„Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.“ (Johann Albrecht Bengel)

Montag, 6. November 2023

Zwei Samenkörner

 Ich habe den guten Kampf gekämpft,
den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.
(2Timotheus 2:7)

In der Veröffentlichung eines Hospizvereins fand ich folgende Geschichte, deren Idee Jack Canfield zugeschrieben wird:

Einst steckten zwei Samenkörner nebeneinander im Boden. Das erste Samenkorn sprach: "Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln ganz tief in die Erde senden und ich will als kleines, starkes Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter in ihrer ganzen Pracht entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und her wehen lassen und den frischen Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen! - Ich will wachsen!" Auf diese Weise erreichte das Samenkorn nach einiger Zeit sein Ziel und wurde eine kräftige, prächtige Pflanze.

Das zweite Samenkorn aber sprach: "Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dann dort oben über der Erde auf mich lauert. Es kann ja so viel geschehen, während ich wachse. Nein, nein - ich bleibe lieber hier in Sicherheit und warte, bis es noch sicherer ist." Und so verblieb das zweite Samenkorn in der Erde und wartete.

Eines Morgens kam eine Henne des Weges. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im Boden und fraß ihn auf.

Als ich über diese Geschichte stolperte, kam mir das oben zitierte Wort des Paulus in den Sinn. Die zwei Samenkörner stehen für zwei Christen, die unterschiedlich auf die Herausforderungen der Nachfolge reagieren. Richtig, Jesus hat die Nachfolge nicht als Spaziergang beschrieben, sondern mit den Worten (Johannes 12:24+25):

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben- bewahren.

Nachfolge hat mit beidem zu tun: mit Sterben und mit viel Frucht bringen, mit verlieren und mit gewinnen. Viele Christen gleichen dem zweiten Samenkorn, das sich fürchtet – vor dem Ungewissen, vor Schaden, Schmerz und Unsicherheit. Und eh es sich versieht ist das Leben vorbei und es hat keine Frucht gebracht, wozu es doch bestimmt war.

Demgegenüber das andere Korn: voll Eifer, seine Bestimmung zu erfüllen, koste es was es wolle. Der Wunsch nach Wachstum! Der Wunsch nach Tiefe. Der Wunsch zu feiern und der Wunsch nach Leben, wie es einer Pflanze gebührt; mit dem Ergebnis: Bestimmung erfüllt.

So klingt auch die Aussage des Paulus. Sein Leben war nicht einfach, es war kostspielig. Aber es wurde gekrönt durch die Krone der Gerechtigkeit. Am Ende seines Lebens hätte Paulus niemals bereut, „mit Christus gestorben zu sein“ und sein Leben für Jesus eingesetzt zu  haben. Er lebte ein erfülltes Leben gemäß seiner Bestimmung und brachte Gott die Ehre!

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