Folgender Beitrag stammt aus der Monatszeitschrift der DMG (2/2016). Diese Zeitschrift kann HIER bestellt, gelesen oder heruntergeladen werde.
Biasco Busikhu bestimmte bisher das Bild, das Menschen in Uganda von den rund eine Million Karamojong hatten. Seit 30 Jahren hatte er sich nämlich kein Hemd mehr angezogen. Damals sind Karamojong-Krieger in sein Stammesgebiet eingedrungen, haben sein Dorf überfallen und sein Vieh geraubt.
Auf der Flucht in den Busch zerriss sein einziges Hemd. Seitdem hat er nie wieder eines angezogen, aus Protest gegen die Karamojong. Soweit die Geschichte, die in Karamoja jedes Kind kennt.
Umso erstaunter sind wir, als wir den Mann mit nacktem Oberkörper live zu Gesicht bekommen – und das mitten in Karamoja! Bei einer Großveranstaltung, zu der die Kirchen des Stammes Vertreter ihrer Nachbarvölker geladen haben. Gemeinsam versammeln sie sich unter dem Motto 2. Chronik 7,14:
„Wenn dann dieses Volk, über dem mein Name ausgerufen ist,
sich besinnt, wenn es zu mir betet
und von seinen falschen Wegen wieder zu mir umkehrt,
dann werde ich im Himmel sein Gebet hören.
Ich will ihm alle Schuld vergeben
und auch die Schäden des Landes wieder heilen.“
Tausende Karamojong-Christen sind zusammengekommen, um Gottes
Vergebung und die der Nachbarstämme zu erbitten, für vieles, was in der
Vergangenheit zu Leid, Bitterkeit und Unversöhnlichkeit geführt hat. Karamoja
ist ein gezeichnetes Land – bewaffneter Konflikt, Hunger und Dürre haben Spuren
hinterlassen. Nun bitten sie ihre Nachbarstämme unter Tränen um Vergebung für das,
was sie ihnen angetan haben.
Die Vertreter der Teso, Lango, Acholi, Pokot, Sebei und
anderer Völker stehen vor den Karamojong auf, um ihnen Vergebung zuzusprechen.
Ein bewegender Moment. Älteste und Kirchenleiter beten zusammen um bleibenden
Frieden und Heilung für das Land und ein Ende von Gewalt, Unversöhnlichkeit und
Opferkult.
Glaube gilt hier nicht als individuell wie in Europa. Er
will geteilt werden zum Wohle der Gemeinschaft und des eigenen Volkes, das weiß
hier jedes Kind. Heute ist ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt worden, das
einem Wunder gleichkommt und uns Hoffnung macht. Noch vor wenigen Jahren wäre
diese Feier undenkbar gewesen. Am Ende der fünftägigen Versammlung erhält
Biasco Busikhu als Zeichen der Versöhnung von den Karamojong ein neues Hemd und
zieht es unter dem Jubel der Zuschauer an. Er steht heute für ein neues Bild von
Karamoja, das sich hoffentlich durchsetzt. Dafür beten wir.
Und wir erzählen in Dörfern weit draußen, wo es noch keine
Kirchen gibt, dass echte Vergebung möglich ist – in dem, der durch Kreuz und
Auferstehung die Welt mit Gott versöhnt hat: Jesus Christus.
Ja, die Überschrift
ist richtig gewählt: Die Kraft der Vergebung. Vergebung kostet Kraft, die uns
aber Gott schenkt. Dann aber …! Dann aber setzt Vergebung Kraft frei – in uns
selbst, in unserer Mitte, im Gebet, im Reich Gottes, in der Welt,
Unversöhnlichkeit hält die Kraft Gottes zurück. Vergebung setzt sie frei!
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