„Rette die, die unschuldig zum Tode verurteilt wurden; sieh nicht untätig zu, wie sie sterben.“ (Sprüche 24:11/NLB)

Donnerstag, 18. Februar 2021

Der Quellenhüter

Heute morgen überraschten mich Verse in meiner Bibellese. In Hosea 11:1+2 las ich:

Als Israel jung war, liebte ich ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Aber sobald man sie rief, wandten sie sich vom Angesicht der Rufenden ab. Den Baalen opferten sie, und den Götzenbildern räucherten sie.

Gott tat Überirdisches, Gewaltiges für Israel. Er liebte Israel mit einer beispiellosen Liebe, berief Abraham, Isaak und Jakob; verhieß einen Retter, befreite sie durch zahllose übernatürliche Wunder aus der Sklaverei und … und … und …

Und Israel wandte sich ab von Ihm. Es hätte ihnen nicht besser ergehen können als mit Gott, aber sie wählten die toten Götzen. Warum nur? Das kam nicht über Nacht, sondern schlich sich ein. Eine kleine Sünde hier, eine kleine Sünde dort (gibt es überhaupt „kleine“ Sünden?).

Anderes ergriff ihre Aufmerksamkeit. Sie achteten nicht mehr auf Gott, sondern wandten sich ab. Ich bekenne: Ich verliere meinen Herrn auch immer wieder mal aus dem Fokus. Ich lese Hosea 11 und frage mich: Was lenkt mich ab?

Nicht die großen Dinge, die „großen“ Sünden sind es, die die Meisten von uns flachlegen auf dem Weg der Nachfolge. Es sind vielmehr die kleinen, unauffälligen Dinge. Es sind die Augenblicke, in denen wir durch „den Wurm an der Angel“ abgelenkt, angelockt und vom Herrn weggezogen werden.  

Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, welche die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge stehen in Blüte! 

 (Hohelied 2:15)

Peter Marshall illustriert unser Dilemma in seiner Geschichte von einer Stadt am Fuße eines Gebirges. Sie lag im Windschatten und war dadurch vor dem gröbsten Schnee und Sturm geschützt. Hoch in den Hügeln nahm es ein seltsamer und ruhiger Waldbewohner auf sich, Hüter der Bergquellen zu sein.

Er patrouillierte die Hügel, und wo immer er eine Quelle fand, säuberte er sie von der braunen Ansammlung von Schlick und Laub, von Schlamm und Schimmel und entfernte alle Fremdkörper, sodass das Quellwasser, das durch den Sand sprudelte, sauber ablief.

Das Wasser funkelte über Felsen und vereinte sich mit anderen Bächen, zu einem Fluss, der durch das Zentrum der Stadt floss. Mühlräder wurden von der Strömung angetrieben, Gärten durch das Wasser erfrischt.

Wie Diamanten glitzerte das Bergwasser in den Springbrunnen am Markt. Schwäne segelten auf der klaren Oberfläche des Flusses und Kinder lachten, wenn sie in der Sonne an den Flussufern spielten

Aber der Stadtrat bestand aus einer Gruppe hartgesottener Geschäftsleute. Sie überarbeiteten das Budget und fanden das Gehalt eines Quellenhüters. „Warum sollten wir diesen Waldläufer bezahlen?“ fragte der Kassierer. „Wir sehen ihn nie; Er ist für das Arbeitsleben unserer Stadt nicht notwendig. Wenn wir einen Stausee direkt über der Stadt bauen, können wir auf seine Dienste verzichten. Sein Gehalt können wir einsparen.“ So stimmte der Stadtrat dafür, auf die unnötigen Kosten eines Quellenhüters zu verzichten und ein Reservoir aus Zement zu bauen.

Der Hüter der Quellen besuchte die braunen Quellen nicht mehr, sondern beobachtete sie aus der Höhe, während die Stadtbewohner den Stausee bauten. Als das Reservoir fertig war, füllte es sich zwar bald mit Wasser, aber das Wasser schien nicht dasselbe zu sein. Es schien nicht mehr sauber zu sein, und grüner Schaum beschmutzte bald die Oberfläche. Es gab ständig Probleme mit der empfindlichen Maschinerie der Mühlen, denn sie waren oft mit Schlamm verstopft, und die Schwäne fanden über der Stadt ein neues Zuhause. Schließlich tobte auch noch eine Epidemie, und die feuchten, vergilbten Finger der Krankheit griffen in jedes Haus in jede Straße und Gasse.

Der Stadtrat trat erneut zusammen. Traurig stellten sie die Notlage der Stadt fest und erkannten ihren Fehler, dass sie den Hüter der Quellen entlassen hatten. Sie suchten ihn auf in seiner Einsiedlerhütte hoch in den Bergen und baten ihn, zu seiner früheren Arbeit zurückzukehren. Der Mann stimmte gerne zu und begann erneut, seine Runden zu drehen. Es dauerte nicht lange, bis reines Wasser unter Tunneln aus Farnen und Moosen herabfloss und im gereinigten Reservoir funkelte. Mühlräder drehten sich wieder wie früher. Üble Gerüche verschwanden. Die Krankheit ließ nach, die Kinder lachten erneut, und auch die Schwäne waren zurückgekommen.

Und dann endet diese Geschichte mit den Worten: Du bist der Hüter deiner Quelle. Hast du sie vernachlässigt?

Wir dürfen es nicht erlauben, dass sich Schmutz und Schadstoffe auf unserem Weg der Nachfolge ansammeln. Wir müssen sofort alles Schlechte entfernen, was Fuß fassen und sich festsetzen will. Lasst uns festhalten an der Gerechtigkeit und Reinheit, die Jesus uns geschenkt hat und unsre Quelle gut hüten, damit sie sauberes Wasser liefert.

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