„Einer der größten Nutzen von Twitter und Facebook wird darin bestehen, am Jüngsten Tag zu beweisen, dass die Gebetslosigkeit nicht auf Zeitmangel zurückzuführen ist.“ (John Piper)

Montag, 28. März 2022

William Cowper

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Vorgestern ging es im letzten Teil unserer kleinen Miniserie „Christen und Depressionen“ um den christlichen Dichter und Autoren, William Cowper. Seine Person ist einfach faszinierend – vielleicht auch gerade darum, weil so viele Fragen über ihn und seine Krankheit unbeantwortet bleiben. In seinem Buch „Standhaft im Leiden(CLV Verlag) macht sich John Piper darüber Gedanken, warum ein wiedergeborener Christ solche Seelenqualen durchleiden muss, wie es bei Cowper der Fall war.

Beim Lesen über Cowpers Leben fielen mir Zeilen auf, die ein anderes Thema in Erinnerung riefen: Vergebung und Vergeben. Piper schreibt:

"Er (Cowper) hasste das Internat und sehnte sich nach seinem Vater: 
Am schlimmsten war, dass ich von allen Jungen derjenige war, der von einem 15-jährigen Jungen als geeignetes Objekt ausgesucht wurde, um seine grausamen Launen an mir auszulassen. Ich verkneife mir, die vielen grausamen Handlungen hier zu erwähnen, denen ich ständig ausgesetzt war. Es genügt, wenn ich sage, dass er mit seinen brutalen Handlungen mir eine derartige Angst vor seinem auftreten einjagte, dass ich mich noch gut daran erinnern kann, wie sehr ich mich davor fürchtete, die Augen nicht höher als bis zu seinen Knien zu erheben, und dass ich ihn, besser als an jedem anderen Teil seiner Kleidung, schon beim Anblick seiner Schuhbänder erkannte. Möge der Herr ihm verzeihen, und mögen wir uns in der Herrlichkeit wiedersehen!

Niemand hätte es im 18. Jahrhundert ausgesprochen. Doch bei dem, was wir heute über seine Auswirkungen und über Jungen in diesem Alter wissen, fällt es schwer, nicht an das Gespenst des sexuellen Missbrauchs zu denken. Wie schrecklich muss es für einen kleinen sechsjährigen Jungen gewesen sein, der dazu noch die Mutter und in gewisser Weise auch den Vater verloren hatte!" (Piper: S 144/145)

Cowpers Beschreibung der brutalen und demütigenden Behandlungen im Internat lassen nur einen Schluss zu: dass er vor anderen auf seinen Knien herumkriechen musste und zusätzlich misshandelt wurde. Piper vermutet sexuellen Missbrauch. Aber dieser Satz – dieser eine Satz – der hat es in sich! Cowper schreibt über seinen Demütiger:

„Möge der Herr ihm verzeihen, 
und mögen wir uns in der Herrlichkeit wiedersehen!“

Das geschah sicher nicht während der Internatszeit, als bleibender, seelischer Schaden zu seinem bereits verwundeten Herzen hinzugefügt wurde. Aber später, nach seiner Bekehrung als 32jähriger im Jahr 1763, da hat Gott etwas in seinem Herzen getan. Keine Heilung von Depressionen aber eine schier übernatürliche Bereitschaft, seinem Folterer zu vergeben. Nicht nur wünscht er ihm des Herrn Vergebung. Nein, er wünscht sich selbst, ihn in der Herrlichkeit wiederzusehen. Das zeugt von herzlicher Vergebung, wie Jesus sie von seinen Nachfolgern möchte, wenn Er uns in Matthäus 6:12 zu beten lehrt:

Und vergib uns unsere Schulden, 
wie auch wir vergeben unseren Schuldnern

und 2 Verse weiter (Vs 14+15):

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt,
so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen ihre Verfehlungen nicht vergebt,
so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

DAS verstand Cowper, handelte entsprechend und wird uns zum Zeugnis dafür, was es heißt, ‚von Herzen’ zu vergeben. Herzliche Vergebung ist möglich. Wir empfangen sie selbst durch Jesus – und geben sie weiter an unsere Freunde, Feinde und jeden dazwischen.

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