf es sich gut, dass im Wirtshaus eine Versteigerung von Hausrat angesagt war. Der Schuster Breidenbach nahm die gesamten Ersparnisse von 17 Talern, um ein Bett zu ersteigern. Als erstes wurde eine wunderschöne alte Familienbibel angeboten. Die Leute im Wirtshaus waren angetrunken und heiter und machten ihre Witze über die Bibel. Ein Kaufmann bot einige Groschen, um die Bibel als Einwickelpapier zu benutzen. Breidenbach bot dagegen, denn er konnte nicht mit ansehen, wie sie das kostbare Bibelbuch entwürdigten. Die Leute trieben nun den Preis hoch, um den armen Schuster zu ärgern. Schließlich bekam er die Bibel für seine 17 Taler. Das Bett war vergessen. Zu Hause machte seine Frau ihm bittere Vorwürfe, und er sagte nur ganz ruhig: "Ich habe es nicht ertragen, wie sie das heilige Buch verspottet haben!"

Am nächsten Tag erschien in aller Frühe der Müller aus der Nachbarschaft und brachte ein Bett mitsamt Bettzeug und bat den Schuster dringend, das Zeug ohne Aufsehen anzunehmen, da er sonst von seiner Frau was zu hören bekomme. Die Müllersfrau hatte die Geschichte gehört und sofort alles für die Schusterfamilie zurechtgemacht. Sie schickte ihren Mann mit den besten Grüßen und schenkte der Familie Breidenbach das Bett. Nun versöhnten sich auch die Eheleute wieder, und Breidenbach las am Abend seiner Frau aus der alten Bibel den 37. Psalm vor:

Hoffe auf den Herrn und tu Gutes. Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, der seinen Mutwillen treibt. Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist besser als der Überfluss der Gottlosen. Psalm 37:3a,.7+16

Was mich bewegte war natürlich zum einen die Treue Gottes, die uns nicht im Stich lässt. Wer sich für den Herrn einsetzt, für den setzt sich der Herr ein. Gerade über diese Tatsache las ich am nächsten Tag weitere Zeugnisse.

Was mich aber vielleicht noch mehr bewegte, war die Ehrfurcht, die dieser Mann vor dem Wort Gottes hatte. Würde mich aufregen, was den Schuhmacher aufgeregt hat? Ich weiß, ich hätte anders gehandelt. Ich hätte gedacht: „Diese Bibel ist das Wort Gottes, aber das Material ist Papier wie jedes andere und Druckerschwärze wie jede andere. Wenn die Leute das Papier für was anderes missbrauchen wollen, ist das schade, denn es ist eine Bibel. Aber ich habe eine und ihr Handeln ist ihre Sache.“

Nicht so der Schuhmacher. Der Gedanke, das gedruckte Wort Gottes so mit Füßen zu treten, bedeutete für ihn, Gott mit Füßen zu treten. Und dieses äußere Zeichen der Ehrfurcht vor Gottes Wort wünsche ich mir.

Ich erinnere mich, als ich vor 20 Jahren ein regelmäßiges Bibelstudium mit einem Muslim durchführte. Jedes Mal, bevor er das Neue Testament aufschlug, küsste er es und hielt es sich an die Stirn, als wollte er sagen: Gottes Wort soll geliebt sein und verinnerlicht werden.

Möge das Vorbild der Alten (wie der Schuhmacher Breidenbach) auch uns Junge herausfordern, mutig aufzustehen, wo Gott und Sein Wort missachtet oder verlacht werden.

Ich freue mich über dein Wort wie einer,
der große Beute findet. (Psalm 119:162)

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