„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 23. April 2015

Kieselsteinchristen

Kieselsteinchristen? Was ist das denn nun schon wieder? Das ist das Schlagwort, das mir in den Sinn kam, als wir am vergangenen Samstag das Flachdach unseres Gemeindehauses von Kieselsteinen befreiten. Die Hauptarbeit war bereits 3 Wochen vorher erledigt worden – so dachten wir. Es waren nur noch wenige qm Kies, die entfernt werden mussten. Aber die hatten es in sich!

Über 20 Jahre lang hatten diese Kieselsteine auf dem Dach verbracht. Immer an derselben Stelle. Sie hatten Sonne und Sturm gemeistert und sich nicht vom Fleck bewegt. Immer, wenn die Teerpappe unter ihnen durch die brütende Sommerhitze aufgeweicht wurde, drückte das Gewicht der Kieselschicht die untersten Kiesel tiefer in die Dachpappe hinein. Dazu kamen über 20 Jahre Staub, der auf und um die Kiesel fiel und mit dem nächsten Regen in die Ritzen gespült wurde. Und so wurden nicht nur einzelne Steine, sondern ganze Kieselflächen tief in Teerpappe und Staubschicht einzementiert. Und das musste jetzt weg.

Es war harte Arbeit, Muskelarbeit, Knochenarbeit, aber wir haben es geschafft. Manche Steine waren so fest in Dreck und Teer verankert, dass sie durch die Schaufeln förmlich durchgeschnitten wurden. Die Hälfte kam weg, die Hälfte blieb. Und während wir uns mühten, kam mir der unübersehbare Vergleich zu Kieselsteinchristen.

Kieselsteinchristen sind oft schon lange am selben Ort. Sie haben Stürme und Hitze gemeistert, sind unbeweglich geblieben und sind stolz darauf. Aber besser wäre es für sie gewesen, wenn der Wind, der weht, wo Er will, sie ein bisschen hin und her geweht hätte. Dann wären sie jetzt nicht so tief gesunken, hinein in den Teer der Unbeweglichkeit, in die Klebrigkeit der Gesetzlichkeit oder in Steifheit aus Angst vor Veränderung. Ja, hätten sie den Wind, der weht, wo Er will, an sich ran kommen lassen, dann hätte der Staub der Tradition und das grüne Moos der Selbstzufriedenheit sie nicht so leicht mit ihrem Schleier überziehen können. So aber ähneln sie auffallend den Kieselsteinen auf unserem Gemeindedach.

Ach, wie störrisch diese Steine waren; wie sie uns das Leben und die Arbeit erschwert haben. Hätten sie den Wind, der weht, wo Er will, mal über sie hinweg und auf sie herab blasen lassen, dann wären sie kooperativ gewesen, was die Arbeit am Hause des Herrn anging. So aber waren sie Hindernisse, die das Werk am Haus des Herrn verlangsamten, unnötige Kräfte kosteten und Frust und Blasen hervorriefen.

Viele Steine ließen sich irgendwie, mit viel Arbeit, Zeit und Mühe entfernen aus dem klebrigen Grund, in dem sie gefangen waren. Andere zerbrachen, weil sie festhalten wollten, was nicht mehr für sie gedacht war.

Die Kieselsteine haben zu mir gesprochen. Ich möchte NICHT werden, wie sie. Ich möchte nicht festkleben, weder im Teer der Gesetzlichkeit noch in einer Ansammlung von unnötigen Traditionen. Ich möchte auch nicht dulden, dass eine Staubschicht von Gleichgültigkeit oder Schläfrigkeit sich auf mich legt. Viel lieber will ich Ausschau halten und mich ausstrecken nach dem immer wiederkehrenden Wind, der weht, wo Er will, und der Erfrischung und Leben bringt. Es ist der Wind, der mich bewegt, manchmal etwas durchrüttelt und die neue Staubschicht immer wieder mal wegbläst. Außerdem verhindert dieser Wind, dass ich irgendwo festklebe oder unbeweglich werde, „weil es immer schon so war“.

Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen;
aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht.
So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“
(Johannes 3:8)

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