frei nach Lukas 2, 6 – 18
Bei Bethlehem, gleich vor der Stadt,
ein Gastwirt eine Weide hat.
Dort steht so etwas wie ein Stall;
nichts Üppiges auf jeden Fall.
In dieser Hütte, unmöbliert,
sind Eheleute einquartiert.
Die junge Frau hat diese Nacht
ihr erstes Kind zur Welt gebracht.
Dasselbe ist, ihr ahnt es schon,
der Retter, Jesus, Gottes Sohn.
In Armut setzt er dort ein Zeichen,
um alle Menschen zu erreichen.
Der erste Schritt war schon passiert:
Die Menschheit wurde informiert
ein paar Jahrhunderte zuvor.
Die Zuversicht man nie verlor,
dass irgendwann auf diese Erde
ein starker Retter kommen werde.
Man war gespannt und hoffnungsvoll
im Blick auf den, der kommen soll.
Um dieser Hoffnung nachzugehen,
lädt Gott nun ein, das Kind zu sehen.
In den betreffenden Distrikt
wird gleich ein Engel losgeschickt.
Er soll den
Menschen, die dort leben,
die gute Nachricht weitergeben.
Sie klingt uns jetzt noch in den Ohren:
„Euch ist der Retter heut geboren!“
Zu einem Bauern, jung und reich,
der Himmelsbote eilt sogleich
mit seinem Angebot für jeden –
der Bauer lässt ihn erst mal reden.
Dann stammelt er gequält, weswegen
der Zeitpunkt sei ihm ungelegen:
„Hab ich doch grad vor ein paar Stunden
ein Sonderangebot gefunden:
Zehn Ochsen für den Preis von acht,
drum muss ich dringend, noch heut Nacht,
die Neuanschaffung mir besehen –
behüt’ Sie Gott, ich muss jetzt gehen.“
Der Engel denkt, das macht nichts aus,
dann geh ich halt ins Nachbarhaus.
Dort residiert ein Architekt,
der hinter seinen Plänen steckt,
die er gewissenhaft studiert
und kaum den Engel registriert.
Der trägt ihm gleich die Botschaft vor –
der Mann hört zu mit halbem Ohr
und sagt dann schließlich: „Tut mir leid,
ich gebe Ihnen dann Bescheid.
Im Augenblick gilt meine Kraft
dem Feld, das ich mir angeschafft.
Soeben erst ist das geschehen,
ich geh gleich los, es anzusehen.
Ein solcher Schritt ist angebracht,
selbst jetzt noch, mitten in der Nacht.
Dann grüßen sie mal Ihren Herrn.
Ein andres Mal, da komm ich gern.“
Der Engel führt gleich fort die Runde,
ein Lehrer ist der nächste Kunde.
Der hört geduldig alles an
und meint nach kurzer Pause dann:
„Vor einem Jahr noch, ungelogen,
wär ich sofort dort hingezogen.
Zu dumm, Sie sind zu spät gekommen,
denn eine Frau hab ich genommen,
gerade erst vor ein paar Tagen.
Es tut mir leid, doch ich muss sagen:
Ich hab jetzt alles, was ich brauch –
für meine Liebste gilt das auch.“
Der Engel, weiter motiviert,
im Ort von Haus zu Haus marschiert.
Doch ganz egal, ob arm, ob reich,
der Denkansatz ist immer gleich:
Der eigne Plan, man meint verwegen,
sei dem von Gott weit überlegen.
Der Engel, wer kann’s ihm verwehren,
erwägt, allmählich
umzukehren;
da sieht er plötzlich in der Ferne
ganz schwach, im fahlen Licht der Sterne
noch ein paar Hirten, die im Kalten
bei ihren Schafen Wache halten.
Beruhigend klingt’s aus seinem Mund:
„Zum Fürchten habt ihr keinen Grund!“
Vor
Leidenschaft
strahlt sein Gesicht,
als er von großer Freude spricht,
für alle Völker, überall,
und einem Retter, der im Stall
in Bethlehem zur Welt gekommen –
für alle, nicht nur für die Frommen!
Ein Engelchor beginnt zu singen,
um Lob und Ehre Gott zu bringen.
Sie preisen ihn aus voller Kehle,
ihr Lobgesang berührt die Seele.
Sie singen auch von einem Frieden,
der hier den Menschen wird beschieden.
Die Hirten überlegen nun,
was wohl das Beste wär zu tun.
Ein ältrer, weiser Mann, ganz schlicht,
zusammenfassend schließlich spricht:
„Gewartet haben wir schon ewig
auf diesen Retter, diesen König.
Was wär der Grund, jetzt noch zu warten?
Wenn’s keinen gibt, dann lasst uns starten.“
Sie gehn, von Zuversicht getrieben,
und finden alles wie beschrieben:
Da ist der Stall, in dem sie sind:
Maria, Josef und das Kind,
die Krippe auch, so muss es sein –
die Hirten treten leise ein.
Vor Ehrfurcht still, stehn sie im Raum.
Jetzt merken sie, das ist kein Traum.
Verändert kehren sie zurück
als neue Menschen, voller Glück.
Sie fühlen sich von Gott gesegnet –
dem Retter waren sie begegnet.
Sie, Menschen, die in Anspruch nahmen
die Einladung, die sie bekamen.
Wer aber die Geschichte kennt,
mit Recht vielleicht, mich „Ketzer“ nennt,
denn so steht diese wirklich nicht
in unsrem biblischen Bericht.
Doch ist’s nicht gänzlich übertrieben,
denn Jesus selbst hat sie
beschrieben,
die Menschen, welche Gründe finden,
sich ganz diskret herauszuwinden
aus dieser Einladung zum Fest,
das Gott für uns bereiten lässt.
Der hier beschrieb’ne Sachverhalt
ist zweifellos schon ziemlich alt.
Die gute Nachricht ist jedoch:
Die Einladung gilt heute noch;
und das nicht nur zur Weihnachtszeit:
„Kommt her zum Fest, es ist bereit!“
© Hans Elwert 2014
Eine herzliche Einladung auch zu unserem Heiligabendgottesdienst:
24. Dezember - 16:00 Uhr
Calvary Chapel Freier Grund
Bitzegarten 5 (hinter der Volksbank)
57290 Neunkirchen