„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Freitag, 1. Oktober 2021

Bußprediger / Gnadenprediger

Diese Woche ging es in unserer Bibelstunde um Johannes den Täufer. Johannes war ein von Gott gesegneter Bußprediger. Aber: Wer möchte schon Bußprediger sein? Wir wollen zwar alle gerne Buße sehen im Leben derer, denen wir Zeugnis geben. Aber lieber durch eine Präsentation der Gnade, nicht einen Ruf zur Buße – oder? Wir reden lieber über Liebe, Vergebung und Barmherzigkeit als über das Gegenteil.

Dieser Tage fand ich einen Eintrag auf Facebook mit den Worten:

Hüte dich davor, einen Gott nach deinen eigenen Vorstellungen zu erschaffen:
Alles Barmherzigkeit – keine Gerechtigkeit.
Alles Liebe, kein Zorn.
Alles Gnade, kein Urteil.
Alles Annahme, keine Ablehnung.
Alles Himmel, keine Hölle. 

Das ist nicht der Gott der Bibel.

Ein Christ, der die Zeilen gelesen hatte, konterte sofort mit den Worten:

Hüte dich davor, einen Gott nach deinen eigenen Vorstellungen zu erschaffen:
Alles Gerechtigkeit – keine Barmherzigkeit.
Alles Zorn – keine Liebe.
Alles Urteil – keine Gnade.
Alles Ablehnung – keine Annahme.
Alles Hölle, keinen Himmel. 

Das ist nicht der Gott der Bibel.

Richtig ist beides. Die größere Versuchung in unseren Tagen besteht aber eher durch Verwässerung als Verhärtung der Botschaft. Johannes hätte vermutlich auch lieber sanft und einschmeichelnd gepredigt. Aber er war ein Prophet Gottes – Gottes Stimme! Er fand klare Worte, einen Ruf zur Umkehr – und Gott segnete!

Vor 130 Jahren folgte Marietta Reeside dem Ruf Gottes zu den Kiowa-Indianern in den USA. Marietta war die erste weibliche Missionarin unter den Kiowa. Nachdem sie lange genug im Stamm gewesen war, wussten die Kiowa, was es bedeutet, Christ zu sein. Fortan gaben sie ihr den neuen Namen: „Aim-day-co“.

Der Stammesführer erklärte: „Wenn Kiowa jemanden auf einem  falschen Weg sehen, rufen wir ‚Aim-day-co‘ (kehr um in diese Richtung). Unsere Schwester kam aus einem fernen Land zu uns und fand uns alle auf dem falschen Weg und in großer Gefahr. Sie stand an einer neuen Straße und rief uns zu und sagte: ‚Kehrt um in diese Richtung!‘ und zeigte uns den Weg zu Jesus. Gott segne Aim-day-co.“

Marietta, wie Johannes der Täufer, hatten sich nicht gescheut, zur Umkehr aufzurufen. Ihre klaren Worte brachten Frucht – wie bei Johannes, so auch bei ihr.

Allerdings trifft solch eine biblische Klarheit nicht immer auf Begeisterung. Das musste ein Pastor in einer Holzfällerstadt erfahren.

Der junge Pastor bemerkte, dass die Holzfäller ihren Stempel auf das Ende jedes Baumstamms brannten, bevor sie ihn in den Fluß transportierten, um zum Sägewerk zu treiben. Das Sägewerk schrieb dann demjenigen eine Gutschrift, dem der Stamm gehörte.

Eines Tages bemerkte der Pastor, dass einige Männer aus seiner Gemeinde flussabwärts die Enden einiger Stämme absägten und damit den Stempel entfernten. Anschließend brannten sie ihre eigenen Siegel in die Stämme und beanspruchen die Gutschrift.

Am nächsten Sonntag fand der Pastor klare Worte und hielt eine Predigt zum Thema: „Du sollst nicht stehlen!“ Er bemerkte jedoch, dass dieselben Männer in der nächsten Woche dasselbe taten. Am folgenden Sonntag gab er seiner Predigt den Titel: „Du sollst nicht das Ende vom Holzstamm deines Nachbarn absägen.“ Es heißt: Der Pastor wurde prompt aus der Stadt gejagt.

Klare Verkündigung kann kosten. Johannes fürchtete keine Folgen. Er verkündigte klar, kompromisslos und ausgewogen, was Gott ihm auftrug.

Die ganze Wahrheit zu bezeugen ist weder eine schreckliche Botschaft, noch eine Botschaft, deren wir uns schämen müssten. Es ist eine FROHE Botschaft!

Gottes Zorn über Sünde – aber Seine Liebe zu uns Menschen.
Gottes Verurteilung der Sünde – aber Jesu Freispruch der Gläubigen.
Gottes heilige Unnahbarkeit – aber Jesus, der uns Gott nahebringt.
Eine ewige Hölle für Verlorene aber ein herrlicher Himmel für alle, die Rettung annehmen. 

Das ist der Gott der Bibel.

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