Jahre lang lag sie tot in ihrem Schlafzimmer,
bevor sie entdeckt wurde. Unsere
Lokalzeitung berichtete davon, dass eine Seniorin nach 8 Jahren Funkstille gefunden
wurde. Im Laufe der Jahre waren Wasser und Strom in ihrer Wohnung wegen
unbezahlter Rechnungen abgestellt worden. Eine Ausrede hatten Nachbarn
auch parat: „Man kann wohl kaum etwas machen, wenn die Leute wie Einsiedler leben.“
Von ihren Verwandten isoliert war die Frau vermutlich seit einem
Familienstreit. Offensichtlich wurde sie nicht vermisst. Wie groß muss
die Einsamkeit der Frau gewesen sein, die in diesem Jahr 90 Jahre alt
geworden wäre?
Montag, 20. Februar 2023
4 Euro gegen Einsamkeit
Wir brauchen die Einsamkeit nicht unter den
Toten zu suchen. Einsamkeit ist ein Problem der Wohlstandsgesellschaft.
Eine amerikanische Versicherungsgesellschaft berichtete, dass die
einsamsten Menschen Amerikas Hochschulstudenten sind. Das überrascht!
Die nächste Gruppe ist die der Geschiedenen, gefolgt von
Sozialhilfeempfängern, ledigen Müttern, Studenten vom Land, Hausfrauen
und den Alten.
Sicher ist diese Untersuchung nicht 1:1 auf
unser Land übertragbar. Ähnlich wird es aber auch bei uns sein.
Offensichtlich zieht sich das Problem der Einsamkeit durch fast alle
Bevölkerungsgruppen und muss auch da als gegeben gelten, wo man es nicht
vermutet.
Charles Swindoll illustriert, wie einsam
Menschen sein können. Er berichtet von einer Zeitungsanzeige in Kansas,
in der jemand anbietet: „Ich werde Ihnen 30 Minuten zuhören, ohne einen Kommentar, für nur 4 Euro.“
Swindoll bestätigt, dass sich die Anzeige wie ein Scherz anhört, aber völlig ernst gemeint war. Rief jemand an? Und ob! Es
dauerte nicht lange, bis diese Person 10 bis 20 Anrufe pro Tag erhielt.
Die Einsamkeit war so schneidend, dass einige bereit waren, alles für
eine halbe Stunde in Gemeinschaft zu versuchen.
Wenn Einsamkeit immer sichtbar wäre, sähe alles anders aus. Lachen ist keine Garantie. Schon Salomo wusste:
Auch hinter einem Lachen kann sich ein trauriges Herz verbergen
und das Lachen vergeht und der Kummer bleibt. (Sprüche 14:13)
Sicher werden wir alle heute Menschen
begegnen, hinter deren froher Fassade sich ein trauriges Herz verbirgt.
In den meisten Fällen wird es kaum oder gar nicht sichtbar werden. Das
Äußere mag lachen, während das Innere weint. Das Herz mag schreien, aber
es wird ein stummer Schrei sein.
Großzügig Liebe verteilen – kann das ein
Angebot der Hilfe sein? Ein freundliches Wort, ein Kompliment, eine
Aufmerksamkeit, eine gemeinsame Tasse Kaffee, eine Umarmung, ein
Telefonanruf, ein gemeinsames Gebet. Es gibt so viele Möglichkeiten!
Einige werden es ablehnen. Sie lassen niemanden an sich ran. Andere
werden es ignorieren. Ihr Bedarf an Liebe und Aufmerksamkeit ist
scheinbar gesättigt. Aber für andere wird es ein Schritt in Richtung
Heilwerden sein, Balsam für die Emotionen, Medizin für die Seele.
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