„Herr, ich bitte nicht, dass du mir deine Absicht zeigst, sondern nur, dass du meine Schritte lenkst.“ (David Wilkerson)

Donnerstag, 25. Februar 2010

Wie viel hat der eigentlich kapiert?

Mitten in der Nacht kam er und wollte sich unterhalten. Mitten in der Nacht! Dabei war sein Gegenüber den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatte gearbeitet. Jetzt war es Abend. Feierabend! Wohlverdiente Ruhe! Bis dass es klopfte, er hereinkam, sich setzte und erst einmal seine ganzen Komplimente loswurde. Darauf hätte sein Gegenüber allerdings auch verzichten können.

Nun ja, ein Gespräch kam in die Gänge, in dem der Besucher genau die Dinge erfuhr, die er hören musste. Allerdings kam eine Rückfrage nach der anderen. Der Besucher, gebildet wie er war, hätte verstehen sollen, ja, hätte bei seiner Ausbildung verstehen müssen. Aber nix da - nur Fragen. Und irgendwann in dieser Nacht ist er dann wohl aufgestanden, hat sich (hoffentlich) für die Zeit und das Gespräch bedankt und ist nach Hause gegangen.

Jesus hat sich möglicherweise anschließend schlafen gelegt, nachdem er Nikodemus dem Vater im Gebet anbefohlen hat, und Nikodemus wird vielleicht noch lange in jener Nacht über die seltsamen Aussagen Jesu gegrübelt haben. Wie viel hatte er eigentlich kapiert? Wir lesen nichts davon, dass er irgendwas verstanden hat von dem, was Jesus ihn lehrte.

Ein vergebliches Gespräch. Nichts verstanden. Vielleicht kam sich der Oberste in Israel wie ein Dummkopf vor. Vergebliche Mühe.

Wirklich?

Einige Kapitel später, in Johannes 7, wird uns von einer Spaltung unter den Juden bereichtet. Einige waren fasziniert von Jesus, andere, vor allem die Pharisäer, wollten ihn gefangen setzen. Und dann war es dieser Nikodemus, der seine Mit-Pharisäer darauf hinweist:

"Richtet unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man habe ihn zuvor selbst gehört und erkannt, was er tut?" (7:51)

Ein schüchterner Verteidiger des Herrn war er geworden. Er begann, etwas zu kapieren! Er trat ein für Jesus, verhalten, aber immerhin. Und die Jahre vergingen. Jesus ging seinen Weg - bis ans Kreuz. Nikodemus scheint verschollen, untergetaucht in der Masse der pharisäischen Feinde Jesu. Oder doch nicht?

In Johannes 19 lesen wir, was aus dem furchtsamen, nächtlichen Besucher geworden ist, der in seinem ersten Gespräch mit Jesus scheinbar nichts kapiert hatte. In Johannes 19 wird bereichtet, wie er einem anderen Jünger, der als heimlicher Jünger beschrieben wird, unter die Arme greift. Sie umgaben den Leib Jesu mit Spezereien, wickelten ihn eine Leinwand und legten ihn in ein Grab. Und Nikodemus spendete übermäßig viel Aloe und Myrrhe.

Jetzt hatte er den Mut, zu bekennen und sich zu Jesus zu stellen. Er, der bei seiner ersten Begegnung mit Jesus scheinbar nichts kapiert hatte, war jetzt ein aktiver, großzügiger Jünger Jesu geworden. Was wäre wohl aus ihm geworden, wenn es dieses erste, wenig Erfolg versprechende Gespräch mit Jesus nicht gegeben hätte?

Was manchmal recht schleppend beginnt und nicht Erfolg versprechend aussieht, kann am Ende sehr wohl wertvolle Frucht bringen. In 1 Korinther 15:58 ermuntert uns Paulus:

"Deshalb bleibt fest und unerschütterlich im Glauben, liebe Freunde, und setzt euch mit aller Kraft für das Werk des Herrn ein, denn ihr wisst ja, dass nichts, was ihr für den Herrn tut, vergeblich ist."

Das gilt mit Sicherheit auch für unser Zeugnis von Jesus. NICHT vergeblich, auch wenn es manchmal so aussieht!

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